Unter dem Titel «Bye bye Business Trip? Wie sich der Geschäftsreisemarkt durch Klima und Covid neu erfinden muss» diskutierten im Parkhotel Zug Barbara Albrecht (Leiterin Switzerland Convention & Convention Bureau SCIB sowie Geschäftsleitungsmitglied von Schweiz Tourismus), Renya Heinrich (Geschäftsführerin Zug Tourismus), Dieter Zümpel (CEO DER Touristik Suisse) und Markus Conzelmann (General Manager Radisson Blu Hotel Luzern) unter Moderation von Karin Kofler (Geschäftsführerin Zuger Wirtschaftskammer) über die aktuellen Entwicklungen im Geschäftsreisebereich und wagten eine Prognose zum Potenzial zum Business Travel und Business Events.

Gemäss aktuellen Studien sollen 80 Prozent der Geschäftsreisen aus der Vor-Corona-Zeit wieder zurückkommen, erklärt Barbara Albrecht im Rahmen ihres Impulsreferates. «Ich gehe sogar davon aus, dass es mehr sein werden. Die neuen Möglichkeiten der ortsunabhängigen Arbeit machen beispielsweise firmeninterne Business Events, etwa für Teambuilding, Informationsaustausch, Projektplanung, wichtiger denn je», so Albrecht.

In Zug generierten Geschäftsreisen vor der Corona-Krise bis zu 90 Prozent des touristischen Umsatzes, was nicht zuletzt auf die zahlreich ansässigen internationalen Firmen und Einwohner aus über 140 Nationen zurückzuführen ist. Laut Renya Heinrich komme die Nachfrage nach Erlebnissen und Incentives zwar zurück, allerdings noch mehrheitlich aus dem Schweizer Markt.

Dieter Zümpel, der mit Kuoni Business Travel und MICExperts auch einen Geschäftsreise- sowie MICE-Anbieter unter dem Dach von DER Touristik Suisse betreibt, erwartet ebenfalls, dass das Geschäft mit den Dienstreisen wieder auf 90 Prozent des Vor-Corona-Wertes anziehen wird. Er räumt je doch ein, dass bestimmte Geschäftsreisen, wie etwa eintägige Geschäftsreise, nicht mehr im bisherigen Ausmass zurückkommen dürften.

Massgebend für den Erfolg einer Businessdestination ist nicht zuletzt das Angebot und die Infrastruktur. «Als das Radisson Blu Hotel 2006 in Luzern eröffnete – damals als Radisson SAS – stieg das Geschäftsreisevolumen innert Jahresfrist um über 20 Prozent», erklärt Markus Conzelmann. Aktuell ist das Geschäft noch sehr volatil, doch sobald die internationalen Firmen ihre Projekte wieder aufnehmen, werden auch der Geschäftsreisetourismus und die Business Events wieder zunehmen, ist Conzelmann überzeugt. Die grosse Frage sei wann dies der Fall sein wird – 2023 oder eher 2024/25?

Verändertes Meeting- und Arbeitsverhalten
Unabhängig vom Zeitpunkt der Rückkehr des Businessgeschäfts ist Barbara Albrecht davon überzeugt, dass sich Meetings und Business Events in Zukunft anders gestalten werden: «Frontalpräsentationen werden in künftig kürzer, zugunsten von Break-outs in kleineren Gruppen.» Zudem werde auch das Thema «Bleisure», die Kombination aus Geschäfts- (Business) und Freizeitreisen (Leisure), weiter an Wichtigkeit gewinnen – ortsunabhängiges Arbeiten macht es möglich.

Diesen Bleisure-Trend beobachtet auch Dieter Zümpel, nicht nur im Geschäftsreisebereich, sondern auch im Rahmen der «Workation» innerhalb von DER Touristik Suisse, also der temporären Verlegung des Arbeitsortes (work) an die Feriendestination (vacation). Grosses Bleisure-Potenzial sieht man auch in Zug, wie Renya Heinrich abschliessend bestätigt: «Menschen leben und arbeiten heute anders als vor der Krise. Unternehmen tun gut daran, diesen Trend nicht zu ignorieren.» (htr)