(Keystone-SDA) Der neue Gesamtarbeitsvertrag (GAV) kommt beim Swiss-Kabinenpersonal offenbar nicht gut an. Die Mitglieder der Kabinenpersonal-Gewerkschaft Kapers lehnten den GAV 2023 mit 65 Prozent ab, wie Kapers am Montag mitteilte.

Stimmberechtigt waren 2299 in der Kabine der Swiss-Flugzeuge Beschäftigte, die unter dem Gesamtarbeitsvertrag an den Standorten Zürich und Genf angestellt sind. Die Stimmbeteiligung betrug 89,9 Prozent. Der Abstimmungskampf verlief den Gewerkschaftsangaben zufolge teilweise hart.

Vorerst bleibt alles beim Alten
Konkret ändert sich vorläufig nichts. Der Gesamtarbeitsvertrag aus dem Jahr 2015 zwischen Kapers und der Fluggesellschaft ist nicht gekündigt und bleibt über den 1. März hinaus gültig. Frühestens kündigen können ihn die Sozialpartner per 30. April mit einer Kündigungsfrist von zwölf Monaten. Bis dahin gelten die heutigen Pflichten und Rechte.

Die Airline teilte mit, sie nehme den Entscheid zur Kenntnis. Sie bedauerte die Ablehnung. In den kommenden Wochen will die Tochterfirma der deutschen Lufthansa das Ergebnis analysieren und über das weitere Vorgehen entscheiden.

Der neue GAV sah unter anderem einen um 600 auf 4000 Franken höheren Einstiegslohn vor. Zudem sollte das gesamte Kabinenpersonal je nach Dienstalter und Qualifikation 4 bis 18 Prozent mehr Lohn erhalten. Gleichzeitig hätte der Vertrag eine bessere Planbarkeit des Soziallebens garantiert. Die Kapers-Leitung bezeichnete das Verhandlungsresultat als Fortschritt.

Piloten-GAV nach langem Kampf
Mitte Januar hatten die Swiss-Pilotinnen und -Piloten ihren neuen Gesamtarbeitsvertrag angenommen. Der Pilotenverband Aeropers hiess das neue Vertragswerk mit 87,4 Prozent gut. Die langen Auseinandersetzungen im Vorfeld hatten die Swiss an den Rand eines Pilotenstreiks geführt.

Der neue GAV beinhaltet eine Lohnerhöhung, einen Teuerungsausgleich, früher veröffentlichte Dienstpläne und keine Planumestellungen mehr nach Krankheit. Auch bei der Bodenabfertigung von Swissport und dem Bodenpersonal der Swiss gab es in den vergangenen Monaten Streit um zu geringe Löhne und zu hohe Arbeitsbelastung. In beiden Fällen lenkten die Unternehmen schliesslich ein.

Warnstreik bei Lufthansa
Während beim Swiss-Cockpitpersonal und den am Boden Beschäftigten eine Einigung zustande kam, hatte die Muttergesellschaft Lufthansa in Deutschland mit Arbeitsniederlegungen zu kämpfen. Mit ihrem eintägigen Warnstreik zwang die Gewerkschaft Verdi den Luftfahrt-Konzern zur Absage von rund 1300 Flügen. Bestreikt wurden sieben deutsche Flughäfen, darunter die Lufthansa-Drehkreuze Frankfurt und München.

In Deutschland läuft ein Lohnstreit im öffentlichen Dienst. Verdi und der deutsche Beamtenbund fordern eine Lohnerhöhung um 10,5 Prozent für die rund 2,5 Millionen Beschäftigten. Die Arbeitgeber haben die Forderungen zurückgewiesen. Eine neue Verhandlungsrunde ist für Mittwoch und Donnerstag geplant.