Laura Schacht, mit welchem Cocktail haben Sie auf Ihren Erfolg am «World Class»-Wettbewerb nach der Siegerehrung in Barcelona angestossen?

Mit keinem Cocktail, sondern einem kühlen Red Stripe-Bier.

Sie hatten allen Grund zum Feiern: Nachdem Sie bereits am Schweizer und am Westeuropäischen Finale des Barkeeper-Wettbewerbs brilliert haben, sind Sie am Weltfinale unter die besten acht gekommen. Wie haben Sie die Woche erlebt?

Es war super anstrengend, und ich bin todmüde, aber noch immer völlig geflasht von dieser genialen Wettbewerbswoche. Von Tag zu Tag wurde es zwar anstrengender, manchmal hatten wir morgens um 8 Uhr das erste Meeting, die Challenges dauerten oft bis 23 Uhr, und danach haben wir noch bis morgens um 3 für den nächsten Tag geübt. Aber das alles hat sich zum Glück gelohnt, ich bin sehr glücklich und zufrieden mit diesem Resultat.

Wie waren Sie nach solch langen Tagen überhaupt noch leistungsfähig?

Dieser spezielle Rhythmus war ja auch aufregend, mir persönlich entsprach das sehr, es brachte mich in richtige Wettbewerbsstimmung. Das war auch nötig, denn für gewisse Challenges hatte ich mich im Vorfeld gar nicht richtig vorbereitet.

Im Ernst?

Ja, es klingt im Nachhinein zwar immer etwas komisch, aber ich hatte ehrlich niemals damit gerechnet, so weit zu kommen. Die Prüfungen für Ende der Woche habe ich beim Üben in der Schweiz deshalb eher vernachlässigt, ich dachte, ich scheide viel früher aus. Ausserdem gab es Disziplinen wie «Food Pairing», also welcher Cocktail zu welchem Essen passt, die man gar nicht vorbereiten konnte, da man nicht wusste, welches Essen einem vorgesetzt wird. Als ich nach vier Tagen Wettkampf in die Runde der letzten 16 kam, war das schon jenseits meiner Erwartungen. Und als dann mein Name bei der Bekanntgabe der acht Schlussfinalisten genannt wurde, bin ich vor Schock fast umgefallen (lacht).

Den Haupttitel «World Class Barkeeper of the Year» hat denn auch der Spanier David Rios geholt. Sind sie trotz dem Abschneiden über Ihren Erwartungen etwas enttäuscht?

Absolut gar nicht. Wie gesagt, ich habe gar nicht damit gerechnet, dass ich es überhaupt unter die letzten 16 schaffe und nun das! Ich bin mehr als zufrieden mit meiner Leistung.

Wie war die Woche unter den Finalisten generell?

Es war eine grosse Unterstützung da, gerade am Anfang der Woche. Als zum Beispiel der Kollege aus Österreich ausgeschieden war, half er mich dabei, mich für die «Speed and Taste»-Challenge vorzubereiten. Klar wurde das Konkurrenzdenken dann gegen Schluss etwas stärker. Aber das ist ja völlig normal.

Sie haben die Challenge «St. Tropez street Market» gewonnen. Dabei mussten Sie zwei unterschiedliche Cocktails mit frischen Produkten direkt vom Markt in St. Tropez kreieren.

Ja, da hat mir auch grossen Spass gemacht. Wir erhielten je 30 Euro, die wir am Markt ausgeben konnten. Es war ein ziemliches Gedränge und ein geschäftiges Treiben dort (lacht), aber ich konnte einen Trüffel ergattern, mit dem ich einen «Trüffel Zacapa» kreierte, also ein Cocktail mit Zacapa Rum und Trüffel. Ich denke, das war sicherlich mein Jackpot und ist bei der Jury gut angekommen. Daneben hat mich der Markt zu einer Melonen-Tomaten-Tequila-Kreation inspiriert, mit einem Basilikum-Espuma.

Was war Ihrer Meinung nach am Wettbewerb am meisten gefragt, Wissen, Kreativität, Präzision…. Was war wichtig?

Es wurde sehr auf Kontinuität der Leistung geachtet, es lag nicht drin, bei einer Challenge völlig zu versagen und bei der anderen Tolles abzuliefern. Man musste sehr präsent und konzentriert sein. Und ich mag, dass bei diesem Wettbewerb der Charakter der Teilnehmer eine wichtige Rolle spielt, dass man sich selbst bleibt. Die Juroren merken, wenn man etwas macht, dass sonst nicht zu einem passt, das man sonst nicht machen würde beim Mixen. Es wurde darauf geschaut, dass man seiner Handschrift treu bleibt.

Welche Rolle spielte die Technik?

Es fiel mir auf, dass diese nicht mehr so sehr im Zentrum stand als etwa in den letzten zwei Jahren, als das Japanische Bartending sehr gefragt war, bei dem jeder seine eigenen Shake-Stil, seine eigene Mixtechnik hatte. Eher sollten das Gesamtpaket und vor allem das Endprodukt stimmig sein. Man sah eine Vielfalt an Technik, da wurden Cocktails gerollt, geschmissen, gerührt… aber es zählte vor allem, was am Schluss dabei heraus kam.

Wer gehörte während der Vorbereitung zu Ihren wichtigsten Bezugspersonen?

Vor allem meine beiden Bar-Kolleginnen Janine Desens und Anne Seidel, sie haben mir den Rücken frei gehalten, sind zum Teil früh aufgestanden, um mir Zutaten zu besorgen oder abends mehr zu arbeiten, damit ich Zeit zum Üben hatte. Das alles funktionierte nur mit Extraschichten und Verständnis, und das ist nicht selbstverständlich. Auch Geschäftsführer Magnasch Joos und Bar-Chef Alexander Kloke hatten grosses Verständnis und liessen mich immer Trainieren, wenn die Bar geschlossen war. Das war natürlich Gold wert.

Was machen Sie jetzt nach Ihrer Rückkehr als erstes?

Einen Monat Ferien (lacht)! Die «Clouds»-Bar ist jetzt über den Sommer geschlossen und ich reise nach Hamburg zu meiner Mutter und gönne mir erstmal eine Auszeit.

Lesen Sie den Artikel «Mit Talent an die Spitze» in der htr hotel revue Nr. 28/29 vom 11. Juli 2013 (E-Paper)


«World Class» ist eine internationale Plattform für Bartender mit dem Ziel des Erfahrungsaustausches und der Wissensvermittlung. Bei dem jährlich stattfindenden Wettbewerb haben Bartender aus über 40 Ländern die Möglichkeit, ihr Know-how zu erweitern, ihre Fähigkeiten zu präsentieren und sich zum «World Class Bartender of the Year» krönen zu lassen. Darum haben am diesjährigen Weltfinale vom 4. bis zum 9. Juli 2013 auf dem Club-Kreuzfahrtschiff Azamara Journey im Mittelmeer 44 Länderfinalisten gekämpft. Laura Schacht, Barkeeperin in der «Clouds»-Bar in Zürich, hat als Teilnehmerin für die Schweiz in die Endrunde der besten acht Barkeeper erreicht.

Hinter «World Class» steht Diageo Reserve, das Luxussegment von Spirituosenhersteller Diageo. Dazu zählen Produkte wie Johnnie Walker Blue Label, Grand Marnier oder Tanqueray No. Ten.

Die Disziplinen
Jeder Bartender muss mit seinen Cocktailkreationen in verschiedenen Kategorien («Challenges») überzeugen und passende Drink-Kreationen mixen. Die Kategorien greifen Themen aktueller Bartrends auf und zeigen Kombinationsmöglichkeiten. Eine Jury aus neun Experten und Kennern der Bartender-Szene bewertet die Leistungen jeweils.

Eine Auswahl der Themen im Überblick:

The Red Carpet
Stars und Sternchen des roten Teppichs inspirieren die Bartender zu einer Cocktail-Widmung.

St. Tropez Street Market (Siegerthema von Laura Schacht)
Die Teilnehmer kreieren aus regionalen Produkte und lokalen Spezialitäten, die sie zuvor auf dem Wochenmarkt in St. Tropez entdeckt haben, einen eigenen «französischen» Cocktail.

Time To Play
Tees, Kräuter und Früchte wie Basilikum, Holunderblüte oder Koriander dominieren bei dieser Challenge die Cocktaillandschaft.

Tapas Table
Beim Foodpairing kommt es auf die aromatische Kombination von Tapas und Cocktails an.

Punch and Glass
Das Sommerthema an der Bar sind Punchs und Bowlen. Auch hier werden sie Herausforderung für die Bartender sein.

Mixen Sie sich Laura Schachts Signature Serve «La Caoba» nach.