Das Jahr 2015 mit der Aufhebung des Euro-Mindestkurses war auch für die Luxusklasse in der Schweizer Hotellerie ein schwieriges. Der starke Franken drückte nicht nur auf den Umsatz- und Übernachtungszahlen sondern auch auf die Attraktivität des Standorts Schweiz im internationalen Tourismus.
Gegenüber 2014 ging der Umsatz der Swiss Deluxe Hotels (SDH), bereinigt um die zwei neuen Mitglieder The Alpina Gstaad und The Chedi in Andermatt, um 1,5 Prozent auf einen konsolidierten Umsatz von 1,42 Mrd. Franken zurück. Ebenfalls mussten die Luxushäuser einen Logiernächterückgang von Minus 3 Prozent (bereinigt um die beiden neuen Mitglied-Hotels) auf rund 847'000 hinnehmen. Wie die Gruppe an ihrer Medienkonferenz im Zürcher «Baur au Lac» vom Mittwoch mitteilt, sei der Rückgang für die 41 Mitgliederhotels jedoch «etwas weniger ausgeprägt» als bei den insgesamt 96 5-Sterne-Hotels in der Schweiz. Diese büssten im Jahr 2015 5 Prozent an Logiernächten ein.
Kaufkraftparität und Preisniveau-Index
Eine bereits zum zweiten Mal durchgeführte Studie im Auftrag der Swiss Deluxe Hotels (Studienbeauftragter: Hanser & Partner AG, Zürich) zeigt auf, dass sich bei einem Wechselkurs von CHF/EUR 1.32 per Ende Januar 2016 ein Schweizer mit seinem Lohn in der Schweiz gleich viel kaufen könnte, wie ein Deutscher in Deutschland.
Für die Tourismusunternehmen sei aber nicht die Kaukraftparität, sondern der Preisniveau-Index die entscheidende Grösse, da der Gast unabhängig seines Lohnes möglichst viel Leistung für sein Geld erhalten möchte, wie die SDH-Gruppe in einer Mitteilung schreibt. Der Preisniveau-Index vergleicht die Kosten für denselben Warenkorb in verschiedenen Regionen.
So war die Schweiz 2015 das OECD-Land mit dem höchsten Preisniveau. Leistungen von Hotels und Gaststätten kosteten in der Schweiz 2015 rund 50 Prozent mehr als im Durchschnitt der EU. Der Durchschnittspreis für ein Doppelzimmer in einem Schweizer Hotel wurde seit 2009 im Vergleich zum europäischen Umfeld stetig teurer. Dieser Trend wurde durch Wechselkursanpassungen von 2011 und 2015 noch deutlich verschärft, hält die Gruppe weiter fest.
Doppelt so hohe Arbeitskosten wie im europäischen Ausland
Der Eurokurs sei jedoch nicht die einzige und wohl auch nicht die grösste Hürde im wirtschaftspolitischen Umfeld für die Hotelbranche in der Schweiz, schreiben die Swiss Deluxe Hotels weiter.
Wie die Studie zeigt, liegen die Kosten für den Einkauf von Lebensmitteln in der Schweiz rund 40 bis 60 Prozent höher als in den Nachbarländern und führen dadurch zu deutlich höheren Warenkosten der Schweizer Hotelbetriebe.
Zudem liegen die Lohnsätze gemäss Landes-Gesamtarbeitsvertrag beziehungsweise Tarifverträgen in der Schweiz mehr als 100 Prozent höher als in den umliegenden Ländern. Trotz tieferer Lohnnebenkosten liegen die Kosten für eine vergleichbare Arbeitskraft in der Schweiz rund doppelt so hoch, was bei der 5-Sterne-Hotellerie, wo fast 50 Prozent der Kosten auf das Personal entfallen, besonders ins Gewicht fällt, fassen die SDH zusammen.
Schwerer Stand für die Berg- und Ferienhotels
Auf die Hotels in der Luxusklasse treffen ähnliche Faktoren zu, die sich bereits in der gesamtschweizerischen Hotellerie bei der Jahresbilanz abgezeichnet haben: Mehrheitlich haben die Berg- und Ferienhotels sowohl in der Winter- wie auch in der Sommersaison stärker gelitten und deutlichere Buchungsrückgänge hinnehmen müssen als die Stadthotels, die nur bedingt von saisonalen und wetterabhängigen Faktoren tangiert werden.
Geschäftsreisen und MICE-Buchungen reagieren erfahrungsgemäss weniger sensibel auf die oben genannten Effekte.
Tiefste Anzahl Logiernächte aus Europa seit 1958
Mit Blick auf die verschiedenen Märkte setzte sich der Trend der letzten Jahre fort. Die inländische Nachfrage aus der Schweiz blieb stabil und bekräftigte ihren Marktanteil von rund 35 Prozent mit einem leichten Wachstum von 0,2 Prozent.
Während sich der europäische Markt 2013 leicht erholte und 2014 mit minus 2 Prozent nur leicht rückläufig war, schlug das Jahr 2015 unter dem neuen Wechselkurs-Regime mit einem Minus von 9,3 Prozent zu Buche. Deutschland, der wichtigste europäische Markt, ging sogar um 12,3 Prozent zurück. Für den Gesamt-Hotelmarkt in der Schweiz bedeutet dies die tiefste Anzahl Logiernächte aus Europa seit 1958.
Der russische Markt war auch 2015 zum zweiten Mal in Folge rückläufig, und zwar deutlich zwischen 20 und 30 Prozent. Dies nachdem er zwischen 2009 und 2013 stetig gewachsen war. Dies erklärt sich zum einen mit der Entwertung des Rubels gegenüber dem Schweizer Franken, dem tiefen Erdölpreis und den politischen Unruhen im Land. Gerade in der Zeit der russischen Weihnachten und des russischen Neujahrs Anfang Januar wird dies spürbar für die Schweizer Hoteliers – auch für die Swiss Deluxe Hotels –, da russische Gäste eine doch beachtliche 5-Sterne-Affinität von rund 25 Prozent ausweisen, wie die Gruppe weiter schreibt.
US-Markt wächst weiter
Erneut ein stabiles Wachstum wies der US-amerikanische Markt mit plus 5,7 Prozent aus. Nicht nur Grossereignisse wie das Jubiläumsjahr 150 Jahre Erstbesteigung des Matterhorns in Zermatt oder die positive Ausstrahlung der politischen Gespräche zwischen den USA und Iran im Hotel Beau-Rivage Palace in Lausanne haben zu diesem Ergebnis beigetragen, auch der Gruppen- und Individualtourismus aus den USA hat dank verstärkten Marketingbemühungen der einzelnen Hotels und von Swiss Deluxe Hotels, sowie dem zur Stärke tendierenden US-Dollar, spürbar zugelegt.
Das gleiche gilt für die Golf-Region (+20,6%) und Asien, speziell China (+33,3%). Diese beiden Märkte wachsen nach wie vor im zweistelligen Bereich, auch wenn auf noch tieferen Niveau. Noch vermochten die Zugänge aus den neuen Märkten die Rückgänge aus den klassischen Märkten in der Luxushotellerie aber nicht kompensieren.
«Es ist für die Swiss Deluxe Hotels entscheidend, weiterhin in den Aufbau neuer Märkte zu investieren. Wir haben ein exzellentes Produkt, das weltweit höchste Anerkennung geniesst», sagt Siro Barino, Managing Director der Swiss Deluxe Hotels. «Zusammen mit unserem Partner Schweiz Tourismus werden wir noch intensiver für die exklusiven und traditionellen Werte der Schweizer Luxushotellerie werben und das Vertrauen in das sichere Reiseland Schweiz stärken», sagt Siro Barino weiter.
Investitionen in die Qualität und Gastronomie
In der Top-Luxushotellerie ist es entscheidend, dass starke und finanziell gesunde Eigentümer die einzelnen Hotels mit Visionen und neuen Ideen stets weiterentwickeln und sowohl technologisch wie auch bezüglich Interior-Design auf dem neusten Stand halten, schreibt die SDH-Gruppe weiter.
Trotz dem schwierigen Jahr 2015 haben die 41 Swiss Deluxe Hotels erneut rund 400 Mio. Franken in ihre Infrastruktur investiert. So haben etwas «The Chedi Andermatt» und das Guarda Golf Hotel & Residences in Crans-Montana neue Residenzen, Suiten und Spa-Facilities eröffnet.
Die Eröffnung von neuen oder neu gestalteten Restaurants in den SDH-Häusern zeigen eine lebhafte Entwicklung nicht nur der Hotellerie, sondern auch der vielfältigen Gastronomie. Im Grand Resort Bad Ragaz öffnete das «Igniv by Andreas Caminada», im Zürcher «The Dolder Grand», das Restaurant Saltz, im Tschuggen Grand Hotel das «The Basement». In der Westschweiz eröffnete das neu gestaltete «Le Chat-Botté» von Star-Chef Dominique Gauthier im Hotel Beau-Rivage Genève.
Verstärkte Zusammenarbeit und politische Forderungen
Im vergangenen Jahr weiter gestärkt haben die Mitglied-Betriebe der Swiss Deluxe Hotels zudem ihre Zusammenarbeit in den Bereichen Einkaufsgemeinschaften, Förderung des Informationsaustauschs sowie gemeinsamer Marketing- und Kommunikationsmassnahmen, so wie es der Branchenverband hotelleriesuisse von seinen Mitgliedern als probates Mittel im aktuellen Marktumfeld fordert.
Im politischen Bereich unterstützen die Swiss Deluxe Hotels die Forderungen des Branchenverbandes. Dazu zählen insbesondere:
- Die Flexibilisierung des Arbeitsmarktes. Der Zugang zu qualifiziertem Personal muss einfach und unbürokratisch sein. Weiterbildungen sollen gefördert werden, und Teile des Arbeitsgesetzes müssen an die Eigenheiten des Gastgewerbes angepasst werden, zum Beispiel die Regelung zur Kompensation von Überzeit.
- Die flächendeckende Öffnung der Handelshemmnisse in der Agrarwirtschaft. Dazu zählen die Senkung der Ausserkontingents-Zollsätze beim Fleischimport wie auch, dass Lebensmittel nicht vom Cassis-de-Dijon-Prinzip ausgenommen werden sollen.
- Die definitive Festsetzung des MWST-Sondersatzes von 3,8% im Gesetz nach 20 Jahren Provisorium. Übrigens: 24 von 27 EU-Ländern wenden für ihre lokale Hotellerie gesetzlich verankerte Sondersätze an.
- Ein genereller Abbau von Regulierungen.
- Die Weiterführung und Aufstockung der Mittel der Standortförderung gemäss Impulsprogramm 2016–2019.
«Die Unterstützung der Politik ist für eine Verbesserung der Rahmenbedingungen der Hotellerie und der Luxushotellerie im Speziellen von grosser Wichtigkeit. Dies im Sinne eines Produktes, auf das die Schweiz weiterhin stolz sein kann, und im Sinne der 165‘000 Mitarbeitenden im Schweizer Tourismus und aller davon abhängigen Betriebe», sagt Jan Brucker, Präsident der Swiss Deluxe Hotels. Dabei gehe es nicht nur um Arbeitsplätze und Standortförderung, sondern um ein Kulturgut mit jahrhundertealter Tradition und internationaler Ausstrahlungskraft. (htr/npa)