Jeder Tag mehr im Lockdown verursache immense Kosten und Leid. «Die Lockdown-Strategie ist gescheitert und deshalb fordern die KMU und der SGV die Beendigung auf den 1. März», erklärte SGV-Präsident, Fabio Regazzi, am Dienstag an einer Online-Medienkonferenz.

Mit einem gezielten Schutz und Massnahmen, wie Impfungen, Testungen und Contact Tracing könne die Wirtschaftsfreiheit wieder gewährleistet werden. Auch der gesellschaftliche Austausch könnte sich so wieder schrittweise normalisieren. Der SGV erwartet zudem laut Regazzi, dass das Impfprogramm bis Ende Juni abgeschlossen ist.

Exitstrategie des Bundes gefragt
Der Bundesrat müsse jetzt eine Exitstrategie aufzeigen, da die KMU eine Perspektive in ihrer schwierigen Situation benötigten, stellte Regazzi weiter fest. In Rückmeldungen von Mitgliedern sei von einer noch nie dagewesenen Katastrophe, von Panikattacken und von der Unmöglichkeit, die Geschäftstätigkeit zu planen, die Rede.

«Die Lage ist düster und wir benötigen dringend eine Perspektive», erklärte auch Verbandsdirektor Hans-Ulrich Bigler. Der Lockdown sei «eine Hungerkurs für Gesellschaft und Wirtschaft».

Die Entscheidungsgrundlage des Bundes stelle nicht auf Fakten ab, sondern auf Szenarien über die Zukunft, und sie richte sich nach dem schlimmstmöglichen Szenario, betonte Bigler. Die Entscheidungen seien widersprüchlich. Noch im Dezember sei der R-Wert stark relativiert worden und nun basiere der aktuelle Lockdown einzig und allein auf einem R-Wert Modell.

«Unverhältnismässige Massnahmen»
Trotz stagnierender oder leicht sinkender Zahlen würden offenbar nach dem Vorbild des Auslands unverhältnismässige Massnahmen eingeführt. Die Kommunikationspolitik des Bundes sei in weiten Teilen von Alarmismus geprägt, sagte Bigler. Die wissenschaftliche Taskforce des Bundes berate den Bundesrat nicht, sondern kritisiere ihn medienwirksam.

Der SGV fordert per sofort flankierende Massnahmen, damit die KMU geordnet wieder öffnen können und gleichzeitig das Ansteckungsrisiko minimiert wird. Werner Scherrer, Präsident des Kantonalen Gewerbeverbandes Zürich, erwähnte unter anderem Terrassen- und Outdoorbetriebe für Restaurants, grosszügige und flexible Ladenöfffnungszeiten im Detailhandel oder neue Verkaufsformen, wie «Privat-Shopping».

«Komplette Flexibilisierung»
«Es braucht eine komplette Flexibilisierung, damit jedes Unternehmen seinen eigenen Weg gehen kann», so Scherrer. Die Home-Office-Pflicht müsse zudem sofort aufgehoben werden. Sie habe ausser kostspieligen und schikanösen Kontrollen nichts gebracht.

Der Gewerbeverband vertritt nach eigenen Angaben als grösste Dachorganisation der Schweizer Wirtschaft über 230 Verbände und gegen 500'000 KMU-Betriebe. Dies entspreche einem Anteil von 99,8 Prozent aller Unternehmen im Land. (sda og)