Bereits 1985 sagte Walter Berger ein digitales Netzwerk innerhalb der Hotelbranche voraus. Damals glaubte ihm kaum jemand. Heute stellt Bergers Rebag Data AG in zweiter Generation unter der Leitung von Sandro Berger Softwarelösungen für rund 1000 Hotels zur Verfügung. Seit letztem Jahr kooperiert die Rebag Data mit dem weltweit führenden Anbieter integrierter Software und Zahlungsdienste Planet.

Walter Berger, als Sie sich 1985 mit Digitalisierungsthemen für die Hotellerie auseinandersetzten, wussten viele nicht einmal, was IT ist.
Damals hiess es auch nicht IT, sondern EDV. An den meisten Réceptionen waren analoge Kassensysteme gängig. Wenn die Abrechnung abends nicht auf den Rappen stimmte, versuchte man die ganze Nacht lang, den Fehler zu eruieren. Man hatte Zeit, Fachkräftemangel war damals noch kein Thema. Telex war das Mass aller Dinge, und der erste Fax war schon Neuland. Das war 1985 der Status quo in der Hotellerie.

Die Flugbranche war in Sachen Digitalisierung der Hotellerie voraus.
Die Buchungssysteme der internationalen Airlines waren schon damals untereinander verbunden. Für mich war klar, dass diese Entwicklung früher oder später auch auf die Hotellerie übergehen würde.

Wen überzeugten Sie als Erstes?
Einer meiner ersten Kunden war Mövenpick-Gründer Ueli Prager. Jemand, den ich sehr geschätzt habe. Vor der Eröffnung des Mövenpick Hotel in Egerkingen SO 1986 hatte Prager drei Wünsche an die Rebag Data: Er wollte als erster Hotelier in Europa im Hotelzimmer eine Welcome-Page einrichten, Gäste sollten ihre Rechnung auf dem TV einsehen und auch via TV auschecken können. Wir erfüllten Pragers Wünsche. Für die Rebag Data folgten Aufträge in sämtlichen Mövenpick-Hotels und in den Hotels Badrutt’s Palace St. Moritz, Beau-Rivage Palace Lausanne, Baur au Lac Zürich, Tschuggen Grand Hotel Arosa und Suvretta House St. Moritz.

Konnten sich damals nur die grossen Häuser IT-Investitionen leisten?
Hard- und Software kosteten damals zwischen 500 000 und 1,2 Millionen Franken. Auch für die grossen Häuser waren dies beachtliche Beträge. Die Technologie veränderte sich aber rasant. Mitte der 90er-Jahre belieferten wir 90 Hotelbetriebe mit unseren IT-Lösungen.

Der technische Fortschritt ist unaufhaltsam. Umso wichtiger bleibt der Mensch.
Walter Berger, Gründer Rebag Data AG

1996 kam es zum Handschlag zwischen der Rebag Data AG und dem deutschen Hotelsoftwareentwickler Protel. Dank dem gebündelten Know-how wuchs das Rebag-Data-Portfolio. Der Schwerpunkt blieb stets auf dem Schweizer Markt. 2015 erreichte die Rebag Data AG die schweizweite Marktführung mit rund 800 Kunden. Im November 2018 übergab Walter Berger die Firmenleitung an seinen Sohn Sandro.

Sandro Berger, inwiefern müssen Sie die Vorteile der Digitalisierung für die Branche heute noch erklären?
Es besteht noch viel Aufklärungsbedarf, insbesondere zur Cloud. Die Fragen der Hotelièren und Hoteliers drehen sich heute vor allem um die Datensicherheit: Warum muss ich in etwas investieren, das nicht sichtbar ist? Was ist gesetzlich vorgeschrieben? Was macht in meinem Betrieb Sinn?

Wie sicher sind Daten heute?
Die IT unterstützt, gibt aber keine 100-Prozent-Garantie. Es braucht nach wie vor ein Back-up. Die Daten sind nur so sicher, wie es der heutige Stand der Technologie und die zur Verfügung stehenden Mittel erlauben. Die Hotellerie gibt durchschnittlich ein Prozent des Umsatzes für IT aus, eine Bank rund fünf Prozent. Es dürfte im Zeitalter der steigenden Automatisierung mehr sein.

Wünschen sich die Gäste die Automatisierung in der Hotellerie?
Sandro Berger: Es kommt auf die Bedürfnisse des jeweiligen Gastes an. Für vielreisende Geschäftsleute und junge Menschen kann die Entwicklung nicht schnell genug gehen. Ferienreisenden ist ein Self-Check-in beispielsweise vielleicht nur bedingt wichtig.

Walter Berger: Hoteliers sind immer in der Zwickmühle. Sie müssen das eine tun und dürfen das andere nicht lassen. Die Hotellerie bleibt auch im Zuge der Digitalisierung immer ein People-Business. Wer aber nicht mit der Zeit geht, geht mit der Zeit. Das wusste schon Friedrich Schiller.

Im Dezember 2022 gab die Rebag Data ihre Übernahme durch den international tätigen Software- und Zahlungsdienstanbieter Planet bekannt. Rebag-Data-Geschäftsführer Sandro Berger gab damals zu Protokoll: «Es ist eine aufregende Zeit für uns, da wir eine breitere Palette an Produkten und Dienstleistungen zur Verfügung haben werden.»

Sandro Berger, warum entschieden Sie sich für den Verkauf der Rebag Data an Planet?
Unser wichtigster Anspruch als Rebag Data ist es nach wie vor, ein Partner für die Digitalisierung der Schweizer Hotellerie zu sein. Die jungen Fachkräfte sollen Tools haben, die ihnen Spass bereiten und die Arbeit erleichtern. Nach der Übernahme unseres Partners Protel Hotelsoftware durch Planet 2022 war für uns als KMU-Technologieunternehmen die enge Zusammenarbeit mit Planet als europäischem Software-Solutions-Marktleader in der Beherbergungsbranche ein logischer Schritt.

Was hat sich für die Rebag-Data-Kunden seit der Übernahme durch Planet geändert?
Die Kernprodukte bleiben dieselben. Wir können eine grössere und besser integrierte Produktpalette in der Hoteltechnologie anbieten.

Walter Berger, wagen Sie den neuerlichen Blick in die Zukunft der Schweizer Hotellerie.
Die Entwicklung hängt massgeblich von den Bedürfnissen der Gäste, der Technik und den gesetzlichen Bestimmungen ab. Europa wird diesbezüglich einen konservativeren Weg einschlagen als die USA oder China. Der technische Fortschritt ist unaufhaltsam. Umso wichtiger bleibt der Mensch.

Walter Berger (71) gründete die Rebag Data AG 1985. Seit der Stabübergabe an seinen Sohn Sandro 2018 bringt er sich im Unternehmen als Verwaltungsratspräsident und bei buchhalterischen Fragen ein. Walter Berger ist Vater dreier erwachsener Kinder und zweifacher Grossvater. Seine Freizeit verbringt er gerne auf dem Golfplatz.

Sandro Berger (45) übernahm 2018 die Geschäftsleitung der Rebag Data AG mit Sitz in Horgen ZH von seinem Vater Walter. Nach seinem Sprachenstudium (Japanisch und Mandarin) verbrachte er mehrere Jahre in Tokio bei einem Medizinal-Tech-Unternehmen. In seiner Freizeit macht er Triathlon und geht mit seiner Frau auf Reisen.