In den eidgenössischen Räten ist die Tourismusbranche krass untervertreten und deshalb darauf angewiesen, dass sich Politiker mit anderem Background für ihre Interessen einsetzen. In der derzeitigen Zusammensetzung gelten rund 20 Parlamentarierinnen und Parlamentarier als ausgesprochen tourismusaffin. Hinzu gesellen sich je nach Geschäft weitere Volksvertreter aus den Bergkantonen. Ein gutes Dutzend Parlamentarier folgte diesen Dienstag der Einladung des Schweizer Tourismus-Verbands zum jeweils während der Frühjahrssession stattfindenden «Rendez-vous Touristique». Darunter befand sich die 2015 in den Nationalrat gewählte CVP-Politikerin Andrea Gmür-Schönenberger, Geschäftsführerin der Stiftung Josi J. Meier und Mitglied des Universitätsrates der Universität Luzern.

Frau Gmür, Sie engagieren sich als Politikerin auch für den Tourismus. Weshalb?

Ich stamme aus der Stadt Luzern. Der Tourismus zählt in Stadt und Kanton, überhaupt in der ganzen Zentralschweiz zu den wichtigsten Wirtschafts­pfeilern. Ohne Tourismus ginge es nicht. Zudem erweitert Reisen den Horizont, bedeutet auch einen kulturellen Gewinn – sei es, wenn man selber unterwegs ist, oder sei es im Umgang mit Menschen aus aller Welt bei uns.

In Luzern ist Overtourism zum Thema geworden. Wie denken Sie darüber?

Es ist nicht immer ganz einfach, der Bevölkerung die Bedeutung des Tourismus zu erklären, sei es punkto Wertschöpfung, Arbeitsplätzen oder Steuereinnahmen. Wir führen jedoch viele Gespräche und suchen konkret nach Lösungen. Wichtig scheint mir, die Stadt verkehrstechnisch zu entlasten. Ebenso sollten auch die ländlichen Regionen noch mehr vom Tourismus profitieren können.

Was wünschen Sie sich von der Branche?

Die Tourismusbranche erlebe ich als innovativ, konstruktiv, flexibel und zukunftsorientiert. Ich wünsche mir, dass das so bleibt.

Die Tourismusbranche ist in den eidgenössischen Räten kaum vertreten. Werden ihre Anliegen genügend wahrgenommen?

Ja. Gerade nach dem Währungsschock wurde manchem Politiker bewusst, dass man auch zum Tourismus Sorge tragen muss. Ich darf sagen: Die Branche geniesst im Parlament einen sehr guten Ruf und viel Wohlwollen.

Aber ein Hotelier oder Touristiker im Rat könnte mehr bewirken?

In der Politik erreicht ein Einzelner immer erst dann etwas, wenn er Mehrheiten beschaffen kann. Aber er könnte seine Anliegen noch direkter in seiner Fraktion, in der Kommission einbringen. (gn)