Ticino Turismo hat für die touristische Vermarktung im Zusammenhang mit der Eröffnung des Gotthard-Basistunnels vom Kanton einen Sonderbeitrag von 2 Millionen Franken erhalten. Im Rahmen der Medienkonferenz vom Montag im Hotel International in Bellinzona stellten die Verantwortlichen ihre umfangreiche Marketing-Kampagne vor.

Mit dem Bau des Gotthard-Basistunnel, der mit 57 Kilometern der längste Eisenbahntunnel der Welt sein wird, schwindet die Distanz zwischen der Deutschschweiz und dem Tessin auf ein historisches Minimum. Am 1. Juni 2016 findet die offizielle Eröffnung mit Übergabe der Bauherrin AlpTransit Gotthard AG an die Schweizerischen Bundesbahnen statt. Das Tessin bewirbt die Eröffnung des Tunnels bereits seit März und dehnt die Kampagne über das gesamte Jahr aus. Im 2017 wird die Kampagne mit buchbaren Angeboten und konkreten Vorschlägen für einen Aufenthalt im Südkanton weitergeführt.

Zürich-Lugano unter zwei Stunden
«Die Bahnreise Zürich-Lugano wird auf deutlich weniger als zwei Stunden fallen, spätestens mit der Inbetriebnahme des Ceneri-Tunnels 2020 und der ausgebauten Strecke Zürich-Arth-Goldau, was einer Zeitersparnis für den Personenverkehr von bis zu 60 Minuten entspricht. So könnte das Tessin zu einem Naherholungsgebiet des Mittellandes avancieren, denn dank dem neuen Gotthard-Basistunnel liegt das Tessin so nah und so direkt vor der Haustüre wie noch nie», erklärt Elia Frapolli, Direktor von Tessin Tourismus vor den Medien. «Wir müssen dem Gast zeigen, warum es sich lohnt, ins Tessin zu kommen.»

Mit dem Slogan «Entdecke die andere Seite» ruft Tessin Tourismus deshalb in der Deutschschweiz dazu auf, die andere Seite des Tunnels, nämlich die Sonnenstube der Schweiz, aber auch die anderen Seiten des Tessins, die bisher weniger Bekannten, zu entdecken.

Vom virtuellen bis zum kulinarischen Erlebnis
Die Südschweizer Tourismusorganisation hat die Kampagne bereits im März mit der Sonderausstellung «NEAT – Tor zum Süden» im Verkehrshaus in Luzern gestartet. Dort werden in den nächsten Monaten rund 500'000 Besucher und Besucherinnen erwartet. Mit einer Spezialbrille (Virtual-Reality-Brille) reisen sie durch den Gotthardtunnen und können damit Impressionen des Baus der beiden Eisenbahntunnel und Tessiner Sehenswürdigkeiten in 3D-Ansicht erleben.

Im Herbst finden dort zudem Tessiner Tage statt, bei denen das Tessin nicht nur zu sehen, sondern auch kulinarisch zu erleben ist. «Wir wollen mit dieser Kooperation die Gäste sozusagen an der Haustür abholen und ihnen Lust auf eine Reise ins Tessin machen», sagt Manuela Nicoletti, Marketingdirektorin von Tessin Tourismus.

Dasselbe gilt für die Präsenz am «Züri Fäscht». Auf dem mit zwei Millionen Besuchern wichtigsten Volksfest der Schweiz Anfang Juli präsentiert sich das der Südkanton mit einem Tunnelkonstrukt und einem vielfältigen Programm, das dazu einlädt «die andere Seite» zu entdecken und sich inspirieren zu lassen.

Zwischen August und September soll das Tessin auch an den Bahnhöfen in Zürich und Baselerlebbar gemacht werden. Dazu serviert die Firma Candrian Catering in acht Restaurants Tessiner Spezialitäten.

Während den Eröffnungsfeierlichkeiten des Gotthard-Basistunnels für die Bevölkerung vom 4. und 5. Juni wird Tessin Tourismus nicht nur auf der Südseite des Tunnels in Pollegio, sondern auch auf Urner Seite in Rynächt präsent sein und Lust auf Ferien im Tessin machen.

Tunneltourismus und Kooperationen
Bevor die neue Bahnstrecke des Gotthard-Basistunnels Ende Jahr fahrplanmässig von der SBB in Betrieb genommen wird, gibt es die Möglichkeit einer exklusiven Tunnelbesichtigung mit dem Sonderzug Gottardino. Die SBB bietet damit vom 2. August bis 27. November 2016 die einmalige Chance, mitten im Jahrhundertbauwerk auszusteigen – dank einem Halt im Herzen des Bergmassivs. Auf einem Rundgang durch die Multifunktionsstelle Sedrun entdecken Teilnehmer mehr als 800 Meter tief unter dem Berg das Herz des Gotthards. Der Rückweg geht über die historische Bergstrecke, vorbei an vielen interessanten Sehenswürdigkeiten.

Mit der Inbetriebnahme der Bahnstrecke am 11. Dezember beginnen dann die Kampagnen mit Spezialangeboten, die Tessin Tourismus unter anderem in Kooperation mit Migros und Raiffeisen für die 2,8 Millionen Inhaber der Migros Cumulus Card oder für die 1,8 Millionen Mitglieder der Schweizer Raiffeisenbank auflegen wird.

«Entdecke die andere Seite»
Ein besonderer Service erwartet die Gäste der neuen Bahnverbindung, die ins Tessin reisen dann ab April 2017. Auf ausgewählten Zügen an den Wochenenden kümmert sich für 32 Wochen ein «Board Hostessen Team» um das Wohl der Gäste und gibt konkrete Tipps für den bevorstehenden Aufenthalt im Tessin.

Hier greift bereits der zweite Teil der Kampagne «Entdecke die andere Seite». Mit auf die Bedürfnisse des jeweiligen Reisenden abgestimmten Vorschlägen für seine Ferien erhalten die Besucher aus der Deutschschweiz auch Ideen für bisher weniger bekannte Orte und Aktivitäten im Tessin.

Ticino Turismo will aber auch die Auslandmärkte ansprechen. Gemeinsam mit Swiss Travel System und Schweiz Tourismus bietet die Tourismusorganisation den ganzen Sommer über Pressereisen an und führt Promotionsaktionen mit Reiseveranstaltern durch, um die schnellere Verbindung auch ausserhalb der Schweiz publik zu machen.

Von der Strasse auf die Schiene
An der Medienkonferenz betonten die Verantwortlichen aber auch die Verlagerungspolitik des Bundes durch die neue Bahnverbindung. Das Tessin könne sich von der neuen Verbindung mehr Lebensqualität und eine bessere Umwelt erhoffen, indem künftig möglichst viele Güter von der Strasse auf die Schiene verlagert werden, heiss es.

Zudem wird mit der Inbetriebnahme des Ceneri-Basistunnels in 2020 auch die Vernetzung des öffentlichen Nahverkehrs vorangetrieben und die Fahrzeiten innerhalb der Region verkürzt. Darüber hinaus gibt es Angebote wie Bike- oder Car-Sharing, so dass die Gäste auch ohne das eigene Auto im Tessin mobil sind. «Im Moment reisen die meisten Besucher aus der Deutschschweiz mit dem Auto an», sagt Elia Frapolli. «Wir hoffen, dass durch die kürzere und bequemere Anreise mit der neuen Bahnverbindung ein Umdenken stattfindet und dadurch auch der Stau am Gotthard verringert wird.» (htr/npa)