Sollten Strom oder Gas diesen Winter derart knapp werden, dass das Angebot die Nachfrage nicht mehr deckt und auch der Markt für kein Gleichgewicht mehr sorgt, wären wir in einer Mangellage. Und dann? Dann gibt der Bundesrat mit teils drastischen Massnahmen Gegensteuer. Obwohl die Details dazu noch nicht bekannt sind, kennen wir bereits einige Eckwerte.

Bei einer Strom- oder Gasmangellage eskalieren die Eingriffe über mehrere Stufen und immer strengere Massnahmen. In einem ersten Schritt setzen die Behörden auf freiwilliges Energiesparen. Am Mittwoch hat der Bundesrat bekannt gegeben, dass er den Gasverbrauch so um 15 Prozent reduzieren möchte. Eine entsprechende Kampagne startet demnächst. Reicht das nicht, um die Mangellage zu beheben, verhängt die Regierung Zwangsmassnahmen.

Kontingente für Grosskunden
Beim Strom werden dann zuerst nicht zwingend benötigte Anwendungen eingeschränkt oder verboten. Betroffen sind vermutlich zuerst Anwendungen wie Leuchtreklamen und Rolltreppen – später auch Bereiche wie Saunen und Skilifte. «Die konkrete Liste aller verbotenen Anwendungen von Strom ist abhängig vom Grad der Unterversorgung und wird bei der Inkraftsetzung der Massnahme durch den Bund kommuniziert», hält das Bundesamt für wirtschaftliche Landesversorgung auf seiner Website fest.

«Das gibt Chaos.»

Lukas Küng, Chef der Organisation für Stromversorgung in ausserordentlichen Lagen (Ostral)

Der nächste Eskalationsschritt sind Kontingentierungen. Diese betreffen rund 33 000 Grossverbraucher mit einem Jahresverbrauch ab 100 000 kWh – also auch zahlreiche touristische Betriebe. Bei einer Kontingentierung wird den Unternehmen zwar vorgeschrieben, wie viel Strom sie insgesamt einsparen müssen. Wo sie wann wie viel Strom sparen, legen sie aber selbst fest. So soll die Beeinträchtigung des Betriebs möglichst minimiert werden. Lukas Küng, Chef der Ostral, der Organisation für Stromversorgung in ausserordentlichen Lagen, rechnet damit, dass es bei dieser Massnahme im Normalfall etwa zwei Wochen Vorlauf geben würde, wie er kürzlich in einem Webinar von Economiesuisse sagte.

Die finale Eskalationsstufe sind Netzabschaltungen. Netzabschnitte werden je nach Grad der Unterversorgung jeweils für 4 Stunden aus- und dann für 8 Stunden eingeschaltet, oder im Extremfall für 4 Stunden aus- und für nur 4 Stunden wieder eingeschaltet. Dann funktioniere keine Lieferkette mehr, warnte Küng. «Das gibt Chaos.»

Jetzt den Öltank auffüllen
Im Falle einer Gasmangellage müssen nach den Sparappellen sogenannte Zweistoffanlagen von Gas auf Öl umgestellt werden. Zweistoffanlagen sind zum Beispiel Heizungen, die sowohl mit Gas als auch mit Öl betrieben werden können. Michael Schmid vom Verband der Schweizerischen Gasindustrie fordert Kunden mit solchen Anlagen auf, jetzt die Öltanks zu füllen, um auf einen Umschaltzwang vorbereitet zu sein.

Jüngst hat der Bundesrat als weiteren Schritt die Möglichkeit von Einschränkungen nicht zwingend benötigter Anwendungen ins Spiel gebracht. Betroffen sein könnten etwa Heizpilze auf Gastroterrassen oder das Beheizen einer Wellnessanlage. Und als letzte Stufe sieht er die Kontingentierung vor. Davon wären auch Hotels und Restaurants betroffen, die anders als Wohnheime derzeit als «ungeschützte Betriebe» eingestuft sind.