Ein dichtes Verkehrsnetz aus Autobahnen, Hauptstrassen und Eisenbahntrassen, Agglomerationen, zersiedelte und ausgeräumte Landschaften – das Mittelland verbindet man auf den ersten Blick nicht mit erholsamen und ruhigen Landschaften. Dass dem jedoch nicht so ist, zeigte die im Jahr 2020 von der Stiftung Landschaftsschutz Schweiz SL-FP in Zusammenarbeit mit der ETH Zürich erarbeitete «Tranquillity Map des Schweizer Mittellandes». Sie weist 53 Gebiete aus, die über eine hohe Ruhe verfügen.

Von Schwarzsee bis Südranden
2021 führte die SL-FP die Arbeiten weiter und nahm acht Gebiete in den Kantonen BE, FR, SH und der Gemeinde Vordemwald AG genauer unter die Lupe, so zum Beispiel die wilde Flussauenlandschaft des Schwarzwassers, die ruhigen Rebhänge des Hallauerbärgs, die mystische Waldlandschaft des Südrandens oder aber auch die weite, in der Zeit stehen gebliebene Weilerlandschaft des Bantigers.

Mittels Feldbegehungen wurde untersucht, ob sich die computergestützten Resultate aus der Grundlagenstudie der ETH bestätigen lassen und wie die Ruhequalitäten der Landschaft gesichert werden könnten. Die SL-FP erarbeitete dazu eine Methodik, mit welcher die visuellen und akustischen Einflussfaktoren aus Expertensicht erfasst wurden. Diese Bewertungen wurden in Gesprächen mit Raumnutzerinnen sowie kommunalen und kantonalen Behördenmitgliedern verifiziert und durch ihre Sicht auf das Thema Ruhe ergänzt.

Grosse Bedeutung von Naherholungsgebieten
Zusammen mit den lokalen Akteuren wurden in einem dritten Schritt Massnahmenvorschläge und Strategien zur Sicherung der Landschaftsqualität «Ruhe und Tranquillität» erarbeitet. Die Resultate sind vielversprechend: Bei den acht untersuchten Ruhegebieten handelt es sich um naturnahe, kaum zerschnittene und zersiedelte und wenig lärmbelastete Gebiete, die sich für die ruhige Erholung eignen.

Auch wenn sie landschaftstypologisch sehr unterschiedlich sind und verschieden intensiv genutzt werden, weisen sie alle hohe visuelle und akustische Ruhequalitäten auf. Die Coronakrise hat aufgezeigt, welche Bedeutung diese «ruhigen Naherholungsgebiete» haben. Es gibt jedoch auch Nutzungskonflikte und Übernutzungen, die angegangen werden müssen. Die Resultate sind hier verfügbar. (htr/lm)