Der Bundesrat hat am Freitag bekannt gegeben, dass die Schweiz am 15. Juni die Grenzen zu den EU- und Efta-Staaten und nicht nur gegenüber Deutschland, Frankreich und Österreich wieder öffnen will. Angesichts der Pandemie-Lage erscheine dies möglich, so der Bundesrat. Diese Linie entspreche derjenigen vieler europäischer Länder.

Endlich könne man im Ausland wieder gezielt Werbung machen für Ferienziele in der Schweiz und für die Hotels in diesen Gebieten, sagte Patric Schönberg von HotellerieSuisse am Freitag gegenüber der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. Immerhin stamme über die Hälfte der Touristen (53 Prozent) in Schweizer Hotels aus dem Ausland.[RELATED]

Gestützt auf die Situation im März und April erwartet die Schweizer Tourismus-Branche dieses Jahr einen Verlust von etwa 9 Milliarden Franken – davon allein etwa 2,5 Milliarden in der Hotellerie. 20 bis 30 Prozent der Hoteliers treibt die Angst vor einem Konkurs um, wie eine Umfrage Ende Mai ergeben hat.

Dabei gibt es grosse Unterschiede zwischen den Regionen. Die Berg-Hotellerie sei weniger betroffen von den Folgen der Coronavirus-Ausbreitung und dem verordneten Lockdown als jene in den Städten, die weniger Saison-abhängig ist, sagte Schönberg. Dort sei geradezu eine touristische «Wüste» entstanden mit dem Wegfall des Business-, Kongress- und Veranstaltungstourismus. Das sei im laufenden Jahr nicht mehr wettzumachen.

«Wichtiges, positives Signal des Bundesrates»
Schweiz Tourismus freut sich «ausserordentlich» über den Entscheid des Bundesrates, die Grenzen früher als geplant für die EU- und Efta-Staaten sowie Grossbritannien zu öffnen. Mit dem positiven Signal werde eine Unsicherheit aus dem Weg geräumt und den Reisenden ein Stück Sicherheit zurück gegeben.

Die Schweizer Tourismusbranche sei angewiesen auf Gäste aus Europa, sagte der Sprecher von Schweiz Tourismus, Markus Berger, am Freitag auf Anfrage. Diese machten 55 bis 60 Prozent der Reisenden aus und hätten in den letzten Monaten gefehlt.

Und auch nach den ersten Öffnungsentscheiden habe die unübersichtliche Situation die Gäste davon abgehalten, in die Schweiz zu reisen. Diese Vertrauenslücke sei durch den Bunderatsentscheid nun geschlossen worden und es herrsche Klarheit in Europa. «Die Unsicherheiten bremsen nicht mehr», sagte Berger.

Dass sich nun gleichzeitig auch die Schweizer Reisenden vermehrt für Ferien im Ausland entscheiden könnten, ist für Berger kein Grund zur Sorge. Denn der Schweizer Tourismus könne auch bei offenen Grenzen bestehen. Das habe er letztes Jahr bewiesen, als nicht nur mehr ausländische Gäste, sondern auch mehr Schweizerinnen und Schweizer Ferien in der Schweiz gemacht hätten. «Offene Grenzen sind für den Schweizer Tourismus nur von Vorteil», sagte Berger.

Trotz der früheren Grenzöffnung rechnet er mit einem der schlimmsten Jahre, die der Tourismus in der Schweiz je erlebt habe. Die letzte KOF-Prognose sei von einem Minus von 30 Prozent ausgegangen. «Wenn nun wegen der etwas früheren Grenzöffnung ein paar hundert oder tausend zusätzliche Touristen in die Schweiz kommen, kann das die Situation noch nicht retten», sagte Berger. (sda)