«Rückblickend muss die Streckenführung klar als zu ambitiös bezeichnet werden», heisst es im 15-seitigen Dokument, welche die Stadt Bern am Freitag auf ihrer Internetseite publizierte.

Das Rennen vom 22. Juni sei zwar sportlich interessant gewesen und habe für einzigartige Bilder von Bern in der ganzen Welt gesorgt. Die Rennstrecke habe aber auch zu engen Verhältnissen geführt und zu Quartierbewohnern, welche sich eingeschlossen gefühlt hätten.

Insgesamt positives Fazit
Die Berner Stadtregierung zieht aber ein «insgesamt positives Fazit» der Veranstaltung, wie sie in einer Mitteilung schreibt. Schätzungsweise 130'000 Personen hätten ein Rennen besucht, das in friedlicher Stimmung über die Bühne gegangen sei. Der Anlass habe auch die Diskussion rund um Elektromobilität und neue Technologien angestossen und so die Bevölkerung zusätzlich für das Thema Mobilität der Zukunft sensibilisiert. Das sei etwas, was die Berner Stadtregierung mit dem Rennen in Bern habe bewirken wollen.

Auch die Planung des Anlasses sei gut gewesen, doch in der konkreten Umsetzung der Planung habe es etliche Schwierigkeiten gegeben. So habe der Veranstalter in den zwei Wochen vor dem Rennen Abmachungen nicht eingehalten und Einwohner und Gewerbe seien ungenügend informiert gewesen. Der öffentliche Verkehr habe wegen des Rennens nicht in der sonst üblichen Qualität funktioniert. Die Rede ist auch von überdimensionierten Tribünenbauten. Die Signalisation der Umleitungen würde die Stadt Bern in Zukunft selber übernehmen.

650'000 Franken in Rechnung gestellt
Die Stadt Bern schloss von Anfang an einen finanziellen Beitrag an den Swiss E-Prix oder an dessen Rahmenprogramm aus. Laut der Auswertung hat sie den Veranstaltern insgesamt rund 650'000 Franken in Rechnung gestellt. Allein 331'000 Franken machen Leistungen der Kantonspolizei aus.

In die Auswertung flossen die Erkenntnisse aus einer Sitzung zwischen Stadtbehörden und Bewohnern des Obstberquartiers ein. Diese Bewohner kritisierten laut Auswertung zahlreiche Punkte. Im Papier heisst es aber auch, es gebe Rückmeldungen, dass «zur Stadt Bern passende Grossanlässe» gewünscht würden. Es gelte deshalb für die Stadt Bern, die Lehren aus dem Swiss E-Prix zu ziehen.

Werbung an Velodemo heruntergerissen
Im rot-grünen Bern war der Anlass von Anfang eher kritisch betrachtet worden. Kritiker monierten, der Grossanlass sei überhaupt nicht nachhaltig, denn um die gigantische Infrastruktur nach Bern zu karren brauche es Tausende von Lastwagenfahrten. Auch die saudiarabischen Sponsoren der Serie sorgten für Kritik. Das erzkonservative Land erkaufe sich so ein grünes Mäntelchen, hiess es.

Als klar wurde, was auf das Obstbergquartier zukam, entlud sich der Unmut zwei Tage vor dem Rennen an einer Velodemo auf der Rundstrecke. Daran beteiligten sich rund tausend Personen. Während dieser Kundgebung rissen einzelne Teilnehmer grossflächig Bandenwerbung ab und Kabel wurden durchtrennt. Der Veranstalter schätzt die Schadensumme auf 400'000 Franken und gab Ende Juni bekannt, er werde Strafanzeige einreichen. (sda)