Die Bündner Wirtschaft sollte mit Kooperationen in allen Sektoren gestärkt werden, so ein Bericht der Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW) Chur. Denn je diverser und flexibler ein soziales Netzwerk, desto resilienter ist es. Forschungsergebnisse des Instituts für Tourismus und Freizeit zeigen: Kooperationen von Gemeinden können die Innovations- und Adaptionsfähigkeit der Region und der einzelnen Branchen als Ganzes stärken.

Als Beispiel nennen die Forscher einen möglichen Zusammenschluss der Gemeinden Disentis, Sedrun und Andermatt zu einer Gotthard DMO (Destinations-Management Organisation). Im Rahmen von sozialen Netzwerkanalysen verglichen die Wissenschaftler die Innovations- und Adaptionsfähigkeiten der drei Gemeinden mit der der angedachten Organisation. Das Ergebnis: Ein Zusammenschluss der Gemeinden zu einer Gotthard DMO würde die sozialen Netzwerke diverser gestalten, da die Zahl und Art der kooperierenden Akteurinnen und Akteure aus Wirtschaft und öffentlichem Sektor in der Region bereits heute höher ist als in den einzelnen Gemeinden.

Aus dem Zusammenschluss würde mehr Flexibilität resultieren, wodurch die Leistungsträger der Region sich leichter an Veränderungen anpassen könnten. Zudem würde das Innovations-Potential für die Entwicklung künftiger Geschäftsideen und Geschäftsmodelle gesteigert. Innovation entsteht laut den Autoren der Studie, Tobias Luthe und Romano Wyss, am besten in Zusammenarbeit: In sozialen Netzwerken wie etwa Gemeinden und Regionen ist der Erfolg des Einen vom Erfolg des Anderen abhängig – von einer Stärkung des Einzelnen profitieren alle.

Hans-Kaspar Schwarzenbach, Geschäftsleiter von Sedrun Disentis Tourismus, ist überzeugt, dass eine verstärkte Kooperation für die Region sehr wertvoll wäre. «Sobald die Skiverbindung zwischen Andermatt und Sedrun fertiggestellt ist, besteht die Möglichkeit eines erneuten Versuchs für eine gemeinsame DMO. Ebenfalls wichtig wäre ein gemeinsames Sommerprodukt. Das Inclusive-Angebot für Gäste von Disentis und Sedrun, welches die Nutzung der Bergbahnen, des Bades, des Sportzentrums sowie die Strecke von Disentis bis Oberalp der Matterhorn Gotthard Bahn beinhält, könnte auf Andermatt ausgeweitet und dadurch auch den Gästen von Andermatt zur Verfügung gestellt werden.»

Die Ergebnisse sind Teil des internationalen Forschungsprojektes ArcAlpNet, welches die Anpassungsfähigkeit von Gemeinden in den Alpen und der Arktis untersucht. Unter der Leitung des ITFs der HTW Chur untersuchen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, welche Gemeinsamkeiten und Unterschiede es bei einer stetig wechselnden Bevölkerung im Vergleich zu einer sehr stabilen und regional geprägten Region bei der Anpassungsfähigkeit an klimatisch und ökonomisch bedingte Veränderungen ergibt. (htr/it)