Über neun von zehn Online-Buchungen erfolgten im vergangenen Jahr über Booking, Expedia und HRS. Die führenden OTAs (OnlineTravel Agencies) generierten zusammen 93 Prozent der Direktbuchungen, wie eine am Sonntag publizierte Studie der Fachhochschule Westschweiz Wallis in Siders (HES-SO Valais/Wallis) zeigt.

Gemäss den Berechnungen der Fachhochschule entfällt der Löwenanteil bei den Plattformen mit 73,3 Prozent auf booking.com. Die US-Firma im Besitz der Priceline-Gruppe konnte gegenüber ihren beiden Konkurrenten letztes Jahr ihre Marktdominanz weiter ausbauen.

Der Boom sei vermutlich auf die technologischen Vorteile (z.B. bei mobilenBuchungen) und die Marketinganstrengungen im Online-Bereich der drei Hauptanbieter zurStärkung ihrer Marktpräsenz zurückzuführen (im Jahr 2015 betrug das online Marketingbudgetvon Expedia 3,3 Milliarden US-Dollar und dasjenige von booking.com 2,8 Milliarden US-Dollar), schreibt die HES-SO Valais/Wallis.

Hotels investieren in Websites
Die Fachhochschule schätzt den Gesamtumsatz von booking.com, Expedia und HRS auf mehr als 1 Milliarde Franken und die von den Hotels an die Plattformen bezahlten Kommissionen auf 150 Millionen Franken. Diese fielen je nach Betrieb und je nach Kundschaft unterschiedlich aus, schreiben die Autoren der Studie.

Wichtig sind auch die eigenen Websites der Hotels. Der Anteil Buchungen über diesen Weg stieg mit plus 1,4 Prozent auf 8,2 Prozent leicht an. Immerhin verfügen heute über 80 Prozent der Hotels über Online-Buchungstools auf ihren Internetseiten, während es 2013 erst 62 Prozent waren. Insgesamt lag 2016 der Anteil der elektronischen Vertriebskanäle, einschliesslich OTA und Hotelwebseiten, bei knapp 40
Prozent aller generierten Logiernächte.

Direktbuchungen verlieren
Nach wie vor werden zwar die meisten Hotelbetten direkt gebucht, via E-Mail, Walk-ins oder Telefon. Der Anteil Direktbuchungen fiel gemäss Studie im letzten Jahr aber erstmals unter die 60-Prozent-Marke:Nur noch 58 Prozent der Logiernächte wurden auf diese Weise gebucht. 2015 lag der Anteil noch bei 60,7 Prozent.

Zum Vergleich: Zehn Jahre vorher, 2005, wurden noch 77 Prozent aller Hotelbetten mit «klassischen» Methoden gebucht, sei es per Telefon, Reisebüro, E-Mail oder direkt vor Ort. Nur die wenigsten Gäste buchten ein Hotel via Internet.

Die Studienverfasser unter der Leitung von Roland Schegg prognostizieren, dass bis 2020 die Online-Vertriebskanäle den Anteil der Direktbuchungen auf auf unter50 Prozent gedrückt haben werden. 

Roland Schegg, HES-SO-Professor, führt seit 2013 in Zusammenarbeit mit hotelleriesuisse regelmässig Umfragen zur Entwicklung der
Buchungskanäle in der Schweizer Hotellerie durch. Die aktuellen Zahlen wurden in einer Erhebung im Februar 2017 bei rund 2000 Mitgliedern des Branchenverbandes und bei rund 1800 Hotels der Schweizer Hoteldatenbank durchgeführt. Die Auswertungen basieren auf den Resultaten von 329 Antworten.

Plattformen zurückbinden
Auf der politischen Ebene ringen der Unternehmerverband der Schweizer Hotellerie und die Buchungsplattformen um Einfluss im Parlament. Es geht um die Frage, ob die Preismacht der Online-Plattformen zurückgebunden werden soll. Die Hoteliers beklagen, dass sie auf ihren eigenen Websites die Preise der Online-Plattformen nicht unterbieten dürfen.

hotlleriesuisse möchte die so genannten engen Preisparitätsklauseln aus den Verträgen mit den Online-Plattformen kippen. Die Wirtschaftskommission des Ständerats (WAK) haben die Hoteliers auf ihre Seite gebracht. Diese empfiehlt der kleinen Kammer die Motion «Verbot von Knebelverträgen der Internetplattformen gegen die Hotellerie» von Pirmin Bischof zur Annahme, die diese Klauseln verbieten will.

Am 6. März kommt die Motion während der Frühjahrssession in den Ständerat. Der Zweitrat wird im Sommer entscheiden. (sda/htr/npa)