Am Montagabend kündigte die Jacobs Holding an, man werde in zwei Schritten gut 10 Prozent der Barry Callebaut-Beteiligung an institutionelle Anleger abtreten und so den Anteil auf 40 Prozent senken. Am Dienstagmorgen wurde dann bereits der Abschluss der Transaktion verkündet.

In einem beschleunigten Auktionsverfahren platzierte das zur Jacobs Stiftung gehörende Anlagevehikel 393'342 Barry-Aktien zum Preis von 1'915 Franken bei grossen Anlegern. Das ist ein Anteil von 7,17 Prozent am gesamten Aktienkapital. Zudem wurden 156'658 weitere Aktien respektive 2,85 Prozent an die kanadische Pensionskasse Ontario Teachers veräussert.

Die Aktion spült rund eine Milliarde Franken in die Kasse der Jacobs Holding, die von den Brüdern Philippe und Nicola Jacobs präsidiert wird. Was mit dem Geld geschieht, liess die Holding im Communiqué offen. Mit dem Verkauf wolle man die Investitionen breiter diversifizieren, hiess es lediglich, schliesslich habe die Barry Callebaut-Beteiligung bislang einen Grossteil des Portfolios ausgemacht.

Beteiligt ist die Holding sonst an der weltweit tätigen Privatschulkette Cognita sowie den Zahnarztketten Colosseum Dental und North American Dental.

Barry Callebaut bleibt wichtige Anlage
Barry Callebaut werde im Portfolio der Jacobs Holding aber «in jeder Hinsicht bedeutend bleiben», betonte Co-Präsident Philippe Jacobs in der Mitteilung. Man habe nicht die Absicht, weitere Anteile zu verkaufen und bleibe im Verwaltungsrat vertreten. Die Stiftung werde das Unternehmen und seine Wachstumsstrategie weiter unterstützen.

Ein Beleg dafür ist die zweijährige Verkaufssperrfrist, zu der sich die Holding mit Blick auf die verbleibenden knapp 2,2 Millionen Aktien verpflichtet hat. Der Ontario Teachers' Pension Plan hat sich zu einer Sperrfrist von einem Jahr verpflichtet.

Bereits vor einem Jahr hatten drei Familienaktionäre ein grosses Aktienpaket an Barry Callebaut verkauft. Der Verkauf durch die Familienmitglieder hatte zu Spekulationen darüber geführt, ob es mittelfristig auch Veränderungen beim Anteil der Jacobs Holding geben könnte.

In der 1994 gegründeten Jacobs Holding hatte der Unternehmer Klaus Jacobs, der Vater von Philippe und Nicola, seine unternehmerischen Aktivitäten gebündelt. Er war es auch, der im Jahr 1998 die einige Jahre davor fusionierte Barry Callebaut an die Schweizer Börse gebracht hatte. Die Gruppe beschäftigt weltweit über 12'000 Mitarbeitende und macht einen Jahresumsatz von 7,3 Milliarden Franken.

Aktie unter Druck
An der Börse löste der Beteiligungsverkauf einen starken Kursrückgang aus. Kurz nach Handelsbeginn waren die Papiere bis auf 1875 Franken gesunken, danach erholten sie sich aber wieder deutlich. Kurz nach Mittag verlieren sie noch 6,2 Prozent auf 1'956 Franken.

Die Transaktion dürfe ein Zeichen dafür sein, dass die Familie Jacobs die aktuelle Bewertung der Barry Callebaut-Aktie als hoch einschätzt, meinte ein Analyst. Der Abschlag von 8 Prozent zum Vortagesschluss beim Paketverkauf sei aber schon überraschend hoch, sagte ein anderer.

Die Aktie hatte allerdings vergangenen Monat bei 2'106 Franken einen Allzeithöchststand erreicht. Letzte Woche büsste die Aktie dann bereits etwas ein, nachdem das Unternehmen zwar Rekordzahlen, die aber unter den Erwartungen ausfielen, präsentiert hatte. (awp/sda)