Erik Jakob, Leiter der Direktion für Standortförderung im Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco), zog am Montag vor den Bundeshausmedien an der Point de Presse Bilanz über den ersten Tourismusgipfel vom Sonntag.

Er sprach als erstes ein Kompliment an die Branche aus, welche durch eine starke Fragmentierung geprägt sei und sich in der Tourismusallianz aus elf Schweizer Tourismusverbänden beispielhaft organisiere. Dies sei aber auch wichtig, weil es sehr viele Teilbereiche gibt, die in einander greifen müssen, damit ein abgerundetes touristisches Angebot entsteht. Dazu gehören Unterkunft, Transport, Verpflegung, Events und so weiter. «Wir hoffen, dass diese Allianz auch über die Coronavirus-Krise Bestand haben kann, um weiterhin so gut zu koordinieren», so Jakob.

Beim Treffen am Sonntag mit Bundespräsidentin Simonetta Sommaruga, Wirtschaftsminister Guy Parmelin und Gesundheitsminister Alain Berset sei es den Behörden darum gegangen, die gegenseitige Erwartungshaltung zu klären, das weitere Vorgehen aufzugleisen und der Branche «eine gewisse Planungssicherheit» zu geben.

Jakob machte aber auch deutlich, dass viele Faktoren Ende April noch unsicher seien. «Auch im Juli und August wird es im Tourismus keine Normalität geben.» Der Schweizer Bevölkerung sollen aber Sommerferien im Inland schmackhaft gemacht werden. Diese seien unter Beachtung der Gesundheitsvorgaben möglich.

Erste Lockerungen für die Gastrobetriebe ab 11. Mai
Er stellte aber auch fest, dass der Tourismus nicht nur wirtschaftlich wichtig sei. Er habe auch einen emotionalen und sinnlichen Aspekt, etwa wenn sich die Schweizer Bevölkerung auf ihre Ferien oder einen Wochenendausflug freuen, besonders jetzt, wo die Tage wärmer werden, so Jakob.  

Er wies darauf hin, dass gewisse Lockerungsschritte bereits vorbereitet worden seien. Der Bundesrat habe neben den bekannten Massnahmen, die ab heute Montag gelten, bereits gewisse Prüfungsaufträge vergeben. Diese sehen unter anderem auch eine schrittweise Öffnung der Gastronomiebetriebe ab 11. Mai vor. Die Regierung werde diese Aufträge zur partiellen Öffnung der Gastrobetriebe nun evaluieren und entsprechende Beschlüsse fassen. Dies werde demnächst erfolgen, wie Erik Jakob weiter ausführte.

Nach dem 11. Mai käme dann eine relativ lange Phase, wo der Bundesrat die Auswirkungen der Lockerung untersuchen muss. Bei einer positiven Entwicklung könne für die Tourismusbranche per 8. Juni «viel möglich sein».

«Branche in der Verantwortung»
Das Motto für die kommenden Monate muss laut Jakob lauten: «Der Tourismus findet statt, aber mit Einschränkungen.» Schutzkonzepte für Arbeitnehmende und Kunden stellten im Tourismus eine besondere Herausforderung dar. «Die Branche ist in der Verantwortung, sich vorzubereiten.»[RELATED]

Der Bund unterstütze auf technischer Ebene, aber der Ball liege bei der Branche. «Wir bleiben im Dialog», versicherte Jakob. Für den 24. Mai sei ein zweiter Tourismusgipfel geplant. Am Tisch sitzen sollen dann wie am vergangenen Sonntag verschiedene Bundesräte, Verwaltungsvertreter sowie zahlreiche Personen der Tourismusallianz.

Grosser Einbruch erwartet
Die Branche ist stark von der Corona-Krise betroffen. In den vergangenen Wochen brachen den Betrieben zwischen 80 und 95 Prozent der Umsätze weg. Fürs laufende Jahr wird für die Branche ein Umsatzrückgang bis zu 35 Prozent prognostiziert. Insbesondere für Bergregionen ist der Tourismus matchentscheidend. Laut Jakob ist er dort für bis zu 40 Prozent der Wirtschaftsleistung verantwortlich.

Man gehe auch davon aus, dass der Tourismus sich in der zweiten Jahreshälfte zögerlich und 2021 allmählich erholen werde. Normalisierung bei Nachfrage und Umsatz wird frühestens im Jahr 2022 erwartet. Das sei aber abhängig von der internationalen Entwicklung.

Sicheres und hygienisches Reiseland Schweiz
Jakob sieht aber auch in psychologischer Hinsicht eine Herausforderung, denn die Sicherheit beim Reisen müsse wieder gewährleistet werden können.

Schweiz Tourismus plant ein Impulsprogramm zur Wiederbelebung der Nachfrage in den Jahren 2020 bis 2022. Es liegt ein entsprechender Antrag für eine Zusatzfinanzierung vor.

Das Programm setzt bei der Nachfrageförderung und der Angebotsgestaltung sowie der Produkteentwicklung an. Es gehe nicht darum Promotion zu betreiben, sondern effektiv auch darum die Angebotsseite und Produkteentwicklung zu unterstützen, so Jakob. Es gehe auch darum wieder Vertrauen zu schaffen, Besucherströme zu lenken, Hotspots zu vermeiden und aufzuzeigen, wie in Corona-Zeiten auch gereist werden könne. 

Es sei von zentraler Bedeutung die Schweiz in Zukunft als sichere und hygienische Reisedestination positionieren zu können. (htr/npa/sda)