So ist der Geschäftslageindikator der Konjunkturforschungsstelle KOF der ETH Zürich im April abgestürzt. Die Schweizer Unternehmen bewerten ihre aktuelle Lage noch negativer als während der Finanzkrise vor gut zehn Jahren, wie es am Dienstag hiess.

Auch die Stimmung der Schweizer Konsumenten ist auf einem historischen Tiefpunkt. Hierzu bestätigte das Seco am Dienstag frühere Schätzungen, wonach das Coronavirus die Erwartungen für die allgemeine Wirtschaftsentwicklung und für den Arbeitsmarkt stark eingetrübt hat.

Rezession erwartet
Die Befragten gehen laut Seco von einer schweren Rezession aus und beurteilen die eigene finanzielle Lage so negativ wie seit den 90er-Jahren nicht mehr. Entsprechend drastisch haben sich denn auch die Erwartungen für den Arbeitsmarkt verschlechtert. Der Index zur erwarteten Arbeitslosigkeit ist innerhalb eines Quartals so stark angestiegen wie noch nie seit Beginn seiner Erhebung 2007.

Das Coronavirus und seine Bekämpfung hat auch die Inflation im April beeinflusst. So ist das Preisniveau gemessen am Landesindex der Konsumentenpreise (LIK) im April gegenüber dem Vormonat um 0,4 Prozent auf 101,3 Punkte gesunken, wie das Bundesamt für Statistik (BFS) mitteilte. Innert Jahresfrist ging das Preisniveau deutlich um 1,1 Prozent zurück.

Coronavirus hebelt Wirtschaft aus
«Das Coronavirus hat die Wirtschaft aus ihrer konjunkturellen Umlaufbahn katapultiert», sagte Klaus Abberger, Leiter der KOF-Konjunkturumfragen. «Die Wirtschaft hat eine Vollbremsung hingelegt.» Gleichzeitig hob der Ökonom am Dienstag während einer Videokonferenz hervor, dass die Coronakrise sämtliche Branchen vor allem auf der Nachfrageseite getroffen habe. Dagegen hätten die meisten Unternehmen mit Blick auf die Verfügbarkeit von Rohstoffen, Vorprodukten und ähnlichem nur eine leichte Beeinträchtigung ausgemacht.

Die Pandemie hat Spuren in allen Wirtschaftsbereichen hinterlassen. «Die Schweizer Wirtschaft ächzt in ihrer kompletten Breite unter der den Massnahmen und Folgen der Coronakrise», sagte Abberger.  Gleichzeitig sei in Branchen wie dem Verarbeitenden Gewerbe oder auch teilweise der Baubranche zu beobachten, dass eine starke Auftragslage in den ersten Monaten dieses Jahres den Absturz ab März etwas abgefedert hätten, wie es in einer Mitteilung des KOF zudem hiess. Allerdings dürften neue Aufträge nur noch spärlich hereinkommen. Beim Blick in die Zukunft sind die Unternehmen daher noch pessimistischer als während der Finanzkrise.

Detailhandel und Gastgewerbe brechen ein
Derweil seien die Bewertungen im Detailhandel und auch im Gastgewerbe eher selbst erklärend: In beiden Branchen ist die Bewertung der aktuellen Geschäftslage eingebrochen, so Abberger weiter. Das Gastgewerbe wurde von der Pandemie überrollt.

Aber auch der Detailhandel ist wegen der Massnahmen gegen die Ausbreitung des Coronavirus in vielen Sparten zum Erliegen gekommen. Der Geschäftsindikator ist entsprechend auf den tiefsten Stand seit 15 Jahren abgesackt. Was für Ökonom Abberger hier allerdings für eine gewisse Überraschung sorgt, sind die Erwartungen für die künftige Preisentwicklung. Denn diese sind recht stabil. «Das könnte man so lesen, dass die Detailhändler nicht planen, mit Kampfpreisen an den Markt zurückzukommen.»

Nicht nur auf die Geschäftslage dieser beiden Branchen hat sich die Pandemie ausgewirkt. Wie aus den Inflationsdaten hervorgeht, ist der Rückgang der Monatsteuerung auch auf die tieferen Preise für den Luftverkehr, Hotelübernachtungen, Pauschalreisen und für Treibstoffe zurückzuführen.

Dienstleistungsbranche vor Herausforderung
Darüber hinaus zählt der KOF-Experte auch den Dienstleistungssektor zu den grossen Verlieren der Coronakrise. Die Geschäftslage werde deutlich schlechter als etwa in der Finanzkrise 2009 eingestuft, hiess es. Die Dienstleistungsunternehmen würden einen schärferen Nachfragerückgang erwarten als damals.

Dieser Pessimismus durchziehe dabei viele Bereiche des Sektors: Sowohl im Bereich Verkehr, Information, Kommunikation als auch in den Bereichen wirtschaftliche Dienstleistungen und persönliche Dienstleistungen seien die Nachfrageerwartungen deutlich negativer als während der Finanzkrise. (awp sda)