(Keystone-SDA) Die Swiss International Air Lines (Swiss) hat im ersten Halbjahr 2023 eines der stärksten Ergebnisse seiner Geschichte geschrieben. Der Gewinn ging gegenüber der Vergleichsperiode 2019 deutlich hoch. Somit hat sich die Fluggesellschaft von dem Einbruch der Coronakrise erholt. Die Erlöse lagen mit 2,5 Milliarden Franken praktisch gleichauf mit dem im letzten pandemiefreien ersten Halbjahr 2019 erzielten Umsatz. Bei gleichem Umsatz konnte die Fluggesellschaft ihren Gewinn aber deutlich steigern. Der operative Gewinn der Swiss stieg auf 338,3 Millionen, das sind knapp 40 Prozent mehr als in der Vergleichsperiode 2019.

Es ist damit das erste Halbjahr seit Beginn der Corona-Krise, in dem die Swiss wieder an ihr altgewohntes Niveau anknüpfen konnte bzw. dieses sogar deutlich übertraf. Mit Beginn der Pandemie waren die Umsätze von einem auf den anderen Tag eingebrochen und das Unternehmen schrieb Quartal für Quartal happige Verluste. Darum ist ein Vergleich mit dem Vorjahreshalbjahr auch mit Vorsicht zu geniessen. Betrachtet man die vorgelegten Resultate mit dem ersten Halbjahr 2022, ging der Umsatz um 38 Prozent hoch, der operative Gewinn verfünffachte sich sogar gegenüber dem ersten Semester 2022.

Positiver Ausblick für das Gesamtjahr
Finanzchef Markus Binkert zeigte sich in einer Mitteilung erfreut über das Resultat. «Wie die gesamte Branche haben auch wir davon profitiert, dass die Nachfrage der Menschen nach Flugreisen weiterhin deutlich grösser war als das Angebot», wird er in der Mitteilung zitiert.

Diese Marktkonstellation habe dazu geführt, dass weniger Tickets zu tiefen Preisen verfügbar gewesen seien, was wiederum steigende Durchschnittserlöse zur Folge gehabt habe. Zudem habe die Swiss durch die Restrukturierung, die sie 2021 vorgenommen habe, die Kostensteigerungen - etwa für Energie - gut abfedern können, heisst es in der Mitteilung weiter. Die Verantwortlichen erwarten laut Mitteilung, dass «der positive Trend aus dem zweiten Quartal anhält». Damit dürfte die Airline auch für das Gesamtjahr auf eines seiner stärksten Ergebnisse zusteuern.

Flüge besser ausgelastet
Die Swiss transportierte laut den Angaben im ersten Semester 7,5 Millionen Passagierinnen und Passagiere. Das sind 41 Prozent mehr als noch im Vorjahr. Die Gesellschaft führte ausserdem 30 Prozent mehr Flüge durch auf total 61'000. Die sogenannten angebotenen Sitzkilometer nahmen um 36 Prozent zu, während die Swiss 54 Prozent mehr Sitzkilometer verkaufte.

Damit stiegen die Passagierzahlen stärker als die Flüge, was zu einer höheren Auslastung der Flugzeuge führte. Der durchschnittliche Sitzladefaktor betrug gemäss der Mitteilung 83,3 Prozent, das sind 9,6 Prozentpunkte mehr als im Vorjahr. Für das Gesamtjahr will die Swiss weiterhin 85 Prozent der Flugkapazität (gemessen an angebotenen Sitzkilometern) anbieten, die die Airline 2019 anbot. 2024 soll sich diese Zahl weiter erhöhen.

Tiefere Geschäftsreisen
Auch wenn die Menschen inzwischen wieder fast so häufig in die Ferien fliegen wie vor der Pandemie, hinterlässt Corona bei den Geschäftsreisen nach wie vor Spuren. Dieses Segment sei noch weit vom alten Level entfernt, führte Binkert aus. Die Swiss erreicht aktuell nur etwa 60 bis 70 Prozent des Vorkrisenniveaus bei den Geschäftsflügen. Der Finanzchef rechnet auch nicht damit, dass sich das in absehbarer Zeit grundlegend ändert. «Kurzfristig werden wir nicht auf 100 Prozent kommen», sagte er. 

Hohe Kosten wegen Verspätungen und Streiks
Man habe zwar im ersten Halbjahr eine hohe Flugstabilität erreicht. Sprich: 98 Prozent der geplanten Flüge wurden auch am geplanten Tag durchgeführt. «Aber bei Themen wie der Pünktlichkeit sind wir noch nicht da, wo wir hin wollen», erklärte der Finanzchef. Dies sei jedoch in der gesamten Branche ein Problem und habe zu einem grossen Teil mit dem Wetter und den Flugverkehrskontrollen zu tun, etwa in Frankreich oder Deutschland, wo es teils zu Kapazitätsengpässen komme. «Die Hälfte aller Verspätungen entsteht wegen Problemen bei der Flugverkehrskontrolle», sagte er.

Das schlägt bei der Swiss auch auf die Kosten, denn wenn Passagiere zum Beispiel ihre Anschlussflüge verpassen oder Flüge annulliert oder stark verstätet sind, muss die Airline Entschädigungen zahlen oder Hotelaufenthalte übernehmen. Auch Streiks - diese kamen in letzter Zeit etwa in Italien, Frankreich und auch am Flughafen Genf vor - führten zu Verspätungen, sagte Binkert. Zudem hätten Streiks die Swiss eine mittlere zweistellige Millionensumme gekostet. «Das Resultat hätte noch besser sein können, wenn diese Kosten nicht gewesen wären.»