Kennen Sie Artikel 61a der Bundesverfassung? Er beauftragt Bund und Kantone, dafür zu sorgen, dass «allgemein bildende und berufsbezogene Bildungswege eine gleichwertige gesellschaftliche Anerkennung finden». Ein wichtiger Auftrag, handelt es sich bei der Berufsbildung doch um eine kostbare Errungenschaft, für die unser Land vielerorts beneidet wird.

Die Wirtschaft baut täglich auf die Leistungen praxisorientierter Fachspezialistinnen und Fachspezialisten. Nirgendwo sind die Beschäftigungsaussichten so gut wie unter Absolvierenden der höheren Berufsbildung. Deswegen müssen Bund und Kantone dafür sorgen, dass die Berufsbildung eine gleichwertige gesellschaftliche Anerkennung findet wie die Allgemeinbildung. Es ist stossend, wenn bei der Erarbeitung von rechtlichen Grundlagen ausgeblendet wird, dass die höhere Berufsbildung (Tertiär B) ein ebenso fester und wertvoller Teil der Tertiärstufe ist wie die Hochschulen (Tertiär A). So dürfen Drittstaatenangehörige mit schweizerischem Hochschulabschluss laut Ausländer- und Integrationsgesetz mit erleichtertem Zugang zum Arbeitsmarkt rechnen, wo entsprechender Bedarf besteht. Eine Ausnahmeregelung für Absolvierende der höheren Berufsbildung sucht man vergeblich.

HF-Bildungsgänge erfreuen sich eines hervorragenden Rufs – auch im Ausland.

Für die Hotellerie und Gastronomie ist dies sehr relevant. Die schweizerischen Hotelfachschulen mit eidgenössisch anerkannten Bildungsgängen HF erfreuen sich eines hervorragenden Rufs weit über unsere Grenzen hinaus. Gerade die englisch- und französischsprachigen Bildungsgänge ziehen auch Studierende aus Drittstaaten an. Diese Studierenden erwerben auf dem Weg zum Diplom HF genau die Kompetenzen, die der hiesige Arbeitsmarkt braucht.

Viele knüpfen dabei Kontakte zu potenziellen Arbeitgebenden. Ein Jobangebot zu haben und es annehmen zu können, sind dann aber immer noch zweierlei Dinge – auch wenn es eigentlich eine Win-win-Situation für alle wäre.

Mit meiner Motion «Den Fachkräftemangel mit allen mildern, die einen Abschluss in der höheren Berufsbildung haben» fordere ich deshalb, dass Absolvierende der höheren Berufsbildung hierzulande unbürokratisch arbeiten können. Es liegt in den Händen der Politik, angesichts des sich zuspitzenden Fachkräftemangels pragmatische Lösungen zu finden. Mein Vorstoss ist ein Beitrag dazu.