Gemütlich auf der Terrasse des «Findlerhofs» gönne ich mir nach einem muskelintensiven Skivormittag «Tris di primi», meine Lieblingsspezialität des Hauses, begleitet von einem guten Glas Wein. Die April-Sonne im Gesicht, ist es so wohlig warm hier, dass ich weder Jacke noch Weste benötige. Herrlich!

Frühlingsskifahren mit anschliessendem «Sünnele» und «Gnüsse» ist echt mein Ding, vor allem da man mich sonst eher als «Gfrörli» bezeichnen würde. Ehrlich, ich bewundere die Menschen, die im Winter tagtäglich bei jedem Wetter draussen arbeiten – unsere Liftangestellten, Pistenpatrouilleure, Snowpark-Shaper und, nicht zu vergessen, die Bauarbeiter, die auch während der kalten Jahreszeit an unserem neuesten Bahnprojekt – der 3S von Trockener Steg nach Klein Matterhorn – schuften. In dieser Wintersaison waren dies vor allem Arbeiten im Bereich Felssicherungs- und Verankerungsarbeiten.

Bereits Anfang Jahr wurden nach einer kurzen Baupause die Arbeiten an der Bergstation wieder aufgenommen. Seither wurden für die Felssicherung 70 Mikropfähle und 170 Felsnägel verbohrt und injiziert. Und es wurden rund 3000m2 Felssicherungsnetze befestigt.

Eine der grössten Herausforderungen war die Sicherung der Bergstation: Sie wurde mit permanenten, 17 Meter langen Dauerankern gesichert, die in Zermatt an der Wärme vorbereitet und anschliessend auf die Baustelle geflogen werden mussten.

Da die Anker nicht beschädigt werden durften, wurden sie vom Helikopter an den Kran gehängt, und dann in das vorgeheizte Bohrloch eingeführt. Diese Anker müssen, zusammen mit dem Eigengewicht der Beton-, Stahl- und Holzkonstruktion, die gesamte Last, die von der Bahn wirkt, am Berg zurückhalten.

Zudem wurden zwei Dehnungssensoren, sogenannte Extensometer, mit einer Tiefe von je 24 und 21 Metern gebohrt, welche die Verschiebungen der Bergstation aufgrund des Permafrostes messen.

Diese Arbeiten während des Winters auszuführen bringt den Vorteil, dass durch die kalten, frostigen Temperaturen keine Gefahr von Steinschlag besteht, da der Fels in sich kompakt und zugefroren ist. Für die Arbeiter hingegen stellen diese meteorologischen Bedingungen eine Härteprobe dar. Sie kämpfen mit Temperaturen bis -30 Grad und Windgeschwindigkeiten von über 60 km/h. Wahrlich kein Job für Schwache!

Schön langsam kehrt diese Tage aber auch in Zermatt der Frühling mit humaneren Temperaturen ein – sogar auf Klein Matterhorn. Anfangs Mai werden so dann viele der anstehenden Arbeiten an der Tal- und Bergstation sowie an den Stützen wieder aufgenommen.

Ich freue mich schon jetzt darauf, werte Leserinnen und Leser, Ihnen auch in diesem bevorstehenden Bausommer in dieser htr-Serie über die Fortschritte an der welthöchsten 3S-Bahn berichten zu dürfen. Vorher geniesse ich aber noch den Zermatter Ski-Frühling in vollen Zügen – denn noch gute zwei Wochen ist das gesamte Skigebiet inklusive Cervinia geöffnet.

Die Autorin
Die gebürtige Österreicherin und ehemalige Milestone-Nachwuchspreisträgerin Sandra Stockinger ist seit 2013 Leiterin Marketing & Verkauf bei der Zermatt Bergbahnen AG. In ihrer Baukolumne berichtet sie in loser Folge über Fortschritte und Herausforderungen beim Bau der höchsten 3S Bahnanlage der Welt. Weitere Informationen und Geschichten zum Bauprojekt der Superlative unter blog.matterhornparadise.ch.