Geschlechterquote in der Verbandsleitung von HotellerieSuisse, Frauen-Booster und allerlei Titel und Auszeichnungen fliegen als Headlines seit November 2021 durch die Branchen-News und Fachmedien. Trend, Phänomen oder einfach leichtere Kost als Kontrastthema zur Pandemie?

Am Donnerstag, 13. Januar, wurde die Bewerbungsphase zum «Hotelier des Jahres» lanciert. Mit einer Prise Nachsicht mit der männlichen Titelwahl kann man zumindest feststellen, dass es DER Preis und DIE Auszeichnung ist. Also ausgewogen. In der Jury aber sitzen sechs Männer und drei Frauen – und so ist ungefähr auch die Verteilung der bisher verliehenen Preise. Möglicherweise wird diese Unausgewogenheit durch die Krone im Logo kompensiert. Wie in der Hotelklassifikation bei der Kategorie «Superior». Also dürfen wir Frauen uns freuen, dass wir quasi den «Standard» aufwerten, oder eben krönen, und auch Hotelièren als Preisträgerinnen angedacht sind.

Ein Gender-Doppelpunkt ebnet den Weg zu «Diversity & Inclusion».

Einige Tage später begegnete mir das Schweizer Fachmagazin «Der Hotelier». Wie war das nun mit der weiblichen Branche und den Bemühungen um Geschlechterquote und Frauen-Booster? Auch hier ist der Titel männlich gewählt. Bewusst? Bequem? Ein Blick auf andere Fachmagazine stimmt hoffnungsvoll: Seit 2021 nennt sich «Der Schweizer Journalist» «Schweizer Journalist:in». Ein kleiner typografischer und optisch sogar durchlässiger Gender-Doppelpunkt, der in der Wahrnehmung den Weg zu «Diversity & Inclusion» ebnet.[DOSSIER]

Nein, ich bin keine «Tüpflischiisserin», wie man es bei uns in Bern sagen würde. Aber mit sprachlichem Bewusstsein kann man wichtige Zeichen setzen und die Inklusion explizit sichtbar machen. Inklusion, merke ich gerade, klingt wie Infusion. Passt, denn manche Frauen wären allenfalls froh, gewisse männliche Verhaltensmuster intravenös zu beziehen, um sich mehr zu trauen, sich zu exponieren und durchsetzungsstark zu kommunizieren. Jeder Schritt ist ein Auftritt, egal welchen Geschlechts …

Beste Grüsse ins Männerland – wir Frauen sind parat für die Reise!

Annette Stoffel, Trainerin & Coach (ascons.ch) und Geschäftsführerin von HotellerieSuisse Berner Oberland