Künftig werden auch die Höheren Fachschulen (HF) der Hospitality-Branche einen «Bachelor» verleihen. Nicht selbst, dazu sind sie als Teil der Höheren Berufsbildung nicht berechtigt. Sondern in Zusammenarbeit mit einer vom Bund akkreditierten Fachhochschule. Im September dieses Jahres, mit dem Start des akademischen Herbstsemesters, kommen gleich mehrere Hotelfachschulen der Deutschschweiz mit einem solchen Angebot neu auf den Schweizer Bildungsmarkt: Die Swiss School of Tourism and Hospitality SSTH in Passugg in Zusammenarbeit mit der Ecole hôtelière de Lausanne als Teil der Fachhochschule Westschweiz (HES-SO). Auch die Absolventen der HF Thun können direkt in das Bachelor-Programm der SSTH einsteigen. Die Hotelfachschule Luzern SHL ist für ihren neuen Bachelor-Studiengang eine Partnerschaft mit der HSLU Hochschule Luzern eingegangen. Bereits im ersten Semester immatrikuliert sind die Bachelor-Studierenden der Hotelfachschule Belvoirpark Zürich: Der neue Studiengang in Kooperation mit der Fachhochschule Kalaidos läuft seit Frühjahr dieses Jahres. Verliehen werden die Bachelor-Titel immer von der jeweiligen Fachhochschule.

Christa Augsburger, Direktorin der SHL, nennt die Gründe, warum Hotelfachschulen um den akademischen Bachelor heute nicht mehr herumkommen. Grund Nummer eins: Der Arbeitsmarkt ist zunehmend ein globaler. «Jeder Studierende macht heute mindestens ein Praktikum im Ausland», beobachtet Augsburger. Das Diplom der Höheren Fachschulen ist international unbekannt, ein Pendant fehlt. Und die erhoffte Alternativbezeichnung für das HF-Diplom, der nicht akademische «Professional Bachelor», hat politisch aktuell keine Chance.

«Langfristig wird jeder zweite HF-Absolvent ein Bachelor-Studium anschliessen.»

Christa Augsburger, Direktorin Hotelfachschule Luzern

Grund Nummer 2: Absolventen der Hotelfachschulen sind auch ausserhalb der Hospitality-Branche gefragte Mitarbeitende. Hier ist auf Kaderstufe ein Bachelor-Titel – wie auch international – bereits viel üblicher. Paul Nussbaumer, Direktor der Hotelfachschule Bel­voirpark, erhofft sich mit der Kombination Bachelor und Hotelfachschuldiplom eine Sogwirkung für die Branche. Dass so Qualifizierte mittelfristig die Branche wieder verlassen, stört ihn nicht. «Das Gastgewerbe zählte schon immer überdurchschnittlich viel junge Mitarbeitende.» Und gerade für Frauen sieht er die Kombination mit dem Bachelor als Chance: «Wollen sie in der Familienphase in Teilzeit arbeiten, lohnt sich das finanziell meist nur mit einem gut qualifizierten Job.»

Mit dem «Diplom HF» direkt in den verkürzten Bachelor-Studiengang
Die Modelle der Schulen sind sehr unterschiedlich (siehe Tabelle). Gemeinsam ist ihnen, dass sie die praktisch orientierte Hotelfachschulausbildung mit jener der akademischen Fachhochschule kombinieren. Wer das «Diplom HF» in der Tasche hat kann nahtlos in den Bachelor-Studiengang der jeweiligen Hotelfachschule respektive ihrer Partner-Fachhochschule über­treten. Maximal fünf Jahre dürfen dazwischen liegen. Und das ohne eine Matura oder Berufsmatura.

Mit zwei bis vier Semestern dauert der Hospitality-Bachelor-Studiengang deutlich weniger lang als der reguläre an der Fachhochschule oder Universität (Regelstudienzeit meist 6 Semester). Viele Module der HF können angerechnet werden, die Hälfte der nötigen ETCS-Punkte bringt der HF-Absolvent bereits mit. Die Hotelfachschule Belvoirpark sieht noch ein Modell für Maturanden vor, sie können bereits während der Hotelfachschule Bachelor-Module belegen.

Aktuell ist die Anmeldezahl für das Bachelor-Programm der Hotelfachschulen noch überschaubar. Doch Christa Augsburger rechnet damit, dass langfristig jeder zweite HF-Absolvent auch noch ein Bachelor-Studium anschliessen wird.

 

Gudrun Schlenczek