Die Rhätische Bahn (RhB) hat noch nie so viele Fahrgäste wie im laufenden Jahr transportiert. Das Unternehmen erwartet für 2023 ein Rekordergebnis. Probleme bereitet der Mangel an Lokpersonal. Deswegen müssen in diesem Winter einzelne Angebote gestrichen werden.

An der Jahresmedienkonferenz der Rhätischen Bahn in Chur war die Rede von einem «Wechselbad der Gefühle». Mit der erhöhten Nachfrage sei auch die Belastung des Personals gestiegen. Verwaltungsratspräsident Mario Cavigelli konstatierte «Wachstumsschmerzen».

Die «unerwartet sehr positiven Entwicklungen vor allem im Freizeit- und im touristischen Verkehr» werden sich auf das Geschäftsergebnis 2023 positiv auswirken. Die RhB rechnet mit einem Gewinn «von grob geschätzt zehn Millionen Franken». Der Ertrag soll den Reserven zugewiesen werden.

Zum Ergebnis tragen verschiedene Faktoren bei: Auf den Hauptverkehrslinien nach Davos und ins Engadin via die Vereinalinie erwartet die RhB «neue Spitzenwerte». Auch der Bernina Express sei «ausserordentlich gut» unterwegs. Dort geht das Unternehmen von einer Zunahme von fast 50 Prozent gegenüber dem Rekordjahr 2019 aus.

Beim Autoverlad liege die Anzahl der transportierten Fahrzeuge ebenfalls auf Rekordkurs. Auch von den Beteiligungen, wie etwa der Glacier Express AG, werden positive Zahlen erwartet.

Die RhB Gruppe geht insgesamt von einem Plus von bis zu 15 Millionen Franken aus.

Massnahmen wegen Personalmangels
Künftig wird mit höheren Kosten wegen der Teuerung oder der Zinsentwicklung gerechnet. Weiter könnte sich die Energieknappheit, der zusätzliche Personalbedarf oder auch der Substanzerhaltungs- und Modernisierungsbedarf «in deutlichen Abgeltungserhöhungen» zulasten von Kanton und Bund auswirken.

Die RhB wolle über die kommunizierten Preiserhöhungen sowie mit Verbesserungen bei der Effizienz die finanziellen Auswirkungen auf die öffentliche Hand «so weit wie möglich reduzieren», hiess es an der Jahrespressekonferenz.

Sorgen bereitet der Lokpersonalmangel. 2023 hätten deswegen bereits einzelne Züge durch Bahnersatzbusse ersetzt werden müssen. Trotz den Rekrutierungen, dem Ausbau der Ausbildungsplätze sowie anderen Massnahmen sei es nicht gelungen, die Situation vollständig zu entschärfen. Die RhB weise «einen Unterbestand von zwölf Lokführerinnen und Lokführern» aus.

Zum Schutz der Mitarbeitenden und wegen gesetzlicher Vorschriften sei entschieden worden, den Bedarf an Lokführerstunden zu reduzieren. Dies sei nur über eine Anpassung des Angebots möglich. Diesen Winter wird deshalb auf die Vollmondfahrten, die Dampffahrten Engadin und Surselva sowie auf die Dreiecksfahrten Engadin verzichtet. Weiter soll der neue Landwassershuttle zurückgestellt und erst im Sommer 2025 lanciert werden. (keystone-sda)