Die internationale Tierschutzorganisation Vier Pfoten plant die baldige Rettung einer ehemaligen Zirkusbärin aus der Ukraine. Das Wildtier soll aus ihrem winzigen Käfig, in dem sie nun schon seit Monaten ausharren muss, befreit und bereits in den nächsten zehn Tagen ins artgemässe Bündner Bärenschutzzentrum nach Arosa gebracht werden. «Vier Pfoten» will der 11-jährigen Braunbärin namens Jambolina noch in diesem Jahr ein Leben in weitläufiger Umgebung ermöglichen.

Laut den Informationen und Auskünften des Halters wurde die Bärin im Januar 2009 in einem Zoo auf der Krim geboren. Nur wenige Wochen nach ihrer Geburt wurde sie dann gemäss seinen Aussagen von ihm gekauft und als Zirkusbär trainiert. Jambolina trat bis zum März 2020 als «Attraktion» in Zirkussen auf, überwiegend in der Ukraine, aber auch im Ausland.

Die aktuelle Situation von Bären in der Ukraine
Die Privathaltung von Bären ist in der Ukraine seit 2011 gesetzlich reguliert, d.h. Bären dürfen nach Ukrainischem Recht nur noch unter bestimmten Kriterien gehalten werden. So muss ein Nachweis darüber erbracht werden, dass die Bären keine Wildfänge sind, sondern aus Zucht entstammen, zudem muss eine offizielle Genehmigung der Behörden vorliegen. Darüber hinaus sind Haltungsvorgaben definiert, die allerdings völlig unzureichend sind. Ein ausgewachsener Bär darf in einem Gehege von nur 30 m² und einer Höhe von mindestens 3 Metern gehalten werden.
Gemäss der internationalen Tierschutzorganisation leiden so Bären in der Ukraine weiterhin, da die Mindestvoraussetzungen für die Haltung der Tiere minimal sind und das Gesetz weder effektiv umgesetzt oder kontrolliert noch entsprechende Strafen ausgestellt werden.
Die Wildtierhaltung und -vorführung in Zirkussen in der Ukraine ist noch erlaubt, es läuft aber aktuell eine Initiative für ein Wildtierverbot in Zirkussen im ukrainischen Parlament. Vier Pfoten kämpft im Rahmen der #Saddestbears Initiative dafür, die Privathaltung von Bären in der Ukraine gänzlich zu verbieten bzw. in einem Teilschritt zumindest die Vorgaben für die private Haltung der Tiere zu erhöhen.

Bedingt durch die Covid-19 Restriktionen und die Absage vieler öffentlicher Veranstaltungen konnte der Halter mit der Braunbärin ab März 2020 nicht mehr auftreten. Seitdem werde das Wildtier in einer nur wenigen Quadratmeter grossen Transportkiste aus Metall gehalten, die sich in der Garage ihres Halters befindet. In der Kiste könne sich die Bärin kaum bewegen und auch nicht aufrecht stehen, heisst es laut einer Mitteilung aus Arosa. Der Besitzer sei sich aber bewusst, dass die Haltung der Bärin nicht artgemäss sei, und da er künftig auch nicht mehr als Tiertrainer arbeiten möchte, sei er auf der Suche nach einer dringenden Lösung für das Tier.

Ein weiterer Bär fürs Arosa Bärenland
«Vier Pfoten» hätte mit dem Bärenwald Domazhyr ein eigenes Bärenschutzzentrum in der Ukraine, um den Bären vor Ort ein neues Zuhause zu bieten. Da das ukrainische Bärenschutzzentrum aber mit 22 Bären voll ausgelastet sei und aktuell keinen Platz mehr für weitere Bären habe, musste nun kurzfristig eine Lösung für Jambolina im Ausland gefunden werden. Nun werde «Vier Pfoten» die Rettung der Braunbärin übernehmen. Die Tierschutzorganisation plant, Jambolina trotz der schwierigen Umstände aufgrund der Coronavirus-Pandemie, bereits in den nächsten zehn Tagen ins Bündner Bärenschutzzentrum Arosa Bärenland zu überführen.

Alexandra Mandoki, Länderchefin von «Vier Pfoten Schweiz» freut sich: «Als Kooperationspartner vom Arosa Bärenland, haben wir zusammen mit Pascal Jenny, dem Präsident der Stiftung Arosa Bären, beschlossen, dass wir uns der Bärin annehmen. Es wird sicher ein emotionaler Moment, wenn Jambolina zum ersten Mal das Aussengelände in den Bündner Bergen erkunden und endlich eine artgemässe Haltung erfahren kann.» (htr)

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