Sebastian Metry, Sie sind seit Anfang Jahr Delegierter von Relais & Châteaux für die Schweiz und Liechtenstein. Was umfasst diese Aufgabe konkret?
Das Schweizer Netzwerk umfasst 20 Hotels und zwei Restaurants. Ich vertrete deren Interessen gegenüber dem internationalen Headquarter in Paris und nehme an Sitzungen im Board of Directors teil.
Was packen Sie als Erstes an?
Zuerst werde ich die Bedürfnisse unserer Mitglieder in der Schweiz & Liechtenstein abholen. Mit Ilona Oliveira Leite, Director of Member Services, werden wir viele neue Projekte planen. Wir werden auch diverse neue strategische Kooperationen prüfen.
Welche Schwerpunkte setzen Sie als Delegierter?
Keine andere Hotelvereinigung definiert sich so stark über die Restauration wie Relais & Château. Unsere Mitglieder verfügen weltweit über das grösste Netzwerk an Spitzenköchen. Sie vereinen mehr als 370 Michelin-Sterne, davon 40 grüne. Auch in der Schweiz sind wir kulinarisch stark vertreten. Diese Stärke möchte ich noch sichtbarer machen.
Wie möchten Sie die Qualität der Relais & Châteaux-Küchen bei Schweizer Gästen noch stärker ins Bewusstsein rücken?
Unser Headquarter befindet sich in Paris, wo der Guide Michelin einen deutlich höheren Stellenwert hat als der Führer von Gault Millau. In der Schweiz hingegen ist Gault Millau bekannter. Um dieses Verständnis zu fördern und die Kommunikation anzupassen, bringe ich das regelmässig in die Delegiertenversammlungen ein.
Relais & Châteaux verfügt weltweit über das grösste Netzwerk an Spitzenköchen.
Welche Vorteile bringt die Vereinigung den Hoteliers?
In erster Linie geht es um Sichtbarkeit. Relais & Châteaux ist eine weltweite Marke mit 580 Hotels und Restaurants. Das Qualitätsversprechen der Häuser wird von den Gästen geschätzt. Sie buchen in neuen Destinationen, ohne die individuell geführten Häuser persönlich zu kennen. Die Gäste haben ein grosses Vertrauen in die Marke.
Und weiter?
Es gibt ebenfalls einen Concierge Service im Sales Office, welcher rund um die Uhr erreichbar ist. Die eigenen Sales Manager sind auf der ganzen Welt angesiedelt und bewerben unsere Häuser direkt bei Tour Operators & Travel Agents. Natürlich haben wir weitere Partner und Supplier, welche die Vereinigung unterstützen und den Häusern Vorteilskonditionen bieten. Dazu kommen Services wie ein Reservationstool, aber auch Leistungen bei der Nachhaltigkeit und bei der Personalrekrutierung.
Ein Dauerthema in der Branche ist der Fachkräftemangel. Wie unterstützt Relais & Châteaux seine Mitglieder?
Relais & Chateaux bietet eine Rekrutierungs-Software, an die weltweit jedes Hotel anknüpfen kann. Die Stellen werden weltweit beworben. Dieses Tool kann auch Mitarbeitende zwischen den Häusern vermitteln. So können sie in der Zwischensaison leicht einen Job finden und in der Hochsaison in den ursprünglichen Betrieb zurückkehren. Das ist auch aus der Sicht einer Weiterbildung durch Crosstraining spannend.
Relais & Châteaux verfügt weltweit über das grösste Netzwerk an Spitzenköchen.
Hat Ihr Haus davon schon profitiert?
Zwar hat es Interessenten gegeben, die bei uns arbeiten wollten, zu einer Anstellung kam es bisher aber nicht. Ich kenne aber erfolgreiche Beispiele aus anderen Häusern.
Wie setzt sich Relais & Châteaux bei der Personalfindung weiter ein?
Die Schweizer Delegation von Relais & Châteaux hat eine Mitarbeiterin eingestellt, die den Kontakt zu Hotelfachschulen pflegt und so bei den Fachkräften für Sichtbarkeit sorgt.
Wie wird die Qualität der Häuser sichergestellt?
Neue Mitglieder prüfen wir genau, bevor wir sie aufnehmen. Die bestehenden Häuser erhalten alle zwei Jahre Besuch von einem Mystery Guest. Diese Checks sind sehr detailliert und das Protokoll zeigt klar auf, in welchen Bereichen man gut ist und wo man nachjustieren muss.
Wie steht es um die Kosten?
Die Beiträge berechnen sich pro Zimmer. Das ist nicht günstig, aber für viele Betriebe lohnt es sich. Ich kann sagen: Was ich einzahle, erhalte ich durch zusätzliche Buchungen und den Mehrwert der Services mehrfach zurück.
Welche Rolle spielt Nachhaltigkeit?
Eine grosse. 2024 hat Relais Chateaux eine Partnerschaft mit der Unesco unter dem Leitthema «In harmony with all life on earth» eingegangen. Die Selbstverpflichtung von Relais & Châteaux unterstreicht klar die Bedeutung von Ernährung, Gesundheit und Umwelt. Jedes Hotel wird zudem nach genauen Nachhaltigkeitsvorgaben kontrolliert. Die Vereinigung konkrete unterstützt Projekte wie etwa den World Oceans Day. Wichtig ist auch die Nähe zu Produzenten: Viele Häuser besitzen einen eigenen Garten und arbeiten mit lokalen Bäckern, Bauern und Fischern, statt mit anonymen Grossisten.
Welche Bedeutung hat die Schweiz innerhalb des Netzwerks?
Die Schweiz gilt als interessanter Quellmarkt: Viele Gäste reisen von hier aus in andere europäische Häuser.
Viele Häuser arbeiten mit lokalen Bäckern, Bauern und Fischern, statt mit anonymen Grossisten.
Wie entwickelt sich die Vereinigung insgesamt?
2024 haben die Mitglieder weltweit 3,2 Milliarden Euro Umsatz erzielt, ein Plus von 8 Prozent. Die Gastronomie gewinnt weiter an Bedeutung. Zugleich achten wir auf nachhaltiges Wachstum: Es geht um Qualität, nicht Quantität. Obwohl wir jedes Jahr viele Bewerbungen haben, werden nur wenige aufgenommen.
In der Schweiz betreut Relais & Châteaux seit kurzem auch eine neue Verantwortliche. Was bedeutet das?
Ilona Oliveira Leite ist seit September als Director Member Services auch für die Schweiz und Liechtenstein zuständig. Sie hat viel Erfahrung in der internationalen Luxushotellerie und ist sehr dynamisch. Sie bringt frische Impulse und fördert den Austausch innerhalb des Netzwerks.
Nahaufnahme von Sebastian Metry
Wenn ich in Zermatt aus meinem Büro schaue ...
... sehe ich leider nur eine Mauer. Aber mich fasziniert das Matterhorn, es zeigt sich immer anders und inspiriert mich jedes Mal.
In die Ferien nehme ich immer ...
... eine Sonnenbrille mit, denn ich reise am liebsten dorthin, wo die Sonne scheint.
Richtig geniessen und entspannen kann ich ...
... mit meinen Kindern. Kürzlich bei einem Fussballmatch mit meinen Kindern, die gemeinsame Zeit ist unbezahlbar.
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