«Das ‹My Saess› ist eine mobile Unterkunft, die auf einem fahrbaren Untersatz steht.» So simpel lautet die Beschreibung dieses neuartigen touristischen Angebots. In Wirklichkeit steckt natürlich viel mehr in diesem Konzept des Berner Designers Jérôme Rütsche: Das knapp zehn Quadratmeter grosse, aus Holz gebaute «My Saess» ist so gestaltet, dass es Schlafplätze für bis zu vier Personen bietet, zudem einen kleinen Küchenbereich, eine Toilette, Strom und Wasser sowie eine Fussbodenheizung.

«Wir wollten auf kleinstem Raum ein gutes Raumgefühl erzeugen», sagt Rütsche dazu. Natürliche Materialien wie Wolle, Holz und Linoleum schaffen eine gemütliche Atmosphäre. Ein grosses Vorzelt, das an ein Tipi oder eine Jurte erinnert, erweitert den Wohnraum nach draussen, wo eine Feuerschale zusätzliche Ambiance schafft und zum Bräteln einlädt. «Das Zelt unterstreicht den nomadischen Charakter des ‹My Saess›», ergänzt er.

[IMG 4-5]Stil und Handwerk
Bei der Konzeption des versetzbaren Häuschens haben die Initianten grössten Wert auf Stil und Handwerk gelegt. Das «My Saess» wird in Bern von regionalen Schreinern, Wagenbauern und Zeltnähern gebaut. Es kann seriell hergestellt werden und ist für kalte Tage gar mit einer Bodenheizung ausgestattet. Bettzeug, Matratzen und Geschirr stammen aus Schweizer Kleinbetrieben.

Der erste Prototyp hat in einer Testphase seit September 2020 schon mehrere hundert Gäste beherbergt. Die Unterkunft kam unter anderem auf einem Bauernhof im Naturpark Gantrisch zu stehen und findet sich nun bis Ende Juni in der sanften Hügellandschaft von Oberbalm zwischen Bern und Schwarzenburg. Die Betreiber übernehmen den Auf- und Abbau und kümmern sich um die Buchungen.

Bisher waren Landwirtschaftsbetriebe die Partner; es kämen aber auch Hotels, Tourismusorganisationen oder Gemeinden in Frage, sagt Rütsche. Zudem kann man ein «My Saess» auch kaufen. Der Preis startet je nach Ausstattung bei 58'000 Franken.

Wachstum mittels Crowdfunding
Der erfolgreiche Start – während der Corona-Krise war die mobile Unterkunft praktisch durchgängig ausgebucht – stimme zuversichtlich und zeige, dass die Nachfrage nach solchen Angeboten vorhanden sei, sind die Initianten überzeugt. Sie planen weitere Einheiten. Um diese zu finanzieren, haben sie auf crowdify.net ein Crowdfunding gestartet, das noch bis Ende April läuft und bis zu 250‘000 Franken erbringen soll. Vorerst sind fünf «My Saess» geplant, längerfristig auch mehr.[IMG 6]

Im Idealfall sollte sich deren Verbreitung über die Region Bern hinaus in die ganze Schweiz erstrecken. «Unser Ziel ist die sanfte Tourismusförderung und das Bereitstellen eines nachhaltigen Ökosystems – so machen wir beispielsweise auch regionale Produkte und Dienstleistungen über unsere Website buchbar», sagt Jérôme Rütsche dazu. (htr/npa)