Daniel Renggli, «Revier», das klingt nach Natur wie auch nach Stadt, nach Zuhause- wie auch Unterwegssein. Wofür steht «Revier» genau?
Der Claim lautet: «Für deine Streifzüge durch den Tag und die Nacht.» Wir sind an Destinationen vertreten, an denen es ein Tagesprogramm gibt, das kann in einer Stadt sein oder in den Bergen. Die Gäste gehen tagsüber raus und frönen ihren Aktivitäten. Und abends soll im Hotel etwas laufen.

Wer fühlt sich von den Revier Hotels angesprochen?
Es ist ein eher ein jüngeres Publikum zwischen 25 und 40. Zumindest ist das unsere Imagezielgruppe. In der Praxis haben wir mindestens so viele Gäste, die älter oder jünger sind  – um die 20 oder auch im Pensionsalter. Auf jeden Fall sind es aktive Leute. In den Bergen würde man allerdings bei den ausgeprägten Nach­frageschwankungen nicht überleben, wenn man sich auf eine ganz eng gefasste Ziel­gruppe beschränken würde.

Inwiefern reagieren die Revier Hotels auf veränderte Gästebedürfnisse?
Am Anfang stand die Frage, wie man ein Hotelkonzept in den Bergen überhaupt rentabilisieren kann. In der Stadt hat man eine relativ lineare Auslastung. In einem Berghotel kann man an einem Tag gleich viel Umsatz machen wie in einem ganzen  Monat. Mit den Privà-Hotels verfolgen wir seit zehn Jahren ein ähnliches Konzept. 90 000 Übernachtungen bewältigen wir mit etwa 40 Vollzeitangestellten. Heute finden wir ja nicht mal die Mitarbeitenden.

Revier und Privà
Die Revier Hospitality Group mit Sitz in Lenzerheide führt die Hotelmarken Revier und Privà. Sie ist eine Tochtergesellschaft der in St. Gallen domizilierten Fortimo Group.
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Was bringt es, keine Réception mehr zu haben?
Die Beziehung zum Gast aufzubauen, ist ihr einziger Mehrwert. Bei uns können die Gäste von zu Hause aus einchecken und vor Ort direkt ins Zimmer. Es ist wichtig, dass jemand die Leute begrüsst, aber der Meldezettel ist für Gäste eher lästig. Wir haben alles Administrative automatisiert, die Kreditkartenzahlung läuft automatisch. Unsere Personalkosten betragen denn auch maximal 20 Prozent des Gesamtumsatzes.

Was sind die wichtigsten Elemente der Kostenkontrolle in Ihrem Konzept?
Wir bündeln das Volumen und haben überall die gleichen Prozesse eingeführt. Das klingt nicht so spektakulär, ist aber der entscheidende Punkt. Und: Wir teilen die Mitarbeitenden nicht in Abteilungen ein, sondern setzen sie überall ein.

Welche Rolle spielen Design und Styling?
Das spielt eine sehr grosse Rolle, wir verkaufen uns nicht als Budget-, sondern als Lifestylehotel. Wir sagen: Gut essen und trinken will man immer. Dabei ist das Design wichtig, um die Preisbereitschaft zu erhöhen.
Es macht das Produkt unaustauschbarer. Aus diesem Grund haben wir auch viele Zimmer mit sehr grossen Fenstern. Entweder das Bett oder das Sofa steht davor. Viele Gäste kommen, weil sie sich und die eindrückliche Aussicht vom Bett aus fotografieren wollen.

Was bedeutet Ihnen der «Special Award»?
Die Auszeichnung kam für uns recht überraschend. Bisher haben wir das Rampenlicht nicht speziell gesucht und uns eher im Hintergrund gehalten. Umso mehr freut uns, dass man merkt, dass wir vorausgegangen sind und alle Konventionen über Bord geworfen haben. Die Auszeichnung ist für uns eine grosse Ehre. Die Hotellerie in den Bergen hat Zukunft. In meiner Kindheit fuhr man eher ans Meer, in der Schweiz zu bleiben, war nicht so populär. Das hat sich inzwischen geändert.