In rund 500 Gemeinden darf künftig keine Zweitwohnung mehr gebaut werden, weil der von der Zweitwohnungs-Initiative festgelegte Anteil von 20 Prozent erreicht ist. In diesen Gemeinden entstanden zwischen 2000 und 2010 jährlich rund 2500 Zweitwohnungen, wie aus einer Mitteilung des Staatssekretariats für Wirtschaft (Seco)  vom Donnerstag heisst. Das entspricht Investitionen von rund 1,2 Milliarden Franken pro Jahr.

Wie sich der Wegfall der Bautätigkeit auf den Tourismus und die Volkswirtschaft auswirkt, liess das Seco in zwei Gutachten analysieren.

Im einen Gutachten von BHP Hanser und Partner wurden die Auswirkungen auf die Finanzierung von Beherbergungsbetrieben und Tourismusinfrastrukturen untersucht sowie Handlungsoptionen für die Tourismusakteure und die Politik aufgezeigt.

Dabei würden gegenüber dem Szenario ohne Zweitwohnungsinitiative die Hotelbauinvestitionen (Neu- und Umbau) im Jahr 2016 um bis zu 200 Mio. Franken tiefer liegen. In den Folgejahren werde sich diese Differenz voraussichtlich aber wieder verringern.

Betroffen wäre vor allem die gehobene Hotel-Klasse mit mehr als drei Sternen, da solche Bauten oft durch den Bau und Verkauf von Zweitwohnungen querfinanziert werden. Zunehmen dürften Feriendörfer, schreibt das Seco weiter.

Verlust von 8600 Arbeitsplätzen
In einem weiteren Gutachten von BAK Basel wurden auch die volkswirtschaftlichen Auswirkungen der Zweitwohnungsinitiative untersucht. Dabei verglich das Forschungsinstitut die Situation ohne Initiative und aufgrund der Verordnung, mit der Bundesrat die Initiative vorläufig umsetzen will.

Im Alpenraum könnte demnach wegen der Zweitwohnungsinitiative die Zahl der Erwerbstätigen bis 2015 um 8'600 sinken, das sind 0,8 Prozent weniger. Bis 2025 rechnen die Analysten mit einem Rückgang von 4'800 Arbeitsplätzen (-0,5 Prozent).

Von diesem Rückgang seien in erster Linie die Bauwirtschaft sowie die Immobilienbranche betroffen.  Ausgehend von den Grundsätzen der Verordnung sieht das Seco die Auswirkungen der Zweitwohnungsinitiative aus volkswirtschaftlicher Sicht insgesamt als verkraftbar, weist jedoch drauf hin, dass  regional akzentuierte Effekte nicht ausgeschlossen werden können.

Mehr Arbeitsplätze in der Hotellerie
Als Gewinner sieht die BAK-Studie Hotels und die Anbieter von Ferienwohnungen, bei denen die Nachfrage steigen wird, da die Tourismusnachfrage insgesamt steigen dürfe. Das Forschungsinstitut rechnet dabei auch mit mehr Arbeitsplätzen sowie einem effizienteren Wirtschaften.
 
Die Wertschöpfung folgt nach der Studie dem gleichen Pfad wie die Beschäftigungssituation. Nach dem wahrscheinlichsten Szenario dürfte 2015 der grösste Einbruch beim Bruttoinlandprodukt (BIP) im Alpenraum mit -0,7 Prozent erreicht sein, 2025 könnte das Minus noch 0,4 Prozent betragen. Die Wertschöpfung im Zusammenhang mit Zweitwohnungen macht im Alpenraum rund 6 Prozent des BIP aus.
 
Bei den Steuern errechnet die Studie einen Verlust von 92 Millionen Franken bis 2015. 2025 dürfte das Minus noch immer 73 Millionen Franken betragen.

Das Seco plädiert für eine «tourismusfreundliche Ausführungsgesetzgebung». Mithilfe der beiden Wirkungsanalysen will  das Amt prüfen, ob flankierende Massnahmen für den Tourismus sinnvoll wären. Allerdings gebe es schon heute entsprechende Förderinstrumente wie die Neue Regionalpolitik (NRP), Innotour oder die Schweizerische Gesellschaft für Hotelkredit (SGH), hält das Seco fest.

Der Bundesrat will im kommenden Juni einen Tourismusbericht vorlegen, in dem er ebenfalls flankierende Massnahmen thematisieren will. (npa)

Mehr zur Hotelfinanzierung und Tourismusförderung lesen Sie auch in der htr hotel revue vom 21. Februar 2012 (im E-Paper)

Siehe auch Aritkel oben rechts