Ab dem 6. November bedient Adria Airways ab Bern-Belp die Städte Berlin, Hamburg, München und Wien. Dazu stationiert die grösste slowenische Fluggesellschaft, die zur Luftfahrtallianz Star Alliance gehört, kurzfristig zwei Flugzeuge in Bern, wie sie am Sonntag per Communiqué mitteilte. Auf ihrer Internetseite spricht sie gar von drei Flugzeugen.

Weiter unklar ist indes, wie es mit der Berner Fluggesellschaft SkyWork weitergeht. Am Sonntag blieben sämtliche Flugzeuge am Boden und auch am Montag finden keine Flüge statt. Das schreibt die Gesellschaft auf ihrer Internetseite.

Überraschendes Angebot
Vom Adria-Airways-Angebot wurde SkyWork offensichtlich überrascht:SkyWork-Sprecher Max Ungricht sagte auf Anfrage, SkyWork nehme diese Presseinformation zur Kenntnis und wolle sie nicht kommentieren. Der Direktor der Flughafen Bern AG, Mathias Gantenbein, sagte am Sonntag in einem Interview mit der «Berner Zeitung BZ», Adria Airways sei «sehr kurzfristig» an sein Unternehmen herangetreten. «Die heute angekündigten Streckenaufnahmen durch Adria Airways zeigen, dass für das Fliegen ab Bern ein Markt besteht», sagt Gantenbein im Gespräch, das die «BZ» auf ihrer Internetseite publizierte. Die Abgaben von SkyWork machten einen Drittel des Umsatzes der Flughafen Bern AG aus.

In einem Interview mit der Online-Ausgabe der Zeitung «Der Bund»sagte am Sonntag der bernische Volkswirtschaftsdirektor Christoph Ammann, Geldgeber für Skywork zu finden, sei nicht einfach. «Die Rückmeldungen aus der Berner Wirtschaft, die ich in den letzten Tagen hatte, waren negativ.» In der Berner Regierung habe es Gespräche gegeben über eine Rettung von SkyWork. «Doch wir sehen keine Möglichkeiten, um uns an einer Rettung zu beteiligen.» Dafür gebe es keine Rechtsgrundlage. Fielen die SkyWork-Linien weg, wäre der volkswirtschaftliche Schaden «beträchtlich».

Ruhiger Sonntagmittag am Flughafen
Am Flughafen Bern ging es am Sonntagmittag denn auch sehr ruhig zu und her. Nur gut ein Dutzend Personen waren in der Schalter- und Abflughalle zu sehen, wie ein Augenschein eines sda-Korrespondenten zeigte. Zwei SkyWork-Angestellte sassen an einem Schalter bereit, um Reisenden Auskunft zu geben. Am Bildschirm mit den Ankunfts- und Abfluginformationen stand neben allen Skywork-Flügen das Wort «cancelled», abgesagt. Wie Airline-Sprecher Ungricht auf Anfrage sagte, erhielten Personen, die am Sonntag mit Skywork fliegen wollten, entweder das Geld zurück oder ihnen wurde ein Flug mit einer anderen Gesellschaft ermöglicht, mitsamt Bahnticket zum anderen Flughafen.

Der Gesellschaft mit ihren fünf Maschinen und 120 Angestellten war es nicht gelungen, rechtzeitig einen Finanzierungsplan vorzulegen, weshalb das Bundesamt für Zivilluftfahrt (BAZL) für den am Sonntag beginnenden Winterflugplan die Betriebsbewilligung suspendierte. Könnten die nötigen Gelder nachgewiesen werden, könne das BAZL die Bewilligung aber sofort wieder erteilen, hielt SkyWork am Sonntag fest. Auch an diesem Wochenende sei intensiv an einer Lösung gearbeitet worden. Die Gesellschaft gab sich aber kämpferisch: Mit Blick auf einen positiven Ausgang der Betriebsbewilligung bleibe der Winterflugplan aufgeschaltet und alle Flüge seien buchbar. Die Buchungsplattform werde erst deaktiviert, falls definitiv keine Betriebsbewilligung erteilt werde.

Mehr Passagiere transportiert
Skywork transportierte in diesem Jahr nach eigenen Angaben 140'000 Passagiere, gemäss Angaben von SkyWork-Chef Martin Inäbnit ein Plus von 25 Prozent im Vergleich zur gleichen Vorjahresperiode. Die Gesellschaft flog bis Ende des Sommerfahrplans am Samstag 17 Ziele an. Inäbnit schreibt in einem Statement vom Samstagabend von «ausgezeichneten Aussichten» für das kommende Jahr. Es lägen volldotierte Charter-Verträge vor. «Irgendwie ist es absurd, genau in diesem Zeitpunkt über ein AUS nachdenken zu müssen. Die SkyWork hat keinerlei Bankkredite offen und verfügt über Bar-Deposits für Absicherungen z.B. bei Kreditkartenfirmen in Millionenhöhe.»

Das Problem sei, dass die Firma über zu wenig Sicherheiten verfüge und deshalb «kaum kreditwürdig» sei. Bern sei für SkyWork zu klein, um einen Ganzjahresbetrieb kostendeckend zu betreiben. Es sei deshalb unabdingbar, dass die Firma ausserhalb von Bern zusätzlich Passagiere und Umsatz generiere. Nur so könne schlussendlich auch die «Homebase Bern»gesichert werden. Dies sei Teil des Businessplans 2018 - 2022, bei der eine Wachstumsstrategie im Mittelpunkt stehe. Die Airline entstand in den 1980er Jahren aus einer Flugschule. Der erste Linienflug ging 2009 nach Rotterdam. (sda/og)