Die Zermatt Bergbahnen AG investiert seit 2002 in Solarenergie. Bei neuen Projekten, aber auch bei Um- und Erweiterungsbauten werde mit einer Machbarkeitsstudie geprüft, ob sich der Bau einer Fotovoltaikanlage lohne, sagt Kommunikationsmanager Marc Lagger.

Bereits gibt es mehrere Anlagen an den Bauten der Bergbahnen. Stattliche 270 000 Kilowattstunden jährlich produzieren die Solar-Module an der Talstation Trockener Steg. Insgesamt produzieren die Zermatt Bergbahnen laut Lagger jährlich zwischen 370'000 und 400'000 Kilowattstunden durch Fotovoltaik und Solarthermie.

Standortvorteil: Bei Kälte steigt die Effizienz der Solarmodule
Forscher der ZHAW in Wädenswil gehen davon aus, dass die Bedingungen im Gebirge für die Fotovoltaik grundsätzlich sehr günstig sind, gerade auch im Winter: Insbesondere die Lichtreflexion durch den Schnee sorgt für einen höheren Stromertrag, über der Hochnebeldecke scheint die Sonne. Zudem ist die Effizienz der Solarpanels umso grösser, je kälter es ist.

Eine Forschungsgruppe der Hochschule betreibt in Davos eine Versuchsanlage, die im Gelände steht und nicht an einer Fassade oder auf einem Dach montiert ist. Nach bisherigen Erkenntnissen sorgen zweiseitige, sogenannte bifaziale Module mit einem Neigungswinkel von 70 bis 90 Grad für einen gesteigerten Stromertrag. «Für Bergbahnen in Skigebieten eignet sich eine solche Anlage sehr gut», sagt Jürg Rohrer, der die Forschungsgruppe erneuerbare Energien an der ZHAW Wädenswil leitet.[RELATED]

«Wir sind mit einigen Bergbahnen grosser Skigebiete in Kontakt, die eine Fotovoltaikanlage im freien Gelände bauen wollen.» Aus Rohrers Sicht machen aber auf jeden Fall auch Fotovoltaikanlagen mit einseitigen, an Fassaden angebrachten Modulen «sehr viel Sinn», insbesondere bei einer südlich ausgerichteten Fassade. Eine solche Anlage sollte ein erster Schritt sein. Dies auch als Beitrag an die Stromversorgung der Schweiz: Es brauche viele zusätzliche Anlagen mit insgesamt einigen Quadratkilometern Fläche. Aber auch aus unternehmerischer Sicht rät er dringend zu einer Investition in eine Fotovoltaikanlage. «Wenn die Strompreise auf diesem Niveau bleiben, lässt sich durch das Einspeisen ins Netz eine Traumrendite erwirtschaften.» Dass sich ein ganzes Skigebiet mit Fotovoltaikanlagen weitgehend selbst mit Strom versorgen kann, bezweifelt Rohrer. «Skigebiete könnten aber einen wichtigen Beitrag an die Stromversorgung des Landes leisten.»

Genug Strom für Seilbahn und Betrieb des Berggasthauses
Die Seilbahn von Frümsen im Rheintal zum Berggasthaus Staubern im Kanton Appenzell Innerrhoden läuft ausschliesslich mit selbst produziertem Strom. Man habe viel in die Solaranlage und den Batteriespeicher investiert, sagt Daniel Lüchinger vom Berggasthaus Staubern. Ausserdem spiele Rekuperation, also die Rückgewinnung von Strom beim Abwärtstransport, eine Rolle. Überhaupt spielten eine Reihe von günstigen Umständen mit, die in so manchem Skigebiet wohl nicht gegeben seien – so etwa die Lage an einem Südosthang.

Noch spielt denn auch der Solarstrom für Bergbahnen in Skigebieten eine untergeordnete Rolle. Im Fall der Zermatt Bergbahnen erreicht der Anteil des Solarstroms aus den eigenen Anlagen derzeit rund 2,5 Prozent. «Dies erscheint als marginal, deckt aber den Bedarf der Gebäude», sagt Kommunikationsmanager Lagger. «Eine komplette Selbstversorgung ist für einen Betrieb dieser Grösse nicht realistisch. Seilbahnantriebe benötigen elektrische Leistungen, welche nur mit Grossanlagen sichergestellt werden können.» Es gehe darum, Synergien zu nutzen und nachhaltig zu entscheiden. Die Zusammenarbeit mit dem Elektrizitätswerk Zermatt (EWZ) reduziere sich nicht nur auf den Strombezug. So stamme das Wasser zur Beschneiung aus den Anlagen der Grande Dixence und des EWZ und fliesse bei der Schneeschmelze wieder in diese Anlagen zurück. Leitungen und Infrastrukturen der Beschneiung würden teilweise für die Stromproduktion verwendet. Diverse Projekte zur Stromproduktion mit Fotovoltaik habe man gemeinsam umgesetzt.

Ueli Abt