Der Schweizer Tourismus gewinnt wieder an Fahrt, die aktuellen Logiernächtezahlen sind gut. Das freut die Branche – zu Recht, hat sie doch auch einiges zum Aufschwung beigetragen. So war die Stimmung denn ausgesprochen gut an der diesjährigen Generalversammlung des Schweizer Tourismus-Verbands STV. Kam noch dazu, dass man sich in Freiburg traf, der Heimat des STV-Präsidenten und aktuellen 
Nationalratspräsidenten Dominique de Buman, der, obwohl doch schon lange im Geschäft, noch immer mit jugendlichem Elan agiert. Und wo er Recht hat, hat er Recht. «Sein» Freiburg ist einfach eine aussergewöhnlich schöne Stadt und verdiente mindestens so viele Touristen wie ihre grössere Schwester Bern (wenn die Freiburgerinnen und Freiburger das denn auch wirklich wollen).

Gute Stimmung also – aber eigentlich ist es immer so, wenn der STV seine sommerliche GV abhält. Man kennt sich bestens, die Traktandenliste ist überschaubar, und STV-Direktorin Barbara Gisi versteht es geschickt, die trockene Materie wo es Sinn macht aufzulockern. Immer wieder fällt mir zudem positiv auf, wie höflich und respektvoll man in dieser Branche miteinander umgeht. Aber die Eintracht vermittelt auch den Eindruck, dass man sich mit einem Status quo zufriedengibt, der seit Jahren niemanden so recht befriedigt. Denn die Rolle des STV ist nach wie vor nicht wirklich geklärt. Gegründet als Dachorganisation, die die gesamte Tourismusbranche repräsentiert, soll er als Bindeglied zur Politik wirken. Das macht auch deshalb Sinn, weil der Schweizer Tourismus kein eigenes Bundesamt hat. Es gibt zwar immer wieder Vorstösse in diese Richtung, sie waren bislang allerdings erfolglos.

Doch die grossen und an Ressourcen sehr viel potenteren Mitgliederorganisationen wie hotelleriesuisse, Gastrosuisse, Seilbahnen und so weiter, welche die Dachkonstruktion STV gleichsam als starke Säulen stützen, sind wiederum ihren Mitgliedern verpflichtet und erbringen Leistungen etwa im Lobbying oder in der Information, die von der Dachorganisation erwartet werden. So befindet sich der mit eher bescheidenen Mitteln alimentierte STV konstant in der Defensive und sieht sich gezwungen, seine Legitimation immer wieder aufs Neue zu erklären. Das verleiht ihm keine Stärke und Durchschlagskraft.

Es gibt wieder einmal einen Anlauf zur Klärung. In diesem Frühjahr wurde eine Arbeitsgruppe gebildet, die einen Strategieprozess initiieren soll. Der Wille, das hoch komplexe Verhältnis zwischen der Dachorganisation und den starken Säulen im Sinne der Branche endlich entscheidend zu verbessern, ist spürbar. An der nächsten GV soll darüber berichtet werden. Vielleicht herrscht dann für einmal weniger Eintracht. Nachteilig wäre es meines Erachtens nicht.