Geboren und aufgewachsen in Unterseen bei Interlaken, ist mir die touristische Welt von Kindesbeinen an vertraut. Meine Karriere begann jedoch im Wallis – einer Region, zu der ich schon immer eine besondere Verbindung hatte, denn 15 Jahre lang war das Lötschental mit unserem Chalet ein fester Bestandteil meines Lebens.
Steckbrief
Name: Fabienne Frutiger
Alter: 36 Jahre
Herkunft: Unterseen bei Interlaken
Ausbildung: Bachelor of Science in Tourism
Tätigkeit: Tourismusdirektorin Haslital Tourismus und Geschäftsleitungsmitglied Jungfrau Region Tourismus AG
Karrierewunsch: Den Schweizer Tourismus vorantreiben und unsere Region sowie die Schweiz der Welt schmackhaft machen.
In meinen Koffer packe ich ...
... viele Sportklamotten – Ferien ohne Bewegung gibt es bei mir nicht.
In die Branche bin ich über die 5-Sterne-Hotellerie eingestiegen, am Fuss des weltberühmten Matterhorns, in Zermatt. Ich wollte dort bleiben, wo auch mein Herz höherschlägt. Nach einem Jahr Hotellerie wechselte ich zu Zermatt Tourismus, wo ich während fünf Jahren an vorderster Front arbeitete und Menschen aus aller Welt begegnete. Diese Zeit direkt am Puls von Zermatt sowie die Disziplin der 5-Sterne-Hotellerie waren prägend.
Ich bin überzeugt: Jede und jeder im Tourismus sollte einmal im direkten Gästekontakt gearbeitet haben – nichts schärft das Verständnis für Zielgruppen besser. Bereits während meines Studiums hatte ich ein klares Ziel: Der nächste Schritt sollte Schweiz Tourismus sein. Was auch klappte, und Frankfurt wurde mein neuer Arbeitsort. Während fast sieben Jahren durfte ich in verschiedenen Positionen bei Schweiz Tourismus Deutschland mit einem grossartigen, familiären Team und spannenden Projekten wertvolle Erfahrungen sammeln. Der Blick auf die Schweiz von aussen war lehrreich. Ein Perspektivenwechsel, den ich allen empfehlen würde.
Nach einem kurzen Abstecher zum Ski-Weltcup Adelboden war mir klar: Jetzt ist der Moment gekommen, um mich auf meinen Traum und mein Ziel zu fokussieren – die Leitung einer Destination. Als mein Vater mir die Ausschreibung von Haslital Tourismus weiterleitete, wusste ich sofort: Das ist es. Ich kenne das Haslital seit meiner Kindheit – der Muggestutzweg war schon damals ein Highlight. Seit zwei Jahren führe ich nun diese faszinierende Region als Tourismusdirektorin mit viel Herzblut.
Tourismus bedeutet für mich ständige Bewegung und kontinuierliches Lernen. Niemand ist perfekt, Weiterentwicklung ist wichtig. Ich lese viel, tausche mich regelmässig mit Kolleginnen und Kollegen aus der Branche aus und scheue mich nicht, Neues anzugehen und auszuprobieren. Was es braucht im Tourismus? Leidenschaft, Kreativität und Freude am Dialog. Die Branche ist im Wandel, sie wird komplexer, die Erwartungen steigen. Wer Menschen nicht mag oder Innovation scheut, wird es schwer haben. Flexibilität, Resilienz und die Fähigkeit, nicht alles persönlich zu nehmen, sind entscheidend – gerade in Führungspositionen im Tourismus.
Wenn man mich nach Trends fragt, halte ich mich bewusst zurück. Die Welt ist volatil – politische Umbrüche, Krisen und wirtschaftliche Unsicherheiten machen langfristige Prognosen schwierig. Es geht heute vielmehr darum, bereit zu sein für das Unerwartete und schnell reagieren zu können. Ich arbeite gerne im Team, gebe mein Wissen weiter, motiviere und begleite Menschen auf ihrem Weg. Dabei geht es nicht nur ums «Liefern», sondern auch darum, die Person hinter der Arbeit zu sehen und diese zu respektieren. Das Haslital ist eine wunderbare Region mit viel Potenzial. Um dieses Potenzial zu entfalten, braucht es alle – nicht nur eine Direktorin. Tourismus ist Gemeinschaftsarbeit. Und schliesslich liegt mir auch die Zukunft des Tourismus am Herzen: Unsere Natur ist der Hauptgrund, weshalb Gäste zu uns kommen. Wir sollten ihr mit noch mehr Achtsamkeit begegnen. Ich wünsche mir zudem mehr Frauen in oberen Führungspositionen im Tourismus – Vielfalt tut jeder Organisation gut. Und ich hoffe, dass die Vereinbarkeit von Beruf und Familie in der Schweiz künftig besser gelingt – da haben wir im Vergleich zu anderen Ländern und Branchen noch Aufholbedarf.
Die Zukunft verlangt neben digitalen Skills und technologischem Know-how vor allem eines: Menschlichkeit. Der Tourismus ist ein People-Business – und das wird sich nie ändern. Ich habe viele Ideen und Visionen. Die aktuelle Arbeit ist herausfordernd – aber ebenso spannend. Ich freue mich darauf, gemeinsam mit vielen engagierten Menschen die touristische Zukunft weiterzuentwickeln.
In der Serie «Es stellt sich vor ...» kommen in Zusammenarbeit mit dem Verband Schweizer Tourismusmanager:innen (VSTM/ASMT) regelmässig junge Tourismusprofis zu Wort.