Die Tourismusbranche und insbesondere die Skigebiete blicken mit Bange auf morgen Freitag, denn seitens des Bundesrates werden neue, verschärfte Massnahmen in der Pandemiebekämpfung erwartet. Ladenbesitzer, Hotels und Restaurants in den touristischen Berggebieten verzeichnen in normalen Jahren bis zu 30 Prozent ihres Umsatzes über die Feiertage am Jahresende – und neue Beschränkungen könnten ein ohnehin schwieriges Jahr noch weiter verschärfen.

Das gesamte Wirtschaftsgefüge rund um den Bergsport leidet unter dem starken Rückgang der Besucherzahlen.  Laut dem Bergtourismus-Experten Laurent Vanat macht der Sektor 5 Milliarden Franken pro Jahr aus. Das entspricht 1 Prozent des Schweizer BIP. [RELATED]

In Kantonen wie dem Wallis und Graubünden steigt dieser Anteil jedoch auf 11 Prozent», sagt Vanat. Er schätzt, dass 100'000 Menschen in der Schweiz im Bergtourismus beschäftigt sind.

Doch die Schweiz ist in Europa bereits vor einigen Wochen in Ungnade gefallen, weil sie keine Schliessung der Skigebiete anordnete. Mittlerweile fordern zudem auch die Spitäler – darunter etwa Gregor Zünd, Direktor des Universitätsspitals Zürich – die Schliessung von «Kultur- und Sporteinrichtungen in der ganzen Schweiz». Die Spannungen rund um die Skigebiete, die bereits im Frühling erhebliche Verluste hinnehmen mussten, steigen also weiter an.

Bereits geschwächte Skigebiete
Die Skigebiete hingegen hoffen, dass sie offen bleiben dürfen. Auch ohne eine weitere Schliessung sei der Winter 2020 – mit eingeschränkten Öffnungszeiten für Bars und Restaurants und beschränkter Frequentierung der Anlagen – bereits schwierig, wie Bruno Huggler, Direktor des Tourismusbüros von Crans-Montana sagt: «Es wird eindeutig ein Defizit geben.»

Auch in Zermatt hat man Angst vor drohenden Verlusten: «Praktisch alle Arbeitsplätze im Dorf hängen vom Tourismus ab», sagt Simona Altwegg, Leiterin der Kommunikation des örtlichen Tourismusbüros. Vom Rückgang der Besucherzahlen seien also alle betroffen, insbesondere diejenigen, die viele ausländische Gäste beherbergen.

Allein im April sind die Übernachtungen im Vergleich zum Vorjahr um 99,5 Prozent auf ein Allzeittief gesunken. «Jedes Jahr generiert der Tourismus in Zermatt eine Wertschöpfung von rund 800 Millionen Franken. Ein Verlust von einem ganzen Monat hat also erhebliche Auswirkungen», sagt Altwegg. Der Ort rechnet daher in diesem Winter mit einem Umsatzrückgang von 20 bis 30 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.

Bergbahn-Konkurse werden langsam zum Thema
Auch die Ferienorte Villars und Saas-Fee haben mit den gleichen Schwierigkeiten zu kämpfen. Konkurse von Skigebieten seien ihm derzeit zwar noch keine bekannt, sagt Joel Bieler, Sprecher des Tourismusbüros von Saas Fee: «Aber ein zweiter Lockdown könnte natürlich zu solchen führen.»

Enrique Caballero, Präsident des Skigebiets Portes du Soleil, rechnet mit einem erheblichen Umsatzrückgang in den Jahren 2020-2021. «Aber es ist schwierig, den genauen Betrag vorherzusagen.» (awp sda)