«Es kommt jetzt auf die Banken an, dass sie ihre volkswirtschaftliche Funktion wahrnehmen», sagte Jordan wörtlich. Konkret dürfe der Kreditfluss an die Wirtschaft nicht versiegen, damit die Unternehmen diese sehr schwierige Situation überleben können.

Denn das Schweizer Finanzsystem sei mit ausreichend Liquidität ausgestattet, betonte Jordan. Die Banken hätten über die letzten Jahre substanzielle Liquiditäts- und Eigenkapitalpuffer aufgebaut. «Jetzt profitieren wir von den Massnahmen, die nach der Finanzkrise ergriffen wurden», erklärte der SNB-Chef.

Mehr Kredite ermöglichen
Und damit der Kreditfluss nicht in Stocken gerät, greift die SNB zu verschiedenen Massnahmen. Zwar bleibt der Strafzins, den Banken für Sichteinlagen bei der SNB ab einem gewissen Freibetrag zahlen müssen, bei 0,75 Prozent.

Doch den sogenannten Freibetragsfaktor hebt die SNB erneut an. Das entlastet den Bankensektor um rund 600 Millionen Franken pro Jahr und erhöht den Spielraum der Geldhäuser zur Kreditvergabe.

Zudem prüft die SNB, ob der antizyklische Kapitalpuffer gelockert werden kann, um den Spielraum der Banken noch weiter zu vergrössern. Das Instrument wurde vor bald acht Jahren eingeführt und soll die Risiken einer Immobilienblase eindämmen. Dies würde zusätzliche Milliarden in den Bilanzen der Banken befreien.

Starke Interventionen
Die SNB selbst interveniert seit einigen Wochen «verstärkt» am Devisenmarkt, damit der Schweizer Franken nicht zu stark aufwertet.
Jordan wehrte sich in diesem Zusammenhang zudem vehement gegen Vorwürfe aus den USA.

«Wir sind kein Währungsmanipulator», erklärte der SNB-Präsident. «Wir intervenieren nicht, um einen Vorteil zu erhalten.» Es gehe darum, Schaden von der Wirtschaft abzuwenden.

In dieser ausserordentlichen Situation sei die expansive Geldpolitik der Nationalbank für die Gewährleistung angemessener monetärer Bedingungen in der Schweiz nötiger denn je, stellte Jordan fest.

Geldpolitik alleine kann Krise nicht bewältigen
Thomas Jordan und sein Team haben damit ihre ersten Schritte unternommen, weitere sind in Vorbereitung. Die Nationalbank arbeite zudem eng mit dem Bundesrat zusammen, erklärte diese. Was genau mit dem Bundesrat besprochen wird, wollte Jordan nicht erläutern. Ziel sei es jedenfalls, die Wirtschaft «bestmöglich» zu unterstützen.

Denn zur Bewältigung der Krise seien nicht nur die Zentralbanken gefordert. Die wichtigsten Massnahmen müssten von der von der Gesundheitsversorgung und der Fiskalpolitik kommen, sagte Jordan nicht zuletzt mit Blick auf den Bundesrat. Dieser entscheidet am Freitag, wie er die wirtschaftlichen Folgen der Krise zusätzlich abfedern will.

Einen Punkt sprach Jordan dennoch an: Die entscheidende Frage sei, ob das Kreditrisiko bei den Banken bleibe oder auf die öffentliche Hand übertragen werde. «Das ist der Knackpunkt», sagte er. Die Erleichterungen, welche die SNB gewährt, seien auf jeden Fall genau darauf ausgerichtet – «und nicht darauf, dass Dividenden erhöht werden». Er sei fest überzeugt, dass sich die Banken ihrer Rolle bewusst seien. (awp/sda)