Rochat hatte von 1996 bis 2012 das Restaurant de l'Hôtel de Ville im waadtländischen Crissier geführt und zählte zur Spitze der Schweizer Kochgilde. Er wurde mit drei Michelin-Sternen und 19 Gault-Millau-Punkten ausgezeichnet und war landesweit bekannt.

Am Mittwochmorgen war er mit zwei weiteren Personen auf dem Velo unterwegs. Dabei schied er plötzlich aus dem Leben, vermutlich aufgrund eines Schwächeanfalls, wie Jean-Christophe Sauterel, Mediensprecher der Waadtländer Kantonspolizei, der sda sagte. Sofortige Rettungsversuche blieben erfolglos.

Sein Tod wurde in der Westschweiz mit Bestürzung aufgenommen. Der Uhrenpatron Jean-Claude Biver würdigte ihn als einen «ganzen Menschen aus dem Vallée du Joux», als einen «Combier», wie dessen Talbewohner genannt werden, etwas stur und etwas eigenwillig.

Rochat habe nie etwas aufgegeben und alles konsequent zu Ende geführt. Er sei auch ein vorsichtiger Mann gewesen. Das Velo fahren und das Essen habe sie zusammengeführt, sagte Jean-Claude Biver.

Das Velo fahren sei ein Ventil gewesen, um Kopf und Körper zu leeren. Philippe Rochat sei sehr stark gewesen – bei Amateurrennen sei er vor Profis ins Ziel gekommen. Zumindest sei er verstorben, während er seiner Leidenschaft nachgegangen sei.

Mutter und Ehefrau verloren
Der Spitzenkoch musste in seinem Leben mehrere Schicksalsschläge verkraften. Noch während seiner Kindheit verlor er seine Mutter.

Im März 2002 war seine Frau Franziska Rochat-Moser, eine erfolgreiche Marathonläuferin, im Alter von 35 Jahren bei einem Lawinenunglück oberhalb von Les Diablerets (VD) ums Leben gekommen. Rochat fand nach dem Tod seiner Frau mit der früheren Langläuferin Laurence Rochat eine neue Partnerin.

Seine Karriere in einem der besten Restaurants der Schweiz begann im Juli 1980 unter dem damaligen Spitzenkoch Frédy Girardet. Dieser lehrte ihn im Restaurant de l'Hôtel de Ville in Crissier die nötige Strenge und Unerbittlichkeit.

«Es ist hart zu sehen, wenn jemand so jung gehen muss», sagte der heute 78-jährige Girardet am Mittwoch auf Anfrage. Rochat sei die Person gewesen, der er in der Küche am nächsten gestanden sei.

Bei der Arbeit sei dieser ernsthaft und gut gelaunt gewesen. Er habe sein Metier mit viel Leidenschaft verfolgt und sei eine charismatische Persönlichkeit gewesen.

Restaurant blieb Topadresse
Auch der Kanton Waadt würdigte am Mittwoch den verstorbenen Spitzenkoch und sprach den Angehörigen und der Familie sein Beileid aus. Rochat wurde 2008 als erster Preisträger zusammen mit Frédy Girardet mit dem kantonalen Verdienstpreis ausgezeichnet.

Bereits damals habe er den Wunsch geäussert, den Stab weiterzugeben und die Zukunft des Restaurants in Crissier sicherzustellen. Das sei ihm gelungen.

Philippe Rochat hatte das Restaurant de l'Hôtel de Ville 2012 an Benoît Violier übergeben, der auf Anhieb zum Koch des Jahres gekrönt wurde. Auch Violier erhielt 19 von 20 möglichen Gault-Millau-Punkten.

Tränen und Stille in Crissier
Violier zeigte sich am Mittwoch erschüttert: «Es ist schrecklich, wir waren wie Vater und Sohn.» Man habe heute ein Mitglied der Familie verloren. Rochat sei bei allen beliebt gewesen. Er habe alles gegeben, und das sei es, was ihn ausmache – seine Grosszügigkeit.

Er habe vom Tod seines Vorgängers um 12.30 Uhr erfahren und nach dem Mittagsdienst die Mitarbeitenden informiert. Unter den 54 Angestellten seien über ein Dutzend schon seit mehr als 15 Jahren im Restaurant tätig und hätten viele Jahre mit Rochat zusammengearbeitet.

Trotz allem wurde die Bedienung am Mittag nicht unterbrochen. «Ich war schon in der Zeit da, als er seine Ehefrau verloren hatte», sagte Violier. «Er hatte uns damals gemahnt nach vorne zu schauen und weiter zu machen.» In Crissier sei es ein Tag der Tränen und der Stille.(sda/npa)

Lesen Sie dazu ein Interview mit Philippe Rochat, erschienen in der htr hotel revue (cahier français) vom 16. Januar 2014.