Als im 19. Jahrhundert der Bergtourismus in der Schweiz an Fahrt aufnahm, konzentrierte man sich vorerst auf die Sommersaison. Im Winter blieben die Hotels vorerst geschlossen, und die Bergbahnen standen still. Erst ab den 1860er-Jahren empfingen erste Kurhotels auch im Winter Gäste.

Gleichzeitig hielt der Wintersport Einzug in den Alpen. Die Gäste schätzten die Bewegung und den Zeitvertrieb. Einige Bergdörfer entwickelten sich in dieser Zeit zu eigentlichen Hotspots des Wintersports, etwa Davos, St. Moritz, Grindelwald und Leysin.

Ski
Bereits vor tausenden von Jahren nutzten die Menschen in Skandinavien Skis, um sich im Schnee fortzubewegen. In Nordeuropa – genauer in der norwegischen Provinz Telemark – wurden die Bretter im 18. Jahrhundert auch erstmals zum Vergnügen eingesetzt. Um 1850 fanden in Christiana, dem heutigen Oslo, die ersten Skirennen statt – die aber eher an heutige Langlauf-Rennen erinnern.

In der Schweiz tauchten die Skis auf, als Alpinisten sie für Bergtouren einsetzten. Doch schon bald wurde daraus ein eigenständiger Sport: 1893 wurde im Glarus der erste Skiclub der Schweiz gegründet. 1902 fanden hierzulande die ersten Skirennen statt, und 1904 wurde der Schweizerische Skiverband ins Leben gerufen.

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Viel zur Popularität des Skisports in der Schweiz haben britische Touristen beigetragen. Die sportlichen Gäste fanden rasch Gefallen am neuen Sport. Besonders bekannt wurde Skipionier Sir Arnold Lunn, der unter anderem 1922 in Mürren den ersten Slalom der Geschichte steckte. Er prägte auch das Prinzip «downhill only» und half so mit, den alpinen Skisport zu begründen. Das war eine wichtige Voraussetzung, damit Ski fahren später zum Massenphänomen werden konnte.

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In den Anfangsjahren musste man sich die Talfahrt allerdings verdienen. Die ersten Bergbahnen, die sich speziell an Wintersportler richteten, kamen erst in den 1920er-Jahren auf. Die Corvigliabahn in St. Moritz nahm 1928 speziell für die Skifahrer ihren Betrieb auf, wie der Verband Seilbahnen Schweiz schreibt. Zwei Jahre später habe auch die Parsennbahn in Davos die ersten Skisportler transportiert.

Die 1930er-Jahre wurden zur Boom-Zeit für den alpinen Skisport. Die Kapazitäten der Bergbahnen mussten entsprechend erhöht werden. Und im Dezember 1934 wurde in Davos der erste Bügelskilift der Welt eröffnet.

Eislaufen
Noch bevor die Briten den Skisport für sich entdeckt haben, waren sie auf den Eisfeldern der Tourismusorte unterwegs. Bereits 1870 gründeten britische Gäste in Davos den ersten Skating Club der Schweiz. Ende des 19. Jahrhunderts entstand im Bündner Bergort die grösste Eisanlage Europas. Davos wurde laut Historischem Lexikon der Schweiz zum Zentrum des europäischen Eissports.

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Eislaufen war zu dieser Zeit bereits ein Vergügen, das nicht nur der gehobenen Klasse vorenthalten war. Beliebt waren Stahlkufen zum Umschnallen, und gelaufen wurde oft auch auf zugefrorenen Seen.

1911 gründeten Mitglieder der Skating Association St. Moritz den Schweizer Eislauf-Verband, dem 1913 die Eislaufvereine von Lausanne, Genf und Adelboden beitraten. Ebenfalls in St. Moritz fanden 1919 die ersten Schweizermeisterschaften statt. Der Wettbewerb umfasste die Disziplinen Eiskunstlauf im Einzellauf der Männer sowie Eisschnellauf der Männer durchgeführt. Die Frauen konnten erstmals 1931 in Zürich mittun.

Curling
Es waren ebenfalls die Briten, die gegen Ende des 19. Jahrhunderts den Curling-Sport in die Schweiz brachten. Davor war die Präzisionssportart vor allem in Kanada und in Schottland verbreitet. Das erste internationale Curling-Turnier fand aber 1880 in St. Moritz statt. Im gleichen Jahr gründeten britische Gäste in Davos auch den ersten Curling Club der Schweiz.

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Im Gegensatz zum Eislaufen war Curling lange Zeit der Sport der noblen britischen Gäste. Der erste schweizerische Curling Club wurde erst 1913 in Grindelwald gegründet.

Eishockey
Wer genau zum erstenmal Hockey auf einer eisigen Unterlage gespielt hat, ist umstritten. Klar ist, dass die Wiege des heutigen Eishockeys in Kanada liegt. Ebenso klar ist, dass die Wiege des Eishockeys in der Schweiz in der Romandie liegt. Die Waadtländer Kurorte Leysin und Les Avants oberhalb von Montreux taten sich dabei besonders hervor. Der in La Tour-de-Peilz VD geborene Max Sillig gründete 1904 die Westschweizer Hockey Liga, woraus wenige Jahre später der Nationale Eishockeyverband hervorging. In Les Avants fanden 1910 auch die ersten Europameisterschaften statt.

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Es dauerte nicht lange, bis auch in der Deutschschweiz Eishockey populär wurde. 1925 und 1935 wurde die Schweizer Nationalmannschaft in Davos gar Europameister. Seit 1923 findet in Davos der vom Arzt Carl Spengler gestiftete Spengler Cup statt, der heute zu den ältesten Hockeyturnieren der Welt zählt. Aus klimatischen Gründen fanden Eishockeyspiele damals vor allem im alpinen Gebiet statt. Erst mit dem Bau der ersten Kunsteisbahn in Zürich wurde ab den 1930er-Jahren auch in den Städten Eishockey gespielt.

Schlitten und Bob
Ursprünglich waren Schlitten reine Arbeitsgefährte, mit denen die Menschen im Winter Holz und andere Güter transportierten. Es waren die Briten, die sich im 19. Jahrhundert einen Spass daraus machten, mit den Transportmitteln den Hang hinunter zu flitzen. 1872 bauten Engländer hinter dem Hotel Kulm in St. Moritz eine erste künstliche Schlittenbahn. Im Engadiner Kurort, genauer im Ortsteil Cresta, wurde zudem die Sportart Skeleton erfunden, bei der sich die Athleten kopfvoran in den Eiskanal stürzen.

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Die Bündner Berge waren auch Austragungsort des ersten Schlittenrennens der Geschichte: In Davos brausten wagemutige Rodler von Davos-Wolfgang nach Klosters – auf Schlitten, die heute als Davoser bekannt sind. Ob dieses legendäre Rennen 1881, 1882 oder erst 1883 stattgefunden hat, darüber sind sich die Quellen uneinig. 1883 gründete der englische Literat John Addington Symonds in Davos den ersten Schlittelclub der Schweiz, den Davos Toboggan Club.

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Aus dem Schlitten- entwickelte sich um 1890 der Bobsport. Die ersten Bobs waren nichts anderes als zwei Schlitten, die miteinander verbunden wurden. Bereits 1892 fand in St. Moritz das erste Bobrennen statt, und 1903 wurde dort die erste Bobeisbahn gebaut. Interessant ist, dass der Bobsport damals keineswegs eine reine Männerdomäne war. Frauen, die bei den Olympischen Spielen erst seit 2002 im Bob antreten dürfen, waren beim Rennen Grand National von 1897 in St. Moritz zugelassen.

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Manchmal weckte der Schnee aber auch nur das Kind in den Reisenden und sie duellierten sich in einer Schneeballschlacht:

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