Donald Trump, heute der Poster Boy der Rechtsnationalisten, war 1992 noch ein angesehener Geschäftsmann. Sein Imperium stand für Erfolg und Pomp. Hotels, Casinos, Golfplätze: ein beeindruckendes Portfolio. Es erstaunt nicht, dass die hotel + tourismus revue (der damalige Name des Blattes erklärt das heute geläufige htr) dem umgebauten Hotel Seehof in Davos schmeicheln wollte, als es dieses als «hochalpines Mini-Trump im Prättigau» betitelte. «Da funkelt und spiegelt und glitzert es, dass man meinen könnte, das Haus sei als Feriendomizil für Donald Trump konzipiert worden.» Kurze Zeit später musste Trump Anteile an seinen Casinos verkaufen, um die Insolvenz abzuwenden. Heute würde sich die Redaktion hüten, ein Hotel in die Nähe des Ex-Präsidenten zu rücken. Zu gross wäre die Sorge vor einer Klage wegen übler Nachrede.

Eine eigene Kapellbrücke für die Japaner
Den Japanern wird nachgesagt, sie seien Weltmeister im effizienten Bereisen eines Landes. Am Morgen über die Kapellbrücke, Mittagessen auf dem Jungfraujoch, Fotostopp beim Zytglogge-Turm und abends den Jet d’eau bestaunen: die Schweiz in einem Tag. Das müsste doch noch effizienter gehen, sagten sich 1992 Investoren und planten zwischen Tokio und Nagano eine Sammlung der Schweizer Highlights auf 300 Hektaren. Dort hätten jährlich 1,2 Millionen Japanerinnen und Japaner die Schweiz in kompakt erleben sollen: Von der Tellskapelle zum Schloss Chillon wäre es nur ein kurzer Spaziergang über die Kapellbrücke gewesen. Swiss Paradise hiess das Projekt. Dass die Website www.theswissparadise.com heute auf ein urchiges Ferienhaus im Nidwaldner Weiler Wirzweli verweist, sagt einiges über den Erfolg des geplanten japanischen Schweiz-Plagiats aus.

Was bloss fängt eine Frau mit einem Weinberg an?
Die Frage «Was macht eine Frau im schönen Tessin, wenn sie einen Weinberg erbt?» hielt man 1992 noch für angebracht. Dass sie ihn bewirtschaften könnte, war für den zuständigen Redaktor damals kaum denkbar. Weil sie es trotzdem tat und erst noch viel Geld in den Ausbau des Weinguts investierte, stellte die Zeitung ihr die Frage: «Wäre es nicht viel einfacher gewesen, den Boden zu verkaufen und damit ein schönes Leben zu führen?» Gefolgt von: Sind Sie eine «Emanze», und was sagt Ihr Ehemann dazu? Am Ende räumte besagter Beitrag immerhin ein, die Jungwinzerin sei «eine Frau, die weiss, was sie will und wie sie sich durchsetzen kann». Sie zeige auf, «wie sich eine Frau behaupten kann, ohne ihre Weiblichkeit zu verleugnen».

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