Der Wunsch nach inkludiertem öV bestehe im Unterengadin und Val Müstair sowohl seitens Gästen als auch Beherbergern schon lange, schreibt die Tourismusorganisation in einer Mitteilung. Nach zahlreichen gescheiterten Anläufen während den letzten gut 15 Jahren sei es nun so weit: die Tourismus Engadin Scuol Samnaun Val Müstair AG (TESSVM) lanciert gemeinsam mit den Gemeinden Scuol, Valsot, Zernez und Val Müstair im nächsten Winter eine neue Gästekarte.

Die TESSVM
Die TESSVM ist die touristische Marketing-Organisation für das Unterengadin, Samnaun und Val Müstair. Im Auftrag der Aktionäre fördert die TESSVM primär national sowie international die Nachfrage nach touristischen Angeboten und Leistungen. Vor Ort ist die TESSVM zusammen mit allen Akteuren für die Angebotskommunikation und Gästebetreuung in fünf politischen Gemeinden mit über 20 Ferienorten zuständig. Die Organisation mit Hauptsitz in Scuol lanciert und koordiniert gemeinsame Projekte mit regionalen Partnern und Leistungsträgern und stellt die Abstimmung mit Graubünden Ferien und Schweiz Tourismus sicher. Das Unternehmen mit einem Budget von zirka 5.5 Millionen Schweizer Franken beschäftigt rund 40 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Voll- und Teilzeit, davon zwei Praktikant/-innen und drei Lernende. Die Ferienregion Engadin Samnaun Val Müstair steuert mit rund 1 Million Logiernächten knapp 10 Prozent zum Bündner Logiernächtetotal bei.

Dazu meint Martina Stadler, Projektleiterin und Direktorin der TESSVM: «Die Ferienregionen Engadin Scuol Zernez und Val Müstair zeichnen sich durch einen natur- und kulturnahen, authentischen Tourismus aus. Die neue Gästekarte mit inkludiertem öV stärkt unsere Positionierung als nachhaltige Destination deutlich und unterstreicht unser Engagement. Dass wir diesen Meilenstein nun erreicht haben, macht auch ein wenig stolz.»

Gäste der Hotellerie und Parahotellerie profitieren in den genannten Gemeinden künftig von zahlreichen Mehrwerten. Die neue Gästekarte berechtigt sie nicht nur zur Nutzung der öffentlichen Verkehrsmittel, sondern auch zur vergünstigten oder kostenlosen Teilnahme an über 70 verschiedenen Führungen, Erlebnissen und Kursen in der ganzen Destination.

Der inkludierte öV-Perimeter variiert je nach Übernachtungsort. Gäste in Scuol und Valsot kommen während der Sommersaison zusätzlich in den Genuss, die Bergbahnen Scuol gratis nutzen zu können. Die Präsidentin der IG Parahotellerie Unterengadin, Donna Minar, zeigt sich begeistert: «Was andernorts seit vielen Jahren bereits Standard ist, haben die Gäste in den Unterkünften unserer Region bisher vermisst. Umso mehr freuen wir uns, unseren Gästen schon bald die neue Gästekarte mit inkludiertem öV abgeben zu dürfen und sind überzeugt, dass damit Ferien bei uns noch attraktiver werden.»

Breit abgestützte Projektentwicklung
Dass sich Gastgeber und Gäste nun auf die neue Gästekarte freuen dürfen, sei das Resultat von sehr gutem Teamwork in der Destination, schreibt die TESSVM. Von Beginn weg sei ein grosser Fokus auf den Einbezug der verschiedenen Anspruchsgruppen gelegt worden. So seien neben den Gemeinden und Vertretern der Hotellerie und Parahotellerie auch Transportunternehmen und das kantonale Amt für Energie und Verkehr von Beginn weg involviert gewesen.

Fachlich wurde das Projekt durch die Experten von Rapp Trans geführt. An vier Informationsveranstaltungen im ersten Quartal 2021 konnten sich interessierte Partner zudem aus erster Hand über das Projekt informieren und ihre Gedanken einbringen. «Als ehemalige Präsidentin des Gewerbe- und Gastroverbands Val Müstair (umg) habe ich mich seit vielen Jahren für ein attraktives öV-Angebot für unsere Gäste eingesetzt. Unter dem Lead der regionalen Tourismusorganisation ist es gelungen, ein Angebot zu entwickeln, das einerseits die Bedürfnisse unserer Gäste deckt und andererseits finanziell tragbar ist», sagt Gabriella Binkert Becchetti, Gemeindepräsidentin von Val Müstair, dazu.

Finanzierung über die Kurtaxe
Die Einführung der neuen Gästekarte ist auch mit Mehrkosten verbunden. Sie werden über eine Erhöhung der Kurtaxen in den partizipierenden Gemeinden gedeckt, die dieser in den vergangenen Wochen zugestimmt haben.

Zusätzlich haben die Gemeinden für die Pilotphase eine Defizitgarantie gesprochen, um allfällige Kostenschwankungen abfedern zu können. Die Kurtaxen bleiben auch nach diesen Anpassungen im schweizweiten Vergleich angemessen und werden direkt durch die Gäste entrichtet.

Dreijährige Pilotphase
Nachdem die Finanzierungsentscheide gefallen sind, beginnt nun die Umsetzungsphase. Die TESSVM wird in den kommenden Monaten ein geeignetes System für die (digitale) Gästekarte evaluieren, einrichten und gegen Ende des Jahres die Beherberger schulen.

Die ersten drei Betriebsjahre von 2022 bis 2024 werden genutzt, um Erfahrungen zu sammeln, so wird z. B. das Nutzungsverhalten analysiert, es werden Rückmeldungen von Beherbergern und Gästen gesammelt sowie die Perimeter und die Kosten überprüft. Basierend auf den Erfahrungen kann die Gästekarte weiterentwickelt und angepasst sowie die Finanzierung langfristig sichergestellt werden.

Zwei Gemeinden – Valsot und Val Müstair – berücksichtigen bereits in der Pilotphase auch ihre Zweitwohnungen. Für Victor Peer, Gemeindepräsident von Valsot, ist das ein wichtiges Zeichen: «Die Besitzer von Zweitwohnungen stellen eine zentrale Anspruchsgruppe in unserer Gemeinde dar. Deshalb werden diese Gäste künftig ebenfalls in den Genuss der neuen Gästekarte mit inkludiertem öV kommen. Wir sind überzeugt, dass wir damit die Attraktivität von Valsot als Zweitheimat steigern können.» Auch in den Gemeinden Scuol und Zernez wird diese Option geprüft. (htr og)