Am 21. Juni 2019 haben sich Regierungsrat Marcus Caduff (Kanton Graubünden), Regierungschef-Stellvertreter Dr. Daniel Risch (Fürstentum Liechtenstein), Landesrat Johannes Rauch (Vorarlberg), Behördenvertreter/-innen und Gemeindevorsteher bzw. -präsidenten/-innen aus allen drei Ländern auf Sareis in Malbun (FL) zur Präsentation der Machbarkeitsstudien getroffen. 

Das Fürstentum Liechtenstein und die Talschaften Walgau, Brandnertal und Montafon im Vorarlberg sowie das Prättigau im Kanton Graubünden entsprechende Studien für einen Internationalen Naturpark Rätikon erarbeitet. Die natur- und kulturräumlichen Voraussetzungen, die regionalökonomischen Strategien, die vorhandenen Marktpotenziale, die rechtlichen und organisatorischen Rahmenbedingungen zeigen auf, dass ein grenzüberschreitender Naturpark im Rätikon gut machbar wäre, heisst es in einer gemeinsamen Mitteilung.

Für alle Teilgebiete eine Machbarkeitsstudie
Eine Machbarkeitsstudie ist der erste Schritt für die mögliche Planung eines Naturparks. Im Gebiet des Rätikons wurde geprüft, ob die Errichtung eines grenzüberschreitenden Naturparks grundsätzlich möglich wäre.

Das Untersuchungsgebiet für einen Naturpark Rätikon ist auf drei Länder verteilt: auf Schweizer Seite gehört der grösste Teil des Prättigaus mit den neun Gemeinden Seewis, Grüsch, Furna, Schiers, Luzein, Jenaz, Küblis, Fideris und Klosters-Serneus dazu, in Vorarlberg sind die Talschaften Walgau mit den Gemeinden Frastanz, Nenzing und Bürs, das Brandnertal mit den Gemeinden Brand und Bürserberg, das Montafon mit den Gemeinden Vandans, Tschagguns und St. Gallenkirch einbezogen und auf Liechtensteiner Seite sind alle elf Gemeinden Teil des Untersuchungsperimeters.

 Für alle drei Teilgebiete wurde je eine Machbarkeitsstudie erstellt. Eine vierte Abklärung befasst sich mit der Frage, wie ein Drei-Länder-Naturpark organisiert werden könnte. Die nun auf Sareis erstmals öffentlich vorgestellten Studien wurden von der Zürcher Hochschule für angewandte Wissenschaften ZHAW (Forschungsgruppe Tourismus und Nachhaltige Entwicklung Wergenstein, Kanton Graubünden) erstellt. 

Regionen sind historisch und kulturell verbunden
Der Rätikon ist der «Hausberg» der angrenzenden Gemeinden im Vorarlberg, im Liechtenstein und im Kanton Graubünden. Alle untersuchten Teilgebiete weisen sowohl im Siedlungsgebiet wie auch im Gebirge hohe Natur- und Landschaftswerte aus. Ein Naturpark würde keine neuen Schutzgebiete ausscheiden, sondern die Bestehenden erhalten und weitere Aufwertungsmassnahmen unterstützen.  

Der Rätikon ist aber nicht nur ein «Naturspektakel». Er verbindet die Regionen auch historisch und kulturell. So waren es in allen drei Ländern die Walser/-innen, die das Gebiet vor rund 700 Jahren besiedelten. Diese kulturellen Gemeinsamkeiten manifestieren sich zum Beispiel in der Sprache, in der Baukultur und in der Kulturlandschaft. Die Land- und Alpwirtschaft, der natur- und kulturnahe Bergtourismus sind bereits heute ein wichtiges ökonomisches Standbein für die Bewohner/-innen rund um den Rätikon. Die vorhandenen Entwicklungsstrategien würden sehr gut in eine Positionierung als Naturpark passen.

Grösster Drei-Länder-Naturpark im Alpenraum
Auf der Nachfrageseite im Alpentourismus zeichnet sich ab, dass es eine wachsende Zielgruppe gibt, die sich an den Inhalten eines Naturparks orientiert und naturnahe, regionaltypische Angebote sucht. Ein Internationaler Naturpark Rätikon wäre der grösste Drei-Länder-Naturpark im Alpenraum. Mit der Positionierung im Segment des nachhaltigen Bergsports und der gemeinsamen Walserkultur könnte eine starke Strategie in einem «neuen und grenzenlosen» Entwicklungsraum formuliert werden.

Während der Erarbeitung der Machbarkeitsstudien wurden auch verschiedene Workshops und Informationsveranstaltungen durchgeführt. Eine nicht repräsentative Befragung und Experteninterviews ergaben in allen Ländern ein tendenziell positives Bild für die Akzeptanz eines Internationalen Naturparks. In der weiteren Projektarbeit wird es wichtig sein, mit Mitwirkungsmöglichkeiten, Informations- und Diskussionsanlässen die Bevölkerung am Entwicklungsprozess stärker zu beteiligen.  

Managementpläne sollen bis im Sommer 2020 erstellt sein
Die Ergebnisse der Machbarkeitsstudien werden in den drei beteiligten Ländern nun diskutiert. Anschliessend wird auf Gemeinde- und Landes-, und Kantonsebene darüber befunden, ob ein Managementplan für jedes Teilgebiet ausgearbeitet werden soll. Im Managementplan würde definiert, welche konkreten Projekte im Rahmen einer Parkerrichtung angegangen werden sollen, wie die Trägerschaften aufgebaut werden und wie die Finanzplanung aussehen könnten.

Der Zeitplan sieht vor, dass die Managementpläne zusammen mit allen interessierten Kreisen und mit der Bevölkerung bis in den Sommer 2020 erstellt sein sollten. Anschliessend würden wiederum die Gemeinden sowie die beteiligten Länder bzw. der Kanton Graubünden befinden, ob die Umsetzung eines Internationalen Naturparks Rätikon angegangen wird. (htr)