Nach einem Aufnahmeverfahren hat die Initiative Bergsteigerdörfer der Kandidatur der politischen Gemeinde Onsernone – westlich des Maggiatals – zugestimmt. Am 4. Mai wird das Onsernonetal nun offiziell Teil des europäischen Netzwerks.[RELATED]
«Für uns ist es eine einmalige Gelegenheit, die Geschichte, Kultur und Natur unseres Tals über die Kantonsgrenze hinauszutragen», freut sich Stephan Chiesa, Präsident der Società Escursionistica Isorno Melezza. «Zusammen mit dem Raumentwicklungsprojekt ‹Una valle per scoprirsi› haben wir nun die Grundlage für einen nachhaltigen Tourismus geschaffen.»
Die Auswahl der Bergsteigerdörfer erfolgt anhand strenger Kriterien, die sicherstellen, dass die Dörfer ihre Ursprünglichkeit bewahrt haben und ein intaktes Orts- und Landschaftsbild ohne grosse Wintersportanlagen aufweisen. Zudem müssen sich die Orte durch einen naturnahen Tourismus mit vielseitigen Bergsportmöglichkeiten auszeichnen.
Naturnahes Angebot und nachhaltige Entwicklung
Die Initiative Bergsteigerdörfer ist auch ein Umsetzungsprojekt der Alpenkonvention. Durch die Zusammenarbeit mit den Alpenvereinen und anderen lokalen Akteuren setzen sie auf naturnahe Angebote, umweltfreundliche Massnahmen und eine nachhaltige Entwicklung.
«Die nachhaltige Entwicklung und der Erhalt der Bergwelt sind zentrale Anliegen des SAC», erklärt Julia Isler, Projektverantwortliche beim Schweizer Alpen-Club SAC. «Deshalb leitet der SAC das Projekt Bergsteigerdörfer Schweiz, übernimmt die internationale Koordination und Verantwortung und setzt sich so für die Ausweitung des Netzwerkes in der Schweiz ein.»
Kulturelles Erbe bewahren und Bergsportaktivitäten fördern
Tradition wird im Onsernonetal grossgeschrieben, das zeige unter anderem die renovierte Mühle in Loco. Im historischen Hauptort ist sie Zeitzeugin für die einstige Bedeutung der Müllerei. Ende des 19. Jahrhunderts zählte das Tal rund 30 Mühlen, heute sind die meisten verschwunden oder nicht mehr in Betrieb. In Loco wird bis heute Mais zu Polentamehl gemahlen und das «Farina bóna» aus gerösteten Maiskörnern zum Verkauf angeboten. Der Verein Pagliarte lässt derweil das traditionsreiche Kunsthandwerk der Strohverarbeitung neu aufleben.
Neben kulturellen Sehenswürdigkeiten gibt es auch andere Aktivitäten: so zum Beispiel ein Besuch auf der Alpe Salei mit der Seilbahn. Oder eine Wanderung via der Via Alta Vallemaggia, die direkt durch das neue Bergsteigerdorf führt. (mm)
Zur Initiative Bergsteigerdörfer
Bergsteigerdörfer sind kleine Orte, die sich dem sanften Tourismus verschrieben haben. Ihr Potenzial liegt in ihrer Ursprünglichkeit, der Natur- und Kulturlandschaft und den vielseitigen Bergsportmöglichkeiten. Der sorgsame Umgang mit der Gebirgswelt, aber auch die Stärkung der regionalen Wertschöpfung stehen bei der Initiative im Zentrum. Zentral ist die Unterstützung durch die Dorfbevölkerung und die lokale Wirtschaft. Die Initiative Bergsteigerdörfer wurde 2008 durch den Österreichischen Alpenverein ins Leben gerufen und ist heute ein gemeinsames Projekt der Alpenvereine von Österreich, Deutschland, Italien, Slowenien und der Schweiz. Mit der Aufnahme vom Valle Onsernone steigt die Anzahl der Bergsteigerdörfer auf 40, darunter auch St. Antönien und die Unterengadiner Dörfer Lavin, Guarda & Ardez, die bereits seit 2021 Mitglieder des Netzwerks sind.
Der SAC leitet das Projekt, übernimmt die internationale Koordination und Verantwortung und arbeitet eng mit der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW) und den lokalen Projektleitenden in den Dörfern zusammen. Finanziert wird die Projektphase 2024–2027 durch den Bund (Innotour) sowie das Amt für Wirtschaft und Tourismus des Kantons Graubünden, der Standortförderung des Kantons Bern und der Regionalentwicklung Locarno und Vallemaggia (Ente Regionale per lo Sviluppo del Locarnese e Vallemaggia).