Festlichkeiten, bei denen man zusammenkommt, anstösst und feiert, sind nach der Pandemie wieder besonders beliebt. Das sagt Nicole Pandiscia-Hasler, die Gründerin der Eventagentur Event Designer mit Sitz in Ponte Tresa TI. Sie richtet seit 20 Jahren Events und Jubiläumsfeste aus, so auch jenes zu 75 Austragungsjahren des Internationalen Filmfestivals in Locarno 2022. Doch welche Jubiläen lohnt es sich zu feiern? Die Eventdesignerin weiss Rat.

Diese Jubiläen müssen gefeiert werden
Soll man das 100-Jahr- oder das 111-Jahr-Jubiläum feiern? Klassisch werden Jubiläen alle 25 Jahre gefeiert. Runde Jubiläen wie 50 oder 100 Jahre sind besonders beliebt. Dabei gilt die Regel: je höher die Zahl, desto grösser der Stellenwert des Festes. Aber keine Regel ohne Ausnahme. Auch Schnapszahlen wie 33, 99 oder 111 eignen sich für eine Feier, denn sie erregen mehr Aufmerksamkeit. Wichtig ist, dass die Motivation stets authentisch bleibt und zur Firmenkultur passt.

Von Erfolgen und Misserfolgen erzählen
Ein Jubiläum ist eine Chance, die genutzt werden sollte. Bloss ein paar Ballons und eine Gratiswurst sind tabu. Damit erreicht man zu wenig. Die Geschichte des Hauses bestimmt die Feier. Wenn Gäste, Mitarbeitende und Partner eingeladen sind, lassen sich Meilensteine ganzheitlich erzählen. Man sollte sich dabei nicht nur auf die Erfolge beschränken, sondern auch über Misserfolge reden, beispielsweise darüber, welche Ziele nie erreicht worden sind, wie man Krisen gemeistert hat, wo man heute steht und in welche Richtung man sich entwickeln möchte. Jubiläen eignen sich, um Ankündigungen über Neubauprojekte oder Generationenwechsel zu machen. Diese Erzählart zeigt die Firmen-DNA. Sie ist authentisch und deshalb effektvoll. Ein Jubiläum ist zudem besonders passend, um Mitarbeitenden, Gästen und Partnern zu danken – das stärkt die Bindung.

Zwei Jahre Vorbereitungszeit sind ideal
Die Zauberformel für eine gelungene Jubiläumsfeier ist Kreativität mal Emotionen. Damit holt man die Gäste ab und überrascht im besten Fall. Um kreativ zu sein, braucht es allerdings genug Vorlaufzeit und einen freien Kopf. Deshalb sollte mit dem Brain­storming zwei Jahre im Voraus begonnen werden. Wenn man zu spät beginnt, verbaut man sich oft den Weg, geniale Ideen zu finden und umzusetzen. Gerade für das Organisieren von speziellen Materialien oder Wunschpartnern in der Küche oder als Entertainer kann es plötzlich zu spät sein. Ein Jahresplan hilft dabei, langfristig zu planen und detailliert zu kommunizieren.

Wer den Lead für die Feierlichkeiten übernimmt, hängt von den Faktoren Professionalität und Kapazität ab. Das kann beispielsweise der hauseigene Eventmanager sein. Aber man sollte unbedingt auch die weiteren Mitarbeitenden frühzeitig in die Planung einbeziehen. Ihre Motivation zur Mitarbeit steigt, und das Fest wird erfolgreich, denn: Mitarbeitende sind immer auch Teil der Geschichte und der Zukunft. Es gilt, darauf zu achten, dass die Mitarbeitenden keine zu hohe Doppelbelastung durch das Tagesgeschäft und das Jubiläum haben. Besser ist es, wenn sie für die Vorbereitungen genug Arbeitszeit zur Verfügung erhalten. Bei einer drohenden Überlastung kann man die Jubiläumsorganisation aufteilen und einen Teil an eine Eventagentur outsourcen.

So bleibt der Event in Erinnerung
Beim Brainstorming sollte man stets das Zielpublikum vor Augen haben. Welche Botschaft will man den Gästen vermitteln? Die Ambition eines Festes muss immer sein, die Beziehung zu den Zielgruppen zu stärken und positiv in Erinnerung zu bleiben. Ein schnell entworfenes Logo reicht dafür nicht. Es braucht eine neue Verpackung, einen neuen Look.

Ein gutes Beispiel dafür kann ein Fest an einer ungewöhnlichen Location sein, beispielsweise im Wald, beim Lido oder in einem Hangar. Dabei soll sich das Hotel komplett neu inszenieren, etwas erschaffen, das die Gäste spüren und einen Wow-Effekt auslöst. Wenn man eine Ausstellung entwirft, kann sie unattraktiv werden, wenn man bloss Tafeln mit Informationen aufstellt. Wenn man die Ausstellung aber mit den fünf Sinnen erlebt, bleibt sie im Gedächtnis haften. Es darf nichts ausgelassen werden, aber wieder gilt: authentisch bleiben!

Es kommt nicht auf das Budget an
Das Budget ist zweitrangig. Es gibt Feste mit einem grossen Budget, die langweilig sind, und solche mit einem kleinen Budget, die eine Pointe haben. Veranstaltungen zu Themen kommen gut an. Die Hoteliers können einen Hotelgarten für eine Party neu inszenieren und für die Gäste einen bestimmten Dresscode festlegen. Dann sind sie Teil der Party und tragen zu deren Gelingen bei. Dieses Szenarium wird durch ein passendes Entertainment und die entsprechende Kulinarik abgerundet. Natürlich kann man ein Buch herausgeben, eine Pressekonferenz oder eine Ausstellung kuratieren.

Ein Jubiläum heisst aber immer auch: zusammenkommen und gemeinsam feiern. Für Feierlichkeiten lohnt es sich auch, normalerweise verschlossene Türen zu öffnen. Menschen lieben es, hinter die Kulissen zu schauen, in der Hotelküche das eigene Menü zu kochen oder den Weinkeller kennenzulernen. Oder wie wäre es mit selbst produzierten Interviews mit Mitarbeitenden auf der Hotelwebsite? Dafür können die Mitarbeitenden knackige oder witzige Fragen beantworten, und schon hat man einen Wow-Effekt. Das ist authentisch und kommt gut an. Ein gutes Jubiläum geht also über Kreativität und nicht über das Budget.


Nachgefragt

100-jähriges Jubiläum der «The Tschuggen Collection» im Zeichen des Klimaschutzes

Leo Maissen, CEO Hotel Operations The Tschuggen Collection, erklärt im Interview, welche Bedeutung der Klimaschutz für die Hotelgruppe hat und wie sich dieser in der Jubiläumsfeier zeigte. [IMG 2]

The Tschuggen Collection feiert 2023 das 100-Jahr-Jubiläum. Wie wird gefeiert?
Unter dem Patronat der Stiftung Myclimate luden wir im März zum Race for Nature nach Arosa. Bei dem geselligen Skirennen gingen verantwortungsvolle Unternehmen für den guten Zweck an den Start. Sie wurden durch bekannte Skistars wie Erika Reymond-Hess und Didier Cuche sowie junge Nachwuchstalente des Skiclubs Arosa unterstützt.

Das Jubiläum der Tschuggen Collection sollte einen Beitrag zum Klimaschutz leisten.


Was stand hinter den Überlegungen?
Durch die Standorte der Tschuggen Hotels inmitten beeindruckender Naturkulissen teilen wir die Überzeugung, dass der Klimawandel und der Schutz der Umwelt die wichtigsten Herausforderungen der heutigen Zeit sind. Und so sollte auch das Jubiläum der Hotelgruppe einen Beitrag zum Klimaschutz leisten, damit die Natur rund um die vier Häuser und vor allem auch die schneebedeckten Berge im Winter für die nächsten Jahrhunderte und die kommenden Generationen erhalten bleiben.

Was waren die Ziele?
Ziel war es, den anwesenden Naturschutzorganisationen eine Plattform für ihre Herzensprojekte zu bieten und dass sie mit den teilnehmenden Unternehmen in einen lösungsorientierten Austausch treten können.

Welche Kosten haben Sie dafür aufgewendet?
Das aufgewendete Budget ist einem Anlass zum 100-jährigen Bestehen würdig. Wichtig war, dass auf bestehende Infrastrukturen zurückgegriffen und durch bereits bestehende Partnerschaften Unterstützung gesichert wurde.

Sie haben 355 000 Franken gesammelt. Wem kamen die Spenden zugute?
Es wurde bewusst darauf geachtet, dass vor allem lokale, anerkannte Organisationen vertreten sind. Die Spenden erhielten sie für klar definierte Projekte. Dadurch konnten mit der gesamten Spendensumme sowie den Gesprächen vor Ort und dem Austausch in den Workshops bereits unmittelbar langfristige Resultate erzielt werden.

Blanca Burri