Die Hotellerie und die Gastronomie sind weiblich geprägt; mehr als die Hälfte der Mitarbeitenden sind Frauen. Umso mehr fällt auf, dass in den Führungsgremien von HotellerieSuisse vorwiegend Männer das Sagen haben. Heute sind mit Nicole Brändle Schlegel (Geschäftsleitung), Marie Forestier (Verbandsleitung) und Corina Gilgen (Leiterin Regionaler Verband Bern + Mittelland) gerade mal drei Frauen in Führungspositionen.

Ein Ungleichgewicht, dem der Branchenverband entgegentreten möchte: Bis in fünf Jahren sollen die 3,7 Prozent der Mandate in den Verbandsorganen auf nationaler und regionaler Verbandsebene, die mit Frauen besetzt sind, signifikant erhöht werden.

Frauen wägen meist mehr ab, ob ein Mandat zu ihnen passt
Die Gründe, wieso Frauen sich weniger in der Verbandsarbeit engagieren? «Bei Hotelehepaaren sind sie häufig noch stärker als der Mann ins operative Geschäft eingebunden und halten sich bei ausserbetrieblichen Engagements zurück», so Thomas Allemann, Leiter Account Management bei HotellerieSuisse. Bestehe ein Gremium zudem hauptsächlich aus Männern, brauche es mehr Mut und Support, sich für ein Mandat von sich aus ins Spiel zu bringen. Und: «Frauen wägen tendenziell mehr ab, ob ein Mandat zu ihnen passt und ob sie die nötigen Voraussetzungen dazu mitbringen.»

Elf Frauen sind im Herbst 2021 in das neu lancierte Programm gestartet, das sich an aktive Hotelièren und weibliche Mitglieder von Vorständen richtet. Unterstützt werden sie von einer Mentorin und sechs Mentoren, die alle viel Erfahrung und Wissen in der Verbandsarbeit mitbringen. Nebst dem persönlichen Austausch und Workshops zu Themen wie Wirtschaftspolitik und Lobbying, Kommunikation und Auftrittskompetenz besuchen die Teams gemeinsam auch reale Vorstandssitzungen auf regionaler oder nationaler Ebene. [DOSSIER]

Persönlicher Austausch, Workshops und Sitzungen
Eine der Frauen ist Sybille Bless, Gastgeberin im Hotel Restaurant Hammer in Eigenthal LU. Ihre Beweggründe für die Teilnahme: «Es liegt mir am Herzen, meine Erlebnisse und die Leidenschaft für unsere kreative Branche dem Verband einerseits und den Jugendlichen andererseits weiterzugeben – um diese wiederum für diesen spannenden Beruf zu begeistern.»

Bei einer Zwischenevaluation haben die Verantwortlichen von HotellerieSuisse erste Reaktionen von allen Teilnehmerinnen eingeholt. Allgemein kommt der offene Austausch bei allen gut an, ebenso Gespräche, die zur Selbstreflexion und ganzheitlichen Betrachtung der Branche anspornen. Zu kurz gekommen ist indes das «Networking face to face», das hauptsächlich durch die Pandemie erschwert worden ist.

Drei Sitze in der Verbandsleitung werden 2022 und 2023 frei
Eine Chance, in den Leitungsgremien für mehr Diversität zu sorgen, besteht schon bald. Denn gleich drei frei werdende Sitze müssen demnächst neu besetzt werden: So verlassen Jörg Arnold (Zürich) und Urs Zimmermann (Brione s. Minusio) die Verbandsleitung von HotellerieSuisse Ende 2022, und die Amtszeit von Präsident Andreas Züllig dauert nur noch bis Ende 2023. Die ersten Frauen beenden das Mentoringprogramm mit der Delegiertenversammlung im Juni. Start der nächsten Ausgabe ist für September 2022 geplant.


Drei der elf Mentees zum Programm:

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«Mein Mentor und die Leitung von HotellerieSuisse unterstützen mich optimal in der Förderung meiner Werte und im Aufbau meines Netzwerks, damit ich mich künftig noch mehr dafür einsetzen kann.»

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«Die Impulse, die ich hier vermittelt bekomme, sind für mich sehr spannend – in einer Branche, die sich stetig mit einem dynamischen Wandel konfrontiert sieht.»

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«Dank dem Mentoring-Programm weiss ich heute viel besser, wie ich mich für den Erfolg des Schweizer Tourismuslandes einsetzen kann.»