Nach den Rekordzahlen in den Vorjahren mit jeweils mehr als einer Million Besuchern folgte im Jahr 2020 ein historischer Einbruch bei der Hauptattraktion der Region. Letztmals seien in den 1980er-Jahren weniger Touristen auf das Jungfraujoch gekommen, teilte das Bahnunternehmen am Dienstag mit. Der Ausflugsverkehr war durch den verordneten Lockdown ab Mitte März für 83 Tage zum Erliegen gekommen.

Nach der Wiedereröffnung im Juni war das Jungfraujoch dann fest in Schweizer Hand. «In den Sommermonaten kamen rund 95 Prozent der Gäste aus der Schweiz», sagte CEO Urs Kessler am Dienstag im Gespräch mit AWP. Das Geschäft sei durch Spezialangebote und Promotionen im Heimmarkt stark belebt worden.

Grössere Wetterabhängigkeit
Die höhere Nachfrage aus dem Inland hat aber den Wegfall der vorwiegend aus Asien stammenden internationalen Touristen nicht kompensieren können. Und im Vergleich zu den lange im Voraus buchenden Gästen aus Asien, konnten sich die Schweizer die schönen Ausflugstage aussuchen.

«Wir sind viel stärker vom Wetter abhängig geworden», stellte Kessler fest. Die Organisation des Tagesgeschäftes musste daher angepasst werden. Um das Rollmaterial und das Personal optimal einzusetzen, sei der Betrieb deshalb mit einer Vorlaufzeit von ein bis zwei Tagen anhand der die Wetterprognosen organisiert worden, sagte Kessler. Das Instrument der Kurzarbeit habe dabei geholfen, die Kosten tief zu halten.

Guter Start in die Wintersaison
Mit dem Start in die Wintersaison zeigt sich der Chef der Jungfraubahn zufrieden. So wurden bis Ende Dezember für die Jungfrau-Ski-Region 153'700 Eintritte verkauft, das sind «nur» 7 Prozent weniger als im Vorjahr. «Unter Berücksichtigung, dass die Restaurants geschlossen waren, ist dies sicher erfreulich.»

Eine wichtige Rolle für das verhältnismässig gute Abschneiden dürfte dabei die Eröffnung des gesamten V-Bahnprojekts Anfang Dezember gespielt haben. Die Kundenresonanz bezüglich geringerer Wartezeiten und einem schnelleren Transport ins Skigebiet sei «durchaus positiv» ausgefallen.

Für den weiteren Verlauf der Saison zeigt sich Kessler überzeugt, dass die Skigebiete offen bleiben werden. Die Umsetzung der Coronakonzepte funktioniere gut und es gebe auch keine Hinweise für Ansteckungen beim Skifahren.

Flaute bei Buchungen
Rund um die Buchungen für das laufende Jahr sei es aber weiterhin «sehr still», räumte der CEO ein. Mit dem Start der Impfungen und dem Hochfahren der internationalen Flüge sollte sich dies aber bald wieder ändern, so die Hoffnung. Wie Gespräche mit den internationalen Partnern zeigten, sei das Bedürfnis zu Reisen derzeit «so stark wie nie».

Die vollständigen Geschäftszahlen für 2020 werden am 8. April publiziert. Im September stellte das Bergbahnunternehmen rote Zahlen für 2020 in Aussicht. (awp sda)