In den Jahren 2018 und 2019 zählte die Statistik allein in den Monaten Januar bis November jeweils fast eine Million Ankünfte von chinesischen Gästen in der Schweiz. Dann kam die Pandemie, und die Zahlen brachen ein. Zwar zeigte sich 2023 (Januar bis November) eine deutliche Erholung: Im Vergleich zum Vorjahr haben sich die Gästeankünfte gut verfünffacht. Trotzdem beträgt die Zahl der Ankünfte  gegenüber 2019 weniger als ein Drittel.

Yong Chen, Professor an der EHL Hospitality Business School in Lausanne, ist Spezialist für chinesischen Incoming- und Outbound-Tourismus. «Es ist unwahrscheinlich, dass der Tourismus aus China in den kommenden Monaten nennenswert wächst», sagt er.

Mit dieser Situation seien nicht nur einzelne Reiseziele wie die Schweiz konfrontiert, sondern der gesamte Weltmarkt. «Das Jahr 2020 war zusammen mit dem Handelskrieg zwischen den USA und China und vielen anderen geopolitischen Konflikten ein Wendepunkt in der globalen Tourismusbranche.»

Folgen der Konjukturschwächung
Die Konjunkturschwächung bremse den Konsum sofort, da die Kaufkraft der chinesischen Verbraucher weiter sinke. Sie würden teure Ausland- durch billige Inlandreisen ersetzen. Das geschrumpfte Einkommen der chinesischen Mittelschicht sei ein wichtiger Grund für die geringere Nachfrage.

Auch das touristische Angebot hat sich verändert. Derzeit sind viel weniger Direktverbindungen aus China verfügbar. Das hält die Preise hoch. Beispiel Flughafen Zürich: Im September gab es pro Woche 35 Direktverbindungen. Momentan sind es erst 17. Flughafen-Sprecherin Elena Stern sieht gleichwohl positive Signale: «Ab Beginn des Sommerflugplans gibt es von und nach Schanghai wieder gleich viele Flüge wie vor der Pandemie.»

2020 war ein Wendepunkt im globalen Tourismus.
Yong Chen, Professor EHL

Andererseits fliegt die Swiss bis auf Weiteres nicht mehr von Peking direkt nach Zürich. Dies werde sich in den nächsten paar Monaten auch nicht ändern, so Swiss-Sprecherin Meike Fullrott: «Im kommenden Sommerflugplan, der Ende März in Kraft tritt, werden wir keine Nonstop-Flüge von Zürich nach Peking anbieten. Über eine mögliche Wiederaufnahme wird zu einem späteren Zeitpunkt entschieden.»

Erholung in Sicht
Gleichwohl gibt es auch Anzeichen, dass die Erholung weiter voranschreitet: Vergleicht man die Anzahl erteilter Visa an chinesische Staatsbürger, so zeigt sich mindestens ein erfreuliches Bild. Im Herbst 2023 (September bis November)stellte die Schweiz wieder so viele Visa an chinesische Staatsbürger aus wie im Herbst 2019.

China-Spezialist Chen: «Im Vergleich zu 2019 ist die Zahl der Visaanträge vielversprechend. Es ist jedoch nicht klar, wie viele der Visainhaber letztendlich in die Schweiz reisen werden.» Ausserdem reise ein erheblicher Teil der chinesischen Touristen über ein europäisches Drittland in die Schweiz. Diese Transitreisenden seien in den Zahlen der Visainhaber nicht enthalten.

Der Drache schwächelt, aber er ist zurück
Die harten Lockdowns und eine gigantische Immobilienkrise schwächen die chinesische Wirtschaft. Das hat auch Konsequenzen für die Hospitality-Branche. Aus Anlass des chinesischen Neujahrs liefert die htr hotelrevue mit zahlreichen Artikeln eine Momentaufnahme des chinesischen Reisemarkts.

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