Das alte Hotel Alpenblick in Tenna, erbaut 1902 bis 1905 im Bündner Heimatstil, muss erneuert und ertüchtigt werden. Entstehen soll ein freundliches Berghotel mit 25 hellen, frischen Zimmern, die sich dem imposanten Panorama des Safientals öffnen. Um dies zu ermöglichen, soll um das bestehende Gebäude eine neue Raumschicht in Holzbauweise erstellt werden. Sie dient bei offener Verglasung als Veranda, und bei geschlossener als Wintergarten. Diese besondere Laubenkonstruktion nimmt jeweils Bad und Toilette auf und bietet pro Zimmer quasi einen eigenen Wellnessbreich. «Eine Neuheit in der Hotellandschaft Graubündens», wie die Projektverantwortlichen am Freitag in einer Mitteilung schreiben.

[IMG 2]Mit diesem Vorhaben könne auch die bestehende Struktur im Innern geschont werden. So müsste keine intensive Verrohrung und Erschliessung durch die Räume geführt werden. Zudem werde dadurch der Energiehaushalt des bestehenden Hauses dank passiv-solarer Wärmeeinstrahlung deutlich verbessert. Das restaurierte Hotel erhält damit ebenfalls ein neues, zeitgenössisches «Raumkleid», dessen Architektur sowohl Geborgenheit als auch Offenheit zum Ausdruck bringt. Für diese architektonische Idee und Umsetzung zeichnen der Bündner Daniel Ladner von Bearth & Deplazes Architekten AG in Chur verantwortlich.

Der neue «Alpenblick» soll das Bergdorf Tenna in der Bündner Region Safiental-Rheinschlucht beleben. Gleichzeitig soll das Hotel das Bedürfnis nach Ruhe, Natur, Kultur und gesunder Ernährung erfüllen. Kunst, Kultur, Lebensmittel und Produkte der Berge stehen dabei im Zentrum.

Alpines FoodLab und Innovationszentrum für die Berglandwirtschaft
Um die Nachhaltigkeit, kulinarischen Spezialitäten, Materialien und das Können aus der Region zu fördern, ist im Erdgeschoss vom «Alpenblick» ein Experimentier- und Erlebnisraum für die alpine Esskultur geplant. Die Erforschung, Verarbeitung und Veredelung von einheimischen Rohstoffen zu neuen und innovativen Produkten stehen dabei im Zentrum eines alpinen «FoodLabs».

Ein Verarbeitungsraum bietet daneben Platz und Möglichkeiten zur Veredelung, Verpackung und Lagerung von Lebensmitteln für Landwirte aus der Region. Das «FoodLab» soll so die Entwicklung von neuen und vielfältigen Produkten ermöglichen und Teil eines Innovationszentrums für die Berglandwirtschaft werden, wie die Initianten schreiben.

Nicht zuletzt sollen die alpine Esskultur, die neuen Produkte und Ideen verbreitet werden, indem Tagungen und Seminare, Akademien und Weiterbildungen für ein Fach- und Laienpublikum organisiert werden. Entsprechend soll auch die Hotelküche im «Alpenblick» die regionalen Rohstoffen und Zutaten aus dem Naturpark Beverin aufnehmen, damit der Gast künftig mit vielfältigen Kreationen der alpinen Küche überrascht werden kann.

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Treffpunkt für Kunst
Eingebunden werden soll auch die Kunst. Laut Initianten soll das «Alpenblick» auch zu einem Zentrum für Kunstschaffende und -interessierte mitten in den Bergen positioniert werden. Seit 2016 findet im Frühling jeweils die «Alps Art Academy» satt.  Die während zwei Wochen in Workshops entwickelten Projekte werden anschliessend der Öffentlichkeit im Rahmen der internationalen Kunstbiennale Art Safiental präsentiert. Beide Initiativen nutzen jeweils das «Alpenblick» als Zentrum für Produktion, Information und Vermittlung.

Auf Mai 2020 soll als weitere Kunst-Initiative das ILEA (Institute for Land and Environmental Art) mit permanenten Räumen und einem Ganzjahresprogramm ins Berghotel einziehen. In der geplanten, sogenannten Art Lounge soll über aktuelle, vergangene oder zukünftige Kunstaktivitäten und weitere Aktivitäten in Haus, Dorf und Region informiert werden.

All diese Initiativen spielen für die Neuausrichtung des Berghotels eine wichtige Rolle und positionieren den Alpenblick als Zentrum für Kunstschaffende und -interessierte mitten in den Bergen.

Eine Vorstudie weist für das oben beschriebene Konzept einen Investitionsbedarf von rund 8 Millionen Franken auf, wie es weiter heisst. In einem nächsten Schritt gelte es nun, Betriebskonzept und Businessplan zu detaillieren und ein architektonisches Vorprojekt auszuarbeiten. Damit würden Nachhaltigkeit und Langfristigkeit im Konzept «Alpenblick Tenna» verankert. Für diese Projektierungsarbeiten sollen nun aktuell verschiedene Finanzierungsmöglichkeiten geprüft werden.

Für die bisherigen und anstehenden Aufgaben wurde eine Arbeitsgruppe mit Ein- und Zweitheimischen eingesetzt. Die Gesamtleitung und die konzeptionellen Arbeiten liegen bei der ZHAW Forschungsgruppe Tourismus und Nachhaltige Entwicklung aus Wergenstein. Das Architekturbüro Bearth & Deplazes bearbeitet die architektonische Umsetzung. Der Verein Tenna Plus, die Alpenblick Tenna AG, die Gemeinde Safiental und der Naturpark Beverin unterstützen die bisherigen Arbeiten fachlich und finanziell. (htr)