Der Auftrag der Zürcher Volkswirtschaftsdirektorin Carmen Walker Späh (FDP) war unmissverständlich: Die Zürichsee Schifffahrtsgesellschaft (ZSG) müsse mehr Unternehmergeist auf den Zürichsee bringen, sagte sie im März anlässlich der Medienkonferenz, bei der das Ende des umstrittenen Schiffsfünflibers verkündet wurde.

Bis zum Fahrplan 2022/23 soll die ZSG ihren Kostendeckungsgrad auf 50 Prozent steigern. Heute liegt dieser nur bei 37 Prozent. Wegen des versenkten Schiffsfünflibers fliessen jedoch keine Zusatzeinnahmen mehr in die ZSG-Kasse. Deshalb sollen mehr Passagiere auf die Zürichsee- und Limmatschiffe gelockt werden.

Der am Dienstag präsentierte Fahrplan 2020/21 ist bereits seit 2016 in Arbeit. Bereits damals habe man gewusst, dass der Fahrplan nachfrageorientierter gestaltet werden müsse, sagte ZSG-Sprecherin Wiebke Sander auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA.

Der neue Fahrplan ist verglichen mit dem bisherigen Konzept kostenneutral. Die ZSG ist mit der selben Flotte unterwegs und konzentriert sich auf rentable Verbindungen sowie auf neue Angebote. Gleichzeitig werden aber unrentable Verbindungen gestrichen.

Zwei Grosse Rundfahrten werden gestrichen
Nicht genügend nachgefragt und somit gestrichen werden die Grossen Rundfahrten um 11.15 und 16.15 Uhr. Dafür gibt es neu im Winter eine neue Rundfahrt, um auch in dieser Saison Passagiere auf den See zu holen. Ebenfalls eingespart werden einzelne Querverbindungen zwischen Männedorf, Stäfa und Wädenswil – allerdings nur am Wochenende, wenn kaum Pendler unterwegs sind.

Neu ins Angebot aufgenommen werden dafür Rundfahrten auf dem Obersee. «Wir sind davon überzeugt, dass das Einzugsgebiet von Rapperswil und Umgebung grosses Potenzial besitzt», wird ZSG-Direktor Roman Knecht in einer Mitteilung zitiert.

Das Angebot ab Rapperswil kann vorerst nur versuchsweise eingeführt werden, da die Finanzierung der ausserkantonalen Streckenabschnitte noch nicht geregelt ist. Die ZSG stationiert für diesen Versuch aber bereits ein Schiff im Hafen von Rapperswil.

Langsameres Tempo – weniger Stationen
Generell werden die Schiffe mit dem nächsten Fahrplan gemütlicher unterwegs sein. So will die ZSG Treibstoff sparen, was sie als «Entschleunigung für die Passagiere» bewirbt. Im letzten Jahr verbrauchten die ZSG-Schiffe Diesel im Wert von 1,3 Millionen Franken. Künftig soll es deutlich weniger sein.

Zusätzlich zur gedrosselten Geschwindigkeit werden die Ein- und Aussteigezeiten verlängert. Das gibt den Passagieren die Möglichkeit, die Schiffe etwas gemächlicher zu verlassen oder zu betreten. Heute seien diese Zeiten etwas knapp, sagte Sander. Man wolle den Passagieren damit mehr Komfort bieten.

Die Verlängerung der Haltezeiten und das langsamere Tempo haben jedoch Auswirkungen auf die Fahrzeiten. Damit die Fahrten künftig nicht allzu lange dauern, werden einzelne Stationen nicht mehr angefahren. Die Kleine Rundfahrt beispielsweise hält nicht mehr in Küsnacht Heslibach und Zollikon. Die Stationen Zürichhorn und Wollishofen wiederum werden nur noch seeaufwärts angesteuert.

Im Nähschiff über den See
Um mehr Passagiere auf den See zu holen, will die ZSG gleichzeitig die Zusammenarbeit mit Unternehmen vorantreiben. Als Beispiel für eine Zusammenarbeit sticht in diesem Jahr drei Mal das so genannte «Nähschiff» in See, mit Unterstützung des Nähmaschinenherstellers Bernina.

Während einer vierstündigen Schifffahrt können die Teilnehmerinnen und Teilnehmer unter Anleitung einen Seesack, ein Wickelkleid oder ein Reise-Etui nähen. Solche Angebote kommen offenbar an: Alle drei Fahrten sind gemäss ZSG-Angaben ausgebucht. (sda)