In der Tourismusregion Zürich sind 2021 im Vergleich zum Lockdownjahr 2020 39,1 Prozent mehr Hotelzimmer gebucht worden. Doch die Vor-Corona-Werte sind noch weit entfernt und dürften noch mehrere Jahre ausbleiben. 

«Eine vollständige Erholung nach der Pandemie dürfte frühestens für das Jahr 2025 zu erwarten sein», wie Thomas Wüthrich, seit Anfang 2022 Direktor von Zürich Tourismus, am Donnerstag an der Jahresmedienkonferenz ausführte. «Wir sind noch am Verdauen der letzten beiden Jahre. Sie haben die Branche arg mitgenommen.»

Einheimischer Markt reicht nicht aus
2021 wurden in der Tourismusregion Zürich, die von Baden bis nach Rapperswil und in den Kanton Zug reicht, 3,1 Millionen Hotelübernachtungen gezählt. 2020 waren es lediglich 2,6 Millionen, 2019 aber noch 6,5 Millionen.

Eine vollständige Erholung nach der Pandemie dürfte frühestens für das Jahr 2025 zu erwarten sein.

Thomas Wüthrich, Direktor Zürich Tourismus

Pandemiebedingt veränderte sich die Zusammensetzung der Gäste weiter. Erneut ein starkes Wachstum gab es bei den Einheimischen: In der Subregion Zürich, die die Stadt, das Limmattal, das Knonaueramt und die Flughafengemeinden umfasst, belegten die Schweizerinnen und Schweizer 50,9 Prozent mehr Hotelbetten als im Vorjahr.

Der Städtetourismus sei aber auf die Fernmärkte angewiesen, hielt Wüthrich weiter fest. «Wir können – anders als etwa Bergregionen – die ausbleibenden ausländischen Touristen nicht vollständig mit dem Schweizer Markt kompensieren.» Das zeigen auch die Zahlen. In der Subregion Zürich machten 2021 Schweizerinnen und Schweizer trotz Wachstum rund 45 Prozent der Gäste aus, landesweit sind es 71 Prozent.

2021 wurden im Vergleich zum Vorjahr in der Region Zürich auch wieder mehr Gäste aus den Nachbarländern gezählt. Nach wie vor fehlen aber wegen Reisebeschränkungen insbesondere die Touristen aus Asien, aber auch Personen aus Grossbritannien und Russland.

Positiver Ausblick trübt sich wieder ein
Für 2022 hatten die Verantwortlichen bei den Logiernächten bis vor wenigen Tagen ein weiteres Plus von 40 Prozent erwartet. Insbesondere bei Gästen aus Amerika und dem arabischen Raum sei mit einer positiven Entwicklung gerechnet worden, sagte Wüthrich.

Für die Amerikaner herrscht jetzt in Europa Krieg.

Guglielmo L. Brentel, der Präsident von Zürich Tourismus

Die Hotels hätten das Schlimmste der Pandemie überstanden und die Krise hinter sich gelassen, meinte auch Martin von Moos, Präsident der Zürcher Hoteliers. Es bestehe – etwa bei Hochzeiten, Familienfeiern und Seminaren – ein grosser Nachholbedarf. Es habe bis vor wenigen Tagen nur positive Signale gegeben, sagte von Moos.

Doch dieser an sich erfreuliche Ausblick hat sich angesichts der Entwicklung der vergangenen Tage wieder eingetrübt, wie Guglielmo L. Brentel, der Präsident von Zürich Tourismus, ergänzte. Es sei zwar unklar, wie sich der Konflikt in der Ukraine auswirke – doch bedeute er für den Tourismus sicher nichts Gutes. «Für die Amerikaner herrscht jetzt in Europa Krieg.»

Zimmerpreise brechen nicht ein
Die Zimmerauslastung in den Zürcher Hotels lag 2021 bei 40 Prozent. Im Lockdownjahr 2020 betrug sie 28 Prozent, im Vor-Coronajahr 2019 befand sie sich bei 73 Prozent.

Die Zimmerpreise konnten sich trotz der tiefen Auslastung halten; pro bezahltem und belegtem Zimmer wird für 2021 ein Umsatzerlös von 238 Franken ausgewiesen. 2020 war der Erlös auf 216 Franken gefallen, davor lag er seit 2012 immer zwischen 225 und 239 Franken.

Dass kein Einbruch erfolgt sei, sei einerseits erstaunlich, heisst es in einer Mitteilung von Zürich Tourismus. Dies spreche aber andererseits «für die nach wie vor hohe Qualität der hiesigen Hotelbranche».[RELATED]

 Vorstoss zur «Wiederbelebung des Städtetourismus».
An der Medienkonferenz erneuerte Zürich Tourismus-Präsident Guglielmo L. Brentel die Forderung, dass auch Städte Tourismuszonen einrichten könnten, um in den Zentren die Geschäfte sonntags öffnen zu können, wie dies in den Bergregionen bereits möglich sei. Dies unter dem Titel der «Belebung der Innenstädte», wie Brentel sagte.

In einem diesen Monat versendeten Brief an den Bundesrat fordert der Zürich Tourismus-Präsident zusammen mit der Zürcher Volkswirtschaftsdirektorin Carmen Walker Späh gleich lange Spiesse. 

Die dazu nötige Verordnung 2 zum Arbeitsgesetz soll auf Bundesebene angepasst werden, damit auch in Städten Tourismuszonen eingerichtet werden können, wie dies in den meisten Bergkantonen, aber auch in Tessiner Ortschaften wie Bellinzona, Locarno oder Lugano heute schon der Fall ist. (htr/sda/npa)