Gemäss den Buchungsständen der grössten Schweizer Reiseveranstalter zeichne sich eine leichte Verschiebung vom Sommer in Richtung Herbst ab, schrieb der Schweizerische Reise-Verband (SRV) am Dienstag in einer Mitteilung. Viele Veranstalter hätten dank kurzfristiger Buchungen noch aufholen können, ohne sich einen völlig unrentablen Preiskampf zu liefern, erklärte SRV-Geschäftsführer Walter Kunz in der Mitteilung.

Bei Hotelplan Suisse fährt jeder vierte Kunde zu diesem Zeitpunkt in die Ferien, wie die Migros-Reisetochter mitteilte. Vor zehn Jahren war es noch jeder Fünfte. «Wir sehen eine Tendenz, dass sich die Ferien in den Herbst verschieben», sagte Hotelplan-Sprecherin Bianca Gähweiler der Nachrichtenagentur AWP. Die genauen Gründe dafür kenne Hotelplan nicht, doch es gebe sicher einen Zusammenhang zum heissen Sommer im letzten und in diesem Jahr.

Verzicht im Sommer
Auch Kuoni-Besitzerin DER Touristik Suisse hatte unlängst gemeldet, die Schweizer holten im Herbst ihre Ferien nach. In diesem Sommer hätten weniger Schweizer eine Ferienreise gebucht als im Vorjahr - dieser Verzicht, das durchzogene Spätsommer-Wetter und billigere Reiseangebote liessen nun die Nachfrage nach Herbstferien spürbar anstiegen, hiess es.

Im Städtereisen- und Badeferiengeschäft gewinne das Winterhalbjahr gegenüber den Sommermonaten an Marktanteilen, ergänzte DER-Sprecher Markus Flick am Dienstag gegenüber AWP. Abreisen zwischen September und November seien bei Kuoni und Helvetic Tours für rund 20 Prozent des Jahresumsatzes verantwortlich.

Tui Suisse stellt zwar keine Verlagerung von Sommer zu Herbst fest. Tui-Kunden hätten auch diesen Sommer genauso viele Ferien gebucht wie im sehr starken Vorjahr, schrieb Sprecherin Bianca Schmidt. Der Herbst sei trotzdem ebenfalls ein sehr beliebter Reisezeitraum und mache etwa ein Drittel des Sommerhalbjahresgeschäftes aus.

Stärkeres Passagierwachstum
Derweil beobachtet auch der Flughafen Zürich vermehrte Reisen im Herbst. So ist die Zahl aller Passagiere in den Herbstferien der Stadt Zürich in den vergangenen zwei Jahren stärker gewachsen als in den Sommerferien, wie eine Auswertung für AWP ergab. «Es ist nach den Sommerferien die Zeit mit den meisten Passagieren», sagte Sprecherin Raffaela Stelzer.

Für die diesjährigen Herbstferien erwarte der Flughafen Zürich zahlreiche Spitzentage mit über 100'000 Passagieren.

Zum Vergleich: An einem durchschnittlichen Tag kommen um die 80'000 Passagiere in Zürich an, steigen dort um oder fliegen ab. Während den zwei Wochen Ferien in Zürich gebe es voraussichtlich gerade einmal drei Tage, bei denen die Prognose bei unter 100'000 Passagieren liege.

Badeferien hoch im Kurs
Meist zieht es die Ferienreisenden laut den Reiseveranstaltern im Herbst ans Meer. So machen Badeferien bei Tui den grossen Anteil aus.

Die Kunden von DER Touristik buchen für die Herbstferien rund dreimal mehr Badeferien als Städtereisen. Keine Zahlen dazu waren von Hotelplan erhältlich. Besonders beliebt sind unter den nahegelegenen Zielen Zypern, Spanien, Griechenland und Ägypten, wie aus übereinstimmenden Angaben hervorgeht.

Aber auch Tunesien und die Türkei erleben ein Comeback. Diese Länder hatten in den letzten Jahren darunter gelitten, dass sie nach Anschlägen und einer angespannten politischen Lage von Urlaubern gemieden wurden. «Jetzt sind sie auch dank einem guten Preis-Leistungsverhältnis wieder im Aufschwung», sagte Gähweiler.
Das alte Niveau sei allerdings noch nicht ganz wieder erreicht.

Bei den Langstrecken-Destinationen stehen die Vereinigten Arabischen Emirate am höchsten in der Gunst der Reisenden, ebenso wie Malediven, Mauritius, die Dominikanische Republik, Thailand und Mexiko. (awp/sda)