Ein Rennen durchs Stadtzentrum kommt nicht in Frage. Das würde den öffentlichen Verkehr zum Erliegen bringen, wie der Berner Sicherheitsdirektor Reto Nause (CVP) ausführte. Der Swiss E-Prix 2019 führt stattdessen durch das Gebiet des Obstbergs. Die Rundstrecke verläuft via Aargauerstalden, Laubeggstrasse, Schosshaldenstrasse, Muristrasse und Grosser Muristalden. Das ermögliche tolle Bilder vor der einmaligen Kulisse der Altstadt, hielt Nause fest. Der Aargauerstalden eignet sich zudem bestens als natürliche Zuschauertribüne, wie sich schon 2016 beim Gastspiel der Tour de France zeigte.

Die Stadtregierung hatte das Rennen am letzten Freitag bewilligt. Im Tourkalender der Formel E finde sich Bern nun neben Weltstädten wie Paris, New York und Hongkong, freute sich Nause. Der Bundesstadt biete sich die Chance, einen publikumsträchtigen Grossanlass mit einem Nachhaltigkeitsdiskurs zu verknüpfen.

«Mobilität der Zukunft»
Denn die Stadtregierung sieht die Formel E nicht einfach als Autorennen mit Boliden, die mit über 200 km/h durch die Gegend rasen. Das Rahmenprogramm werde vielmehr dafür sorgen, dass Themen wie Nachhaltigkeit, Umwelt und die Mobilität der Zukunft ausgiebig zur Sprache kämen.

Das erste Schweizer Formel-E-Rennen fand im vergangenen Juni in Zürich statt und zog nach Angaben der Organisatoren über 150'000 Zuschauer an. Für eine Neuauflage 2019 bot die Zürcher Stadtregierung nicht Hand, sie verwies auf andere geplante Grossanlässe. Die Promotoren wandten sich deshalb an Bern.

Weniger Lärm
Aus den Zürcher Erfahrungen wollen sie lernen, wie Pascal Derron, Chef der Swiss E-Prix Operations AG, beteuerte. So wird die lärmintensive Boxengasse diesmal ausserhalb der Rundstrecke, beim Expo-Gelände, aufgebaut.

Die im März beginnenden Aufbauarbeiten sollen zeitlich möglichst straff gehalten werden. Nachtarbeiten darf es keine geben. Die Anwohner sollen regelmässig über den Stand der Dinge informiert und frühzeitig über Sperrungen orientiert werden.

Einschränkungen «gering»
Die Einschränkungen dürften insgesamt «verhältnismässig gering» ausfallen, verspricht der Gemeinderat. Am Rennwochenende wird es zwar umfassende Verkehrsbeschränkungen geben; Fussgänger und Velofahrer sollen sich aber jederzeit uneingeschränkt zwischen dem Innen- und Aussenbereich der Rundstrecke bewegen können.

Die Stadt Bern rang den Veranstaltern überdies das Versprechen ab, dass die Durchführung des Rennens zu keinen permanenten Erweiterungen oder Verbreiterungen des Strassenraums führen darf. Die Strassen auf der vorgesehenen Rennstrecke seien grundsätzlich schon breit genug, sagte Derron, es brauche bloss kleinere, temporäre Umbauten.

Gemischte Reaktionen
In Bern war der Entscheid des Gemeinderats am Wochenende auf ein geteiltes Echo gestossen, nicht nur bei betroffenen Anwohnern. Teils harsche Kritik kam von Grünen, Skepsis äusserten auch etwa SP-Politiker. Nause liess am Montag auf Anfrage offen, ob sich die rot-grün dominierte, fünfköpfige Stadtregierung einig war. «Wir haben jetzt alle Freude, manche mehr, andere weniger», sagte Nause.

Ob die Bundesstadt über 2019 hinaus Formel-E-Rennen austragen wird, steht noch nicht fest. Nause kann sich auch einen Turnus mit Zürich und einer Westschweizer Stadt vorstellen. (sda)