Die drastischen Massnahmen, die rund um den Globus zur Eindämmung des Coronavirus verordnet wurden, haben den Tourismus praktisch zum Erliegen gebracht. Seit Mitte März sind Reisen in die Schweiz nicht mehr möglich und auch die heimische Bevölkerung ist dazu aufgefordert worden, zu Hause zu bleiben.

Das brachte die Schweizer Hotellerie zum Stillstand, wie die am Donnerstag vom Bundesamt für Statistik (BFS) veröffentlichten März-Daten zu den Hotelübernachtungen in aller Deutlichkeit zeigen. Die Zahl der Logiernächte brach im Berichtsmonat um 62,3 Prozent auf 1,26 Millionen ein.

Etwas stärker war der Rückgang der Hotelübernachtungen bei ausländischen Gästen: Die Logiernächte sackten da um 68,1 Prozent auf 557'368 ab. Die Übernachtungen von Schweizer Hotelgästen gingen mit 55,9 Prozent auf 706'863 jedoch ebenfalls massiv zurück.

Der Start ins neue Jahr war der Branche noch geglückt. Sowohl im Januar wie auch im Februar legten die Logiernächte jeweils um gut 6 Prozent zu. Nur Gäste aus China reisten da bereits weniger, da Peking dies früher verboten hatte. Im ersten Quartal zählte das BFS insgesamt 7,59 Millionen Hotelübernachtungen in der Schweiz. Das ist ein Rückgang von gut 18 Prozent.

Grosse Einbussen
Ökonomen zeigen sich vom Einbruch in der Hotelstatistik nicht überrascht. «Nachdem erste Restriktionen zur Eindämmung des Virus den Tourismus bereits zu Monatsbeginn belastet hatten, sind die Übernachtungen ab Mitte März mit den vom Bundesrat verordneten Massnahmen beinahe auf null zusammengebrochen», sagte BAK-Chefökonom Martin Eichler im Gespräch mit AWP.

Eichler geht davon aus, dass die Statistiken der Monate April und Mai noch schlechter ausfallen werden. Das werde den Hotelbetreibern grosse Einnahmensverluste bescheren. Und obwohl Liquiditätshilfen des Bundes und Kurzarbeit dabei helfen, die Krise zu meistern, müssten wohl deutlich mehr Hotels als sonst üblich Konkurs anmelden.

Mit einem kräftigen Logiernächte-Rückgang von bis zu 90 Prozent im April rechnet Florian Hälg von der Konjunkturforschungsstelle der ETH Zürich (KOF). Die Verluste in der Hotelbranche würden so in die Milliarden gehen. Das bestätigen Berechnungen des Instituts für Tourismus der Fachhochschule Westschweiz HES-SO Valais-Wallis. Von März bis Juni erwartet das Institut Umsatzverluste der Hotels zwischen 1,7 und 2,5 Milliarden Franken.

Schweizer Touristen als Chance
Wann der internationale Reiseverkehr wieder an Fahrt gewinnt, hängt laut BAK-Ökonom Eichler stark davon ab, wie lange die Regierungen weltweit an Reisebeschränkungen festhalten und wann die Grenzen geöffnet werden. Wichtige Kriterien seien dabei, ob eine zweite Covid-19-Welle droht und wie rasch es gelingen wird, gegen den Erreger eine Impfung zu entwickeln.

Für diesen Sommer sei daher noch nicht mit einem Hochfahren des Flugverkehrs und der Interkontinentalreisen zu rechnen, so der BAK-Experte. Die Branche hofft nun, dass Schweizer hierzulande in die Ferien gehen. Hoteliers müssten daher die Strategie und ihre Angebote auf Schweizer Gäste ausrichten, sagte Eichler.

Florian Hälg erwartet zwar, dass der Inlandstourismus im Sommer für Entspannung sorgt. «Die inländischen Touristen werden den Wegfall der ausländischen Touristen aber bei Weitem nicht kompensieren», warnt er.

Wichtige Branche taumelt
Für den Schweizer Tourismus droht 2020 also zu einem rabenschwarzen Jahr zu werden. Im Vergleich zum Vorjahr dürften gemäss ersten Schätzungen des Staatssekretariats für Wirtschaft (Seco) die Umsätze in der Branche im Gesamtjahr um bis zu 35 Prozent zurückgehen.

Der Tourismus spielt eine wichtige Rolle für das Land. Nebst der Hotellerie profitieren auch die Gastronomie, touristische Angebote wie Bergbahnen, Campingplätze oder Vermieter von Ferienwohnungen vom Reisewunsch vieler. Im Jahr 2017 betrugen die Gesamteinnahmen des Tourismus in der Schweiz 44,7 Milliarden Franken. (awp sda)